Meningitis weiter gefährlich: Experten warnen
Köln/dpa. - Mario Preikschat ist dem Tod nur knapp entkommen. Er hatte bloß Grippe-Symptome, etwas Fieber. Binnen Stunden lief sein Körper dann plötzlich lila an, die Ärzte konnten sein Leben nur retten, indem sie ihm Ende 2009 beide Unterschenkel amputierten.
Ausgerechnet an seinem 18. Geburtstag warnt Mario in Köln vor der gefährlichen Krankheit Meningitis. In Köln sagt er zum Welt-Meningitis-Tag (24. April): «Die Krankheit ist selten, aber nicht aus der Welt. Sie kann jeden treffen.»
Jährlich erkranken in Deutschland rund 600 Menschen an schwerer Meningitis, einer Entzündung des Gewerbes um Rückenmark oder Gehirn, erklärt Prof. Rolf Mertens, Jugendarzt an der Uniklinik Aachen. 2009 starben mehr als zehn Prozent der Meningitis-Patienten. Immunschwache Menschen, Säuglinge, kleine Kinder und Jugendliche sind besonders häufig betroffen. Es sei wichtig, stärker auf die Impf-Möglichkeit hinzuweisen und mehr Sensibilität zu wecken, meint der Experte. Die Klinik-Behandlung muss schnellstmöglich beginnen, es zählt buchstäblich jede Minute: «Ich kenne keine Krankheit, die so rasch verläuft wie diese.»
Unter den gefährlichen bakteriellen Erregern kann man sich gegen Pneumokokken und Meningokokken Typ C impfen lassen. Gegen den am weitesten verbreiteten Typ B gibt es aber noch immer nicht den ersehnten Impfstoff. «Wir hoffen alle darauf, dass da bald etwas gelingt. Die pharmazeutische Industrie müsste sich auch moralisch verpflichtet sehen, mehr zu tun», sagt Mertens. Ohne Behandlung verläuft eine bakterielle Meningitis meist tödlich. Am stärksten gefürchtet ist der septische Schock - dann ist das gesamt Blut mit Bakterien überschwemmt, die Überlebenschancen sind gering. Mario hatte eine schwere Sepsis.
«Es fing damit an, dass ich Rücken- und Nackenschmerzen hatte und Bronchitis, aber ich dachte mir nichts dabei und zwischenzeitlich wurde es auch besser», erzählt Mario. «Dann wachte ich mit dunkel-violetten Flecken am Körper auf, konnte nicht aufstehen, habe Hilfe gerufen und bin auf der Intensivstation gelandet.» Der damals 17-Jährige war zwei Wochen lang nicht bei Bewusstsein.
Wenn bei einer Sepsis Keime ins Blut gelangen, stören sie das gesamte Gerinnungssystem, die kleinen Gefäße in Armen und Beinen gehen zu, die Extremitäten werde nicht mehr durchblutet. Mertens zufolge dauert das oft nur wenige Stunden, fängt bei den Beinen an, die regelrecht mumifizieren. Ohne Amputation stirbt der Erkrankte. Elvira Schwarz, Mutter eines geretteten Babys und Vorsitzende des neugegründeten Vereins Gemeinsam gegen Meningokokken, betont: «Das überrollt einen wie ein Tsunami.» Alarmzeichen seien rote Flecken auf der Haut, die auch bei Gegendruck nicht verschwinden, und dabei gleichzeitig hohes Fieber.
Mit dem Welt-Meningitis-Tag am 24. April wollen 20 Gesundheitsorganisationen aus 19 Staaten mehr Wachsamkeit wecken. Auch Mario macht mit. «Ich bin ein starker Mensch, ich habe Krankengymnastik gemacht, Ergotherapie in der Reha, habe früh mit der Prothese und Krücken geübt. Aber manchmal überkommt einen schon der Frust», erzählt er. Der junge Mann hat viel Unterstützung, Familie, Freunde, ein ganzer Ort in Düren stehen hinter ihm. «Ich möchte allen einen Rat geben: Man sollte sich besser informieren und sich auf jeden Fall impfen lassen.»
Infos für Betroffene: www.gemeinsam-gegen-meningokokken.de
Infos zum Welt-Meningitis-Tag (engl.): www.comoonline.org