Quecksilber: Was Verbraucher beachten sollten
Berlin/dpa. - Verbraucher können Energiesparlampen trotz des weltweiten Quecksilberverbots weiter bedenkenlos nutzen. «Bei der normalen Nutzung besteht für die Verbraucher keine Gesundheitsgefährdung».
Das sagt Christian Noll, Experte für Energieeffizienz beim Bund für Umwelt und Naturschutz in Berlin. Das giftige Quecksilber könne nur austreten, wenn die Lampen zerbrechen.
Am Freitag (20. Februar) einigten sich die Umweltminister aus 140 Ländern beim UN-Gipfeltreffen in Nairobi einstimmig darauf, Verhandlungen mit dem Ziel eines kompletten Verbots von Quecksilber aufzunehmen. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre soll nun eine verbindliche Regelung erarbeitet werden. «Die Industrie hat jetzt die Aufgabe, bis zum endgültigen Verbot aller Glühbirnen im Jahr 2012 eine Alternative zu entwickeln», sagte Noll.
Bisher seien keine Energiesparlampen ohne Quecksilber erhältlich. «Da haben die Hersteller geschlafen», sagte Noll. Einige Produzenten hätten es zumindest geschafft, den Gehalt von Quecksilber von bis zu sieben auf drei Milligramm pro Lampe zu verringern. «Deshalb sollten Verbraucher nur Qualitätslampen kaufen.»
In manchen Lampen sei das Quecksilber zudem in Amalgam gebunden und könne so nicht verdampfen, wenn die Lampe zerbricht. Noch sicherer seien Lampen, die mit Silikon ummantelt sind - sie können gar nicht erst zerbrechen. Sollte eine Lampe zerbrechen, rät Noll Verbrauchern, die Scherben nicht mit dem Staubsauger zu entfernen - «sonst wird das Quecksilber bei jedem Staubsaugen danach wieder in die Luft geblasen».
Nach dem Verbot der Glühbirne blieben als einzige Alternative Halogenlampen der Effizienzklassen B und C. Diese gebe es in Deutschland aber noch nicht zu kaufen. Die bisher erhältlichen Halogenlampen verbrauchen dagegen deutlich mehr Strom als Energiesparlampen. Und bei der Verstromung von Kohle würde auch Quecksilber freigesetzt. Deshalb hätten Glühbirnen und herkömmliche Halogenlampen nicht nur bei der CO2-, sondern auch bei der Quecksilberbelastung eine schlechtere ökologische Bilanz.
Umweltbewusste Verbraucher haben laut Noll also im Moment keine wirkliche Alternative zu quecksilberhaltigen Energiesparlampen. Trotzdem könnten sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass weniger Quecksilber in die Umwelt gelangt. «Das Wichtigste ist, dass die Lampen bei kommunalen Sammelstellen fachgerecht entsorgt oder ins Geschäft zurückgebracht werden, wenn sie ausgebrannt sind», erklärt Noll. Bisher würden die Energiesparlampen in 90 Prozent aller Haushalte einfach in den Hausmüll geworfen. Auf diesem Weg gelangten laut einer Studie jedes Jahr 200 Kilogramm hochgiftiges Quecksilber in die Umwelt.
Um Risiken für die Gesundheit zu vermeiden, sollten auch alte Fieberthermometer mit dem Schwermetall entsorgt werden, «Quecksilber ist ein neurotoxischer Stoff, also giftig für Nervensysteme, und wahrscheinlich auch krebserzeugend», sagte Marike Kolossa-Gehring, Leiterin Toxikologie beim Umweltbundesamt.
In Deutschland sei die Belastung von Kindern und Erwachsenen mit Quecksilber im Blut und Urin in den vergangenen 15 Jahren gesunken. In Asien, Afrika und teilweise auch in den USA setzten Industriebetriebe noch Quecksilber frei, das so in die Atmosphäre und ins Wasser gelangen könne. Auch in importierten Kosmetika könne Quecksilber lauern. «Man sollte zum Beispiel Hautcremes nur nach EU-Standard kaufen.»
Bei Fischen reichere sich Quecksilber im Fettgewebe an. Besonders betroffen seien Thunfisch, Schwertfisch, Hecht, Hai, Aal und Barsch. Kolossa-Gehring: «Ernährungsphysiologisch ist es sinnvoll, Fisch zu essen. Trotzdem sollte man dies in Maßen tun, dies gilt vor allem in der Schwangerschaft.» Das Schwermetall beeinflusse auch die Fruchtbarkeit von Männern. Kinder reagierten auf Quecksilber etwa fünf bis zehnmal empfindlicher als Erwachsene, sagte die Expertin.
Alte quecksilberhaltige Fieberthermometer sollten in jedem Fall entsorgt werden. «Wenn ein Fieberthermometer mit Quecksilber unbemerkt kaputt geht, kann es in der Innenluft über Monate oder Jahre zu einer hohen und damit bedenklichen Konzentration kommen», sagte Kolossa-Gehring.
Das giftige Schwermetall Quecksilber wird unter anderem für Neonröhren, Energiesparlampen und Amalgam-Zahnfüllungen verwendet. Auch in Fieberthermometern und anderen Messgeräten klassischer Bauart findet sich das einzige bei Raumtemperatur flüssige Metall. Die Instrumente wurden in der Vergangenheit aber zunehmend durch quecksilberfreie ersetzt.
Quecksilber reagiert im Körper mit lebenswichtigen Enzymen und hemmt deren Wirkung. Es kann zu Erbrechen und Durchfall führen, bei längerer Aufnahme auch zu Seh- und Gedächtnisstörungen sowie zu Halluzinationen. Gelangt die Substanz in die Umwelt, kann sie von Mikroorganismen in Verbindungen umgewandelt werden, die das Zentrale Nervensystem schädigen und schlimmstenfalls zum Tod führen.