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Neue Studie Neue Studie: Ist Weißbrot doch gesünder als gedacht?

27.06.2017, 16:20
Weißbrot oder Vollkorn – was ist gesünder? Dieser Frage gingen israelische Forscher auf den Grund. 
Weißbrot oder Vollkorn – was ist gesünder? Dieser Frage gingen israelische Forscher auf den Grund.  dpa-tmn

Weißbrot genießt in der heutigen Zeit wirklich alles andere als einen guten Ruf. In den 1950ern als Hawaii-Toast gehypt, soll es nun nur noch selten auf unserem Speiseplan stehen. Weißbrot macht dick, besitzt kaum Nährstoffe, heißt es. Vollkornbrot hingegen macht uns länger satt und ist viel gesünder.

Eine Gruppe Ernährungswissenschaftler am israelischen Weizmann-Institut wollte herausfinden, welche Auswirkungen die Wahl der Brotsorte auf unsere Gesundheit hat. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Zeitschrift „Cell metabolism“.

Tester sollten rund ein viertel des Kalorienbedarfs mit Brot decken

Sie ließen Testesser überdurchschnittlich viel Brot essen: Zwei Gruppen mit jeweils zehn Teilnehmern aßen eine Woche lang viel Brot. Etwa ein Viertel ihres Kalorienbedarfs sollten sie allein über Brot decken. Die eine Gruppe bekam industriell gefertigtes Weißbrot, die andere frisches Vollkornbrot aus Sauerteig. Nach einer zweiwöchigen Pause aßen alle noch mal eine Woche lang überdurchschnittlich viel Brot, doch diesmal die jeweils andere Sorte.

Während der Tests wurden die Testesser regelmäßig untersucht. So wurden Informationen über ihren Blutzuckerspiegel, den Mineralstoffgehalt, Cholesterin-, Leber- und Nierenwerte gesammelt. Auch der Stuhl der Testpersonen wurde untersucht – was einen Rückschluss auf die Zusammensetzung der Darmbakterien ermöglichte.

Weißbrot ist nicht generell ungesünder als Vollkornbrot

Die Wissenschaftler stellten fest, dass Weißbrot gar nicht generell ungesünder als Vollkornbrot sei. Vielmehr seien die Bakterien, die in unserem Darm leben, verantwortlich dafür, wie wir welche Brotsorte vertragen – und welche nicht.

Studienleiter Eran Segal: „Zu unserer Überraschung fanden wir keinen Unterschied in den Auswirkungen auf die Gesundheit zwischen den beiden Brotarten.“ Die Blutwerte der Versuchspersonen unterschieden sich nicht. Gleiches traf auch auf den Blutzuckerspiegel der Versuchspersonen zu. Dabei erwarteten die Experten gerade hier unterschiedliche Ergebnisse: Eigentlich ging man davon aus, dass Weißbrot, das mehr einfache Kohlenhydrate enthält, den Blutzucker stärker in die Höhe treibt.

Warum schoss der Blutzuckerspiegel bei den Weißbrot-Essern nicht in die Höhe?

Die Ursache vermuten Wissenschaftler schon seit Längerem im Mikrobiom des Menschen – also seiner individuellen Besiedlung mit Bakterien: Wer auf welches Brot wie reagiert, hängt demnach von der persönlichen Darmflora ab, die ebenfalls in Stuhlproben untersucht wurde. So zitiert „Stylebook“ einen der Wissenschaftler: „Der Blutzucker verschiedener Personen reagiert teilweise unterschiedlich auf dasselbe Lebensmittel. Eine Ernährungsempfehlung kann damit nur individuell ausgesprochen werden, da die Reaktion von den Eigenschaften jedes einzelnen abhängt.”

Doch die Studie ist nicht ganz unproblematisch. So kritisieren Ernährungswissenschaftler beispielsweise die geringe Teilnehmerzahl und den kurzen Studienzeitraum. Die Ergebnisse der Studie seien einfach nicht aussagekräftig genug, so Lars Selig, Ernährungswissenschaftler an der Uniklinik Leipzig gegenüber dem „MDR“. Nur eine groß angelegte Langzeitstudie könne wirklich Aufschluss über Effekte geben. Ebenfalls, so kritisiert Selig, sei nicht erhoben worden, was die Studienteilnehmer sonst zu sich nahmen. (sar)