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Reiseschutz Reiseschutz: Ein kleiner Stich kann Leben retten

Von Horst Heinz Grimm 19.11.2004, 20:16
Leichte Nebenwirkungen zu erwarten - im Allgemeinen wird die Gelbfieberimpfung aber gut vertragen. (Foto: dpa)
Leichte Nebenwirkungen zu erwarten - im Allgemeinen wird die Gelbfieberimpfung aber gut vertragen. (Foto: dpa) Tropeninstitut München

München/Hamburg/dpa. - Der Grenzbeamte auf dem Flughafen vonLibreville im westafrikanischen Staat Gabun blieb hart. «Ohnegültigen Gelbfiebernachweis bekommen Sie keinen Einreisestempel»,sagte er lakonisch. Auch Bitten und Drohungen des Kaufmanns ausEuropa stimmten ihn nicht um. Schließlich erschien der Chef derGrenzpolizei, nahm Pass und Flugticket - und wenig später saß derReisende ohne Impfung wieder im Flieger zurück nach Paris, wo ergestartet war.

«Eine Impfung gegen Gelbfieber kann man nicht ernst genug nehmen»,sagt der Arzt Hinrich Sudek vom Bernhard-Nocht-Institut fürTropenmedizin in Hamburg. «Es ist eine lebensbedrohendeViruserkrankung, die im tropischen Afrika südlich der Sahara und imtropischen Südamerika vorkommt.» Überträger ist die Gelbfiebermücke(Aedes Aegypti). Das Virus zirkuliert in Affenpopulationen imtropischen Dschungel und kann durch Stechmücken auf den Menschenübertragen werden - und von den so Infizierten auf andere Personen.

Publikationen zu dieser Infektionskrankheit nennen alsVerbreitungsgebiet in Afrika einen Gürtel zwischen dem 15. nördlichenund etwa dem 10. südlichen Breitengrad, in Lateinamerika ein Gebietzwischen 15 Grad nördlich und 40 Grad südlich. In diesen Gegendenliegen beliebte Fernreisegebiete, und nicht alle sind inInformationen der Reisebüros als Risikogebiete ausgezeichnet.Schreibt ein Land den Impfschutz allerdings vor, wird bei derEinreise auch kontrolliert.

«Auch wenn aktuell eine Gelbfieberimpfung nicht vorgeschriebenist, sollte man sie grundsätzlich bei Reisen in gefährdete Gebietehaben», sagt der Tropenmediziner Thomas Löscher von der UniversitätMünchen. In Brasilien sei die Infektion früher vor allem auf dasAmazonasgebiet begrenzt gewesen. «Inzwischen gibt es Ausbrüche auchin anderen Gegenden, beispielsweise nahe der Hauptstadt Brasilia. Nuraus den Küstenregionen ist nichts bekannt.»

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt eine Liste jenerStaaten, die bei der Einreise den Impfschutz verlangen. Dort tauchenauch asiatische Länder auf, in denen die Krankheit selbst zwar nichtvorkommt, wohl aber die übertragenden Insekten. Um ein Risikoauszuschließen, verlangen die Gesundheitsbehörden einenentsprechenden Vermerk im Impfpass, wenn Reisende aus gefährdetenGebieten Afrikas und Lateinamerikas kommen. Im internationalenImpfpass muss die Gelbfieberimpfung bestätigt sein.

«Die Impfung unter die Haut ist ein minimaler Stich, geradezubanal», beschreibt Sudek die Immunisierung. Löscher weist darauf hin,dass der Geimpfte eine «Lebendimpfung» mit abgeschwächten, abervermehrungsfähigen Viren erhält und «eine still verlaufendeInfektion» durchmacht. «In der Regel ist die Impfung sehr gutverträglich, und der Schutz hält mindestens zehn Jahre an, meist auchlänger.» Der offizielle Impfschutz ist von der WHO mit zehn Jahrenfestgelegt und wird auch so von den Gesundheitsbehörden anerkannt.

Aber es kann auch Reaktionen geben wie eine leichte Rötung an derEinstichstelle. Außerdem werden laut Tropenarzt Sudek bei etwa fünfbis zehn Prozent der Geimpften während der Virusvermehrung im Körpergrippeähnliche Symptome, beispielsweise Abgeschlagenheit, leichteTemperaturerhöhungen sowie Kopf- und Gliederschmerzen beobachtet. Indieser Zeit bildet das Immun- und Abwehrsystem die schützendenAbwehrstoffe. Nach zehn Tagen besteht dann der Impfschutz.

In den Tagen nach der Impfung sollte man sich schonen. «Keineinternsiven Sonnenbäder, auch nicht im Solarium, keineaußergewöhnlichen Anstrengungen und keinen Alkohol», rät Sudek. BeiProblemen wird natürlich ein Arztbesuch fällig. Denn die bisher schonmillionenfach bewährte Gelbfieberimpfung kann durchaus die eine oderandere Komplikation hervorrufen. Keine Spritze bekommenbeispielsweise Menschen mit eingeschränktem Immunsystem, akut Krankeund Kinder vor dem sechsten Lebensmonat. «Bei älteren Menschen mussdas Impfrisiko genau geprüft werden», sagt Löscher.

In den Gebieten, in denen Steckmücken schwirren und Opfer suchen,sollten Reisende auch zusätzliche Schutzmaßnahmen vor Bissen treffen.Dazu zählen lange Hosen und Hemden mit langen Ärmeln selbst beitropischer Hitze. Dies gilt vor allen für die Dämmerung, wenn dieTiere besonders aktiv sind. Dazu kommen Abwehrmittel zum Auftragenauf die Haut und Moskitonetze über dem Bett. In klimatisiertenHotelräumen fühlen sich Mücken hingegen nicht wohl.

Die Inkubationszeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheitdauert drei bis acht Tage, dann treten hohes Fieber, Schüttelfrost,Kopf- und Gliederschmerzen sowie heftige Übelkeit auf. In der Regelsetzt nach diesem Verlauf Besserung ein. Bei einem Teil derInfizierten kommt es jedoch zu einer zweiten Krankheitsphase mithohem Fieber sowie inneren und äußeren Blutungen. «Der nicht immunePatient verstirbt trotz Intensivtherapie häufig an den Folgen einesMultiorganversagens», erklären die Mediziner. Ein Medikament, mit demdas Virus nach Ausbruch der Krankheit bekämpft werden kann, gibt esnoch nicht.

Jedes Jahr registriert die WHO bis zu 3000 Todesfälle, doch dietatsächliche Zahl dürfte nach Schätzungen von Tropenmedizinernweitaus höher liegen. Im August 1999 starb in Berlin ein Kameramannnach der Rückkehr aus dem westafrikanischen Land Elfenbeinküste anGelbfieber. Er war nicht geimpft, wie Nachforschungen ergaben, undder Grenzbeamte in dem Hochrisikogebiet für die Infektion hatte nichtgenau hingesehen.

Informationen: Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin undInternationale Gesundheit (DTG) bietet im Internet unterwww.dtg.mwn.de eine Liste aller Gelbfieber-Impfstellen in Deutschland.