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Osteoporose Osteoporose: Wenn der Knochen bröckelt

Von Kerstin Metze 24.05.2002, 12:40

Etwa sechs Millionen Menschen leiden heute in Deutschland an Knochenschwund. Nur zwei Millionen davon wissen von ihrer Erkrankung, nur jeder Sechste erhält eine Therapie.

So bleibt Knochenschwund, in Fachkreisen Osteoporose genannt, bis heute eine der folgenreichsten Volkskrankheiten in Deutschland - sowohl aus sozialer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht. Denn die Krankheit führt in einen Teufelskreis aus Schmerz und Mobilitätsverlust bis hin zu Depression oder sozialer Vereinsamung. Für etwa ein Fünftel der älteren Patienten hat ein Knochenschwund bedingter Bruch im Laufe eines Jahres sogar tödliche Konsequenzen.

"Trotz großer Fortschritte in der Diagnostik und Therapie halten viele Menschen Knochenschwund auch heute noch für eine unvermeidbare Folge des Alterns oder ein typisches Menopausen-Syndrom", sagt Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Gründer und Leiter des Zentrums für Muskel- und Knochenforschung am Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin. "Doch Knochenschwund ist eine ernst zu nehmende und komplizierte Stoffwechsel-Erkrankung des Knochens, die nicht nur Frauen und ältere Menschen trifft. Wird sie frühzeitig erkannt, kann sie mit so genannten Bisphosphonaten effektiv behandelt werden, bevor der erste Bruch und damit das Risiko für Folgebrüche die Lebensqualität Betroffener drastisch einschränken."

Das Anheben einer Tasche, das Herumdrehen im Bett oder ein leichtes Stolpern - bereits alltägliche Aktivitäten können bei Knochenschwund einen Bruch auslösen. Denn die Krankheit führt zum schleichenden Abbau der Knochenmasse, bis diese porös wird und schon bei geringen Anlässen bricht. Besonders betroffen sind Skelettbereiche mit einem hohen Anteil an strukturreicher, so genannter spongiöser Knochenmasse: Wirbelsäule, Hüfte oder Unterarm.

Während sich ein gesunder Knochen in einem kontinuierlichen Auf- und Abbauprozess befindet, ist dieser bei Knochenschwund gestört. Mehr als zwei Millionen Zelleinheiten sind normalerweise für die stetige Reparatur, den Abbau verschlissener Knochensubstanzen und den Aufbau neuer, stabiler Knochenmasse verantwortlich. Sobald spezifische Kontrollzellen im Knochen Schäden oder Risse feststellen, beginnen knochenabbauende Zellen, so genannte Osteoklasten, die geschädigte Knochensubstanz aufzulösen. Knochenaufbauende Osteoblasten füllen die gesäuberten Baustellen anschließend mit neuer Knochensubstanz.

"Im Normalfall werden etwa acht Prozent unseres gesamten Skeletts pro Jahr erneuert," erklärt Professor Dr. Johann Ringe vom Klinikum Leverkusen. Bei Knochenschwund dagegen werde kontinuierlich mehr Knochenmasse abgebaut als erneuert. Gleichzeitig vermindere sich die Qualität des Knochens: Risse im Inneren des Knochengewebes, so genannte Mikrofrakturen, werden nicht mehr ausreichend repariert, die Dichte, Festigkeit und Elastizität des Knochens verringert sich zunehmend.

"Der schleichende Knochenabbau löst zunächst keine Beschwerden aus," sagt Professor Ringe. Gelegentlich zeige er sich in Form von Rückenschmerzen, die jedoch nur selten mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden. So werde Knochenschwund meistens erst in seinem Endstadium erkannt: dann, wenn große Anteile der Knochensubstanz verloren sind und es zum Bruch kommt. Der erste Bruch sei oftmals Auslöser für eine Kaskade schwerer Folgebrüche.

"Früherkennung und eine effektive Therapie sind für den Erhalt der Lebensqualität Betroffener entscheidend," resümiert Ringe. Der einzige Weg, Knochenschwund frühzeitig zu erkennen, sei die Knochendichtemessung mittels einer so genannten DXA-Untersuchung (planare Zwei-Energie-Röntgenstrahl-Schwächung). Über sie bestimmt der Arzt den Knochenzustand in verschiedenen Bereichen des Skeletts und prüft das bestehende Bruchrisiko.