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«Künstlicher Tiefschlaf» «Künstlicher Tiefschlaf»: Koma schützt Körper vor sich selbst

Von WALTER SCHMIDT 16.01.2009, 18:08

Halle/MZ. - Nach seinem tragischen Ski-Unfall wurde kürzlich auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus so behandelt.

Unter Fachleuten heißt die Maßnahme "Sedierung" und kommt "einer flachen bis sehr flachen Narkose gleich", sagt Claus-Martin Muth, Oberarzt an der Ulmer Universitätsklinik für Anästhesiologie. Doch warum greifen Ärzte zu diesem Hilfsmittel?

In einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin heißt es dazu: "Ziel ist der kooperative, angst- und schmerzfreie Patient, der die zur Behandlung seiner Erkrankung erforderlichen diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen stressfrei toleriert." Salopp ausgedrückt, wollen die Ärzte den Körper vor seinen eigenen Reaktionen auf schwere Verletzungen oder Krankheitsfolgen schützen - speziell vor Schmerzen und Panik.

Bisweilen verlieren schwer gestresste Menschen von selbst das Bewusstsein, damit sie extreme Pein und Todesangst nicht mehr wahrnehmen. Eine ähnliche Schutzreaktion lösen die Mediziner durch Arzneimittel aus. Dabei werden Körperfunktionen des Kranken wie Blutdruck und Puls auf der Intensivstation rund um die Uhr überwacht, der Patient selber künstlich beatmet und entweder durch eine Magensonde oder durch Infusionen direkt ins Blut ernährt. Da das künstliche Koma weniger tief ist als eine übliche Narkose, bekommen Betroffene sehr häufig etwas davon mit, was um sie herum passiert - wie viel das ist, hängt jedoch vom einzelnen Menschen und den eingesetzten Medikamenten ab.

Heute werden Patienten im Durchschnitt nicht mehr so tiefgreifend betäubt wie noch vor zwanzig Jahren. "Die ideale Sedierungstiefe ist auch heute noch ein auf allen Intensivstationen diskutiertes Problem", heißt es dazu in der mindestens noch bis Ende 2009 gültigen Anästhesisten-Richtlinie. Der tiefe Schlaf - nichts Anderes bedeutet Koma - kann jederzeit beendet werden, ganz anders als beim natürlichen Koma, aus dem Menschen oft erst nach Wochen oder Monaten, im Extremfall sogar erst nach Jahren oder - sehr selten - nie mehr erwachen. Um einem Patienten das Bewusstsein zurückzugeben, setzen die Ärzte die Schlafmittel nur allmählich ab, um sicherzustellen, dass alle Regelsysteme des Körpers störungsfrei anlaufen.