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Schönheitsoperationen Schönheitsoperationen: Flucht vor den Falten

Von Hilke Segbers 02.04.2004, 20:27

Halle/MZ. - "Der natürliche Alterungsprozess der Haut lässt sich zwar auch durch ein Facelifting nicht aufhalten", sagt Klaus Exner, Chefarzt der Abteilung für Chirurgie im St. Markus Krankenhaus in Frankfurt (Main). "Doch können die Alterserscheinungen um zirka zehn Jahre zurückversetzt werden."

"In Deutschland werden jährlich 5 000 bis 10 000 Liftings gemacht", sagt Hans-Jürgen Bargmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästethisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) in Karlsruhe. Es gibt aber auch Schätzungen mit deutlich höheren Zahlen.

Der Eingriff werde von zahlreichen Ärzten angeboten - der Patient aber sollte sich nicht nur einen Facharzt, sondern auch einen versierten Operateur suchen. "Wer 50 Liftings im Jahr macht, gehört zu den erfahrenen Leuten."

"Das typische Facelifting gibt es nicht", sagt Exner, der sich auch in der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) in Berlin engagiert. Es komme darauf an, welche Veränderungen der Patient wünscht. "Mit der Straffung der Stirn werden die Augenbrauen angehoben und die Zornesfalten geglättet. Ein Schläfenlifting führt zusätzlich zu einer Straffung der Augenpartie." Und bei einem Wangenlifting würden nicht nur die Falten in dieser Region entfernt, auch vom Jochbogen abgerutschtes Fettgewebe werde wieder an Ort und Stelle gebracht.

Zu früh sollte man sich nicht für die Schönheit unter das Messer legen. "Der ideale Zeitpunkt ist zwischen 45 und 50 Jahren", sagt Professor Werner Mang von der Bodenseeklinik in Lindau. Dann hänge die Haut am Hals noch nicht so und auf Schnitte hinter dem Ohr könne der Operateur verzichten. Zu lange sollte aber auch nicht gewartet werden: "Je früher ein Lifting gemacht wird, desto effektiver ist es und desto haltbarer."

Jüngere Patienten entscheiden sich oft für ein so genanntes Mannequin- oder Minilift. "Das spielt sich vorwiegend im Bereich der Schläfen ab", erklärt Exner. Es mache aber nur Sinn, wenn wirklich nur kleinere Veränderungen vorgenommen werden sollen. Im Normalfall würden Schläfen, Wangen und Hals auf einmal operiert - die Kosten für ein solches "großes" Lifting: rund 10 000 Euro.

Ständig am Gesicht herumzukorrigieren - erst die Lider, dann die Wange und irgendwann auch den Hals - halten Experten für falsch. "Am besten kommt man mit 50 Jahren, lässt alles machen und dann nie wieder", so Mang. Auch in den USA werde viel zu viel und zu oft geliftet, "das führt dann zu starren Gesichtern." Wer sich aber für mehrere Eingriffe entscheide, sollte nicht den Arzt wechseln.

Beim Facelift spiegeln immer neue Begriffe wie Bio-, Soft- oder Mask-Lifting Neuentwicklungen und sanftere Operationsmethoden vor. Davon sollte sich niemand irritieren lassen - ein Chirurg kann nur mit Schnitten ein Gesicht verändern. "Grundsätzlich gibt es in der Schönheitschirurgie wenig echte Neuentwicklungen", sagt Gernot Teichmann, Chefarzt der Privatklinik Düsseldorf. Der Trend gehe eher zurück zu bewährten Verfahren. "Hier ist das Risiko durch jahrelange Erfahrungen eingrenzbar."

Einige Ärzte setzen dennoch auf neue Technologien wie Laser- oder Radiochirurgie. Letztere arbeitet mit Hochfrequenzradiowellen. "Schon bei leichter Berührung durchtrennt ein dünner Draht durch Verdampfen der Zellen die Haut", erläutert Dimitrije Panfilov, plastischer Chirurg aus Bonn-Bad Godesberg. Ein Operateur mit Skalpell übe automatisch mechanischen Druck und Zug aus. "Dabei kann es zum Verziehen der Haut oder Quetschungen kommen."

Ein Facelifting dauert drei bis fünf Stunden und wird fast immer in Vollnarkose vorgenommen. Ein bis zwei Tage verbringen die Patienten in der Regel im Krankenhaus. Nach etwa acht Tagen werden die Fäden gezogen, dann darf auch erstmals wieder vorsichtig das Haar gewaschen werden. Versprechungen, dass man nach zwei Wochen wieder gesellschaftsfähig sei, sind den Experten zufolge unseriös. "Wir sagen unseren Patienten immer, dass sie vier bis sechs Wochen einplanen sollen", sagt Detlef Witzel, Facharzt für Plastische Chirurgie und Chefarzt der Abteilung Ästhetisch-Plastische Chirurgie der Havelklinik in Berlin.

Den Ärzten zufolge regenerieren sich die Nerven im allgemeinen innerhalb von drei bis sechs Monaten. Generell ist ein Lifting nach Angaben der Operateure relativ risikoarm. "Schließlich ist es eine Operation am gesunden Patienten", sagt Witzel. Die Verbraucherzentrale warnt dennoch: "Es handelt sich schließlich um eine Operation", sagt Psychologin Angela Reschke.

Übrigens: Auch nach einem Facelifting sind die Falten nicht völlig weg. "Mimikfältchen über der Lippe etwa verschwinden durch die Straffungen nicht", so Mang. Zu hohe Erwartungen sollte der Patient ohnehin nicht haben. "Jeder kann immer nur das verändern, was er von Natur aus mitbekommen hat."