Nikotingenuss Nikotingenuss: Schluss mit dem Qualm

Erfurt/Köln/dpa. - Es gibt genug Gründe, endlich mit dem Rauchen aufzuhören: Der Nikotingenuss schadet der Gesundheit, nagt gehörig am Geldbeutel und bestimmt bei vielen den Tagesablauf. Die Ankündigung der Bundesregierung, die Tabaksteuer zu erhöhen, schreckte viele der etwa 22 Millionen rauchenden Bundesbürger auf: «Ein Ehepaar, das insgesamt 80 Zigaretten am Tag geraucht hat, kam kürzlich zu mir und sagte: "Jetzt reicht's!"», erzählt Professor Knut-Olaf Haustein von der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung (DGNF) in Erfurt. Sie wollten sich endlich ihrer Sucht entledigen.
Etwa 40 Prozent der Raucher haben nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln den Wunsch, aufzuhören. Doch oft bleibt es bei guten Vorsätzen oder gescheiterten Versuchen. Ein Patentrezept gibt es nicht - dafür aber eine Menge Tipps. Dabei gilt es vor allem, sich antrainiertes Rauchverlangen abzugewöhnen und alte Verhaltensketten zu durchbrechen. «Für viele ist es eine enorme Erleichterung, nicht mehr Sklave einer Droge zu sein», sagt Professor Haustein.
Zunächst aber sollte der Zeitpunkt für den Rauchstopp genau gewählt und gut vorbereitet sein. «Am Tag X dürfen keinerlei Rauchutensilien wie Zigaretten, Feuerzeuge und Aschenbecher vorrätig sein oder herumliegen», rät der Psychologe Peter Lindinger vom Rauchertelefon des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. Auch empfehlen die Experten, das Umfeld zu informieren. «So kann man schon im Vorfeld vermeiden, dass einem überhaupt eine Zigarette angeboten wird.»
Zudem sollte sich jeder Raucher darüber klar werden, bei welchen Gelegenheiten er zur Zigarette greift. «Für diese Situationen müssen Alternativen gefunden werden», sagt BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert. Wer etwa stets nach dem Essen eine Zigarette raucht, kann sich angewöhnen, kurz nach der Mahlzeit aufzustehen und sich beispielsweise die Zähne zu putzen, schlägt Psychologe Lindinger vor. Gehört das Rauchen zur Entspannung am Feierabend, empfehlen die Experten, stattdessen die Lieblings-CD aufzulegen und dabei einen Tee zu trinken. «Und wer fast unbewusst am Arbeitsplatz raucht, kann sich Obst oder Rohkost neben den Computer stellen», rät Völker-Albert.
Die Angst vor einer Gewichtszunahme hält vor allem viele Frauen und junge Mädchen davon ab, das Rauchen aufzugeben. «Es ist zwar richtig, dass durch das Nikotin der Stoffwechsel angekurbelt wird, doch beschränkt sich die Zunahme meist auf wenige Kilos», sagt Lindinger, der sich unter anderem diesem Thema in seinem Ratgeber «Nichtraucher und trotzdem schlank - Die Methode mit Köpfchen» widmet. Statt sich parallel zur Rauchentwöhnung einer radikalen Diät zu unterwerfen, empfiehlt er, auf hochwertige und gesunde Nahrung zu achten. «Außerdem sollten sich Raucher irgendeine sportliche Betätigung suchen.» Das fördere die Fitness, lenke ab und löse mögliche Anspannungen, die durch den Entzug entstehen könnten.
Vor allem in den ersten Tagen und Wochen raten Völker-Albert und Lindinger, auf Alkohol und Kaffee zu verzichten. «Oft gehen Kaffee- und Nikotinkonsum miteinander einher, und das eine macht Lust auf das andere», sagt die BZgA-Sprecherin. «Und nach dem einen oder anderen Glas Wein oder Bier ist der Wille der Rauchentwöhnung nicht mehr ganz so stark», weiß Lindinger. Deswegen sollten Kneipenbesuche und Partys, die vor allem auf Trinken und Rauchen hinauslaufen, gemieden werden.
Gar nichts halten die Experten von der Entwöhnung durch Reduzierung. «Diese Versuche scheitern häufiger als der absolute Nullkonsum, weil die Versuchung größer wird», hat Professor Haustein beobachtet. Und Lindinger fügt hinzu: «Viele leiden schon, wenn sie nur weniger rauchen. Alleine die Vorstellung, dem Tabakkonsum ganz zu entsagen, demotiviert.» Dabei rät Völker-Albert, in der Entwöhnungsphase Tag für Tag mit sich zufrieden zu sein: «Jede nicht gerauchte Zigarette ist ein Erfolg.» Bei einem Rückfall solle das schlechte Gewissen nicht die Überhand gewinnen. «Sein Ziel darf man dabei aber nicht aus dem Auge verlieren», warnt sie.
Als «völligen Unsinn» bezeichnen Mediziner, Psychologen und Berater die Weisheit, dass der Nikotinkonsum ungeborenen Kindern weniger schade als die Entzugssymptome, die die schwangere Frau möglicherweise durchleide. «Nikotin ist ein Killer für Föten», sagt Professor Haustein.
Wer Angst vor dem körperlichen Entzug hat, mit den Symptomen nicht zurechtkommt oder schon mehrfach gescheitert ist, sollte auf Ersatzprodukte wie Nikotinpflaster, -kaugummi oder Lutschtabletten zurückgreifen. «Diese Mittel muss man jedoch als Arznei verwenden und die Vorgaben genau beachten», sagt Lindinger. Nikotin-Tabletten und -Nasalspray seien ohnehin verschreibungspflichtig.
Informationen: Rauchertelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 0221/89 20 31, Rauchertelefon des Deutsches Krebsforschungszentrums: 06221/424 20.