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Kreuzbandriss Kreuzbandriss: Auch Hobbysportler trifft die schwere Verletzung häufig

Von Tobias Wiethoff 10.06.2004, 09:22
Langwierige Verletzung: Erleiden Fußballspieler wie hier Otto Addo von Borussia Dortmund einen Kreuzbandriss, braucht die Heilung oft Monate. (Foto: dpa)
Langwierige Verletzung: Erleiden Fußballspieler wie hier Otto Addo von Borussia Dortmund einen Kreuzbandriss, braucht die Heilung oft Monate. (Foto: dpa) dpa

Oberursel/dpa. - Verletzungsträchtig ist neben den Ballsportarten vor allem dasSkifahren: Nach einer Studie aus den USA ist der Anteil derKreuzbandrisse an allen Skiverletzungen seit den siebziger Jahren von3,5 auf 20 Prozent gestiegen. Als mitverantwortlich dafür gilt derSiegeszug der drehfreudigen Carvingskier. Häufiger als das hintereist das vordere Kreuzband betroffen, besonders anfällig sind Frauen.«Das hat anatomische Gründe», sagt Engelhardt: «Frauen neigen eherzur X-Bein-Stellung, die Kreuzbandrisse begünstigt.»

Wenn das Kreuzband reißt, teilt sich das dem Betroffenen meistunmittelbar mit: durch ein schmerzhaftes Zerreißgefühl, das oft miteinem hörbaren «Krachen» einhergeht. Außenstehende können wertvolleSoforthilfe leisten, nach der so genannten PECH-Formel: P für Pause,E für Eis, C für Compression, H für Hochlagern. Nach dem Abklingender akuten Symptome wie Schwellung und Bluterguss macht sich eineunterschiedlich ausgeprägte Instabilität des Gelenks bemerkbar.Betroffene haben das Gefühl, bei bestimmten Bewegungen wegzuknicken.

Bestätigt sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bei derUntersuchung, gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Operationoder konservative Behandlung. Der Kreuzbandriss gilt zwar als eineder schwerwiegendsten Sportverletzungen. Der Mensch kann aber auchohne intaktes Kreuzband gehen. Manche Skirennfahrer haben auf dieseWeise sogar schon Abfahrtsläufe bestritten.

Durch konsequentes Training der Oberschenkelmuskulatur lässt sicheine so gute Führung des Kniegelenks erreichen, dass die Stabilitätfür die alltägliche Belastung ausreicht. «Dennoch wird man in derRegel nur bei älteren, körperlich wenig aktiven Patienten von einerOperation absehen», sagt Karsten Braun, niedergelassener Orthopäde inWertheim (Baden-Württemberg). Bei jüngeren Menschen empfiehlt sichder Eingriff schon deshalb, weil ein unbehandelter Kreuzbandriss mitden Jahren zu Folgeschäden wie etwa Arthrose führen kann.

Auch die Operation kann den alten Zustand nicht wieder herstellen.«Es bleibt immer ein gewisser Schaden zurück», sagt GOTS-PräsidentEngelhardt. Ein bloßes Vernähen der zerrissenen Enden funktioniereaus Gründen der mangelnden Durchblutung nicht. Gearbeitet wird in derRegel mit körpereigenen Transplantaten: mit der Kniescheibensehne(Patellasehne) oder der Sehne eines Oberschenkelmuskels. Damit gehtein geringer Kraftverlust an diesen Stellen einher, der aber zuGunsten der Kniestabilität hingenommen wird.

Aktueller Stand der Technik ist die arthroskopischeOperationsmethode, bei der dank des Einsatzes von Mikroinstrumentenauf die große Eröffnung des Kniegelenks verzichtet werden kann. «Wiroperieren ambulant», sagt Orthopäde Braun. «Der Patient kann noch amgleichen Tag nach Hause gehen.» Doch mit der Operation ist dieBehandlung längst nicht abgeschlossen - die Rehabilitation hat beimKreuzbandriss eine entscheidende Bedeutung. «Der Erfolg hängt zu jeeinem Drittel von der Operation, der Qualität des Physiotherapeutenund der eigenen Mitarbeit ab», so Bauer.

Mit Schwimmen, Radfahren und Wandern kann sechs bis acht Wochennach der Operation wieder begonnen werden, heißt es bei der auforthopädische Eingriffe spezialisierten Alpha Klinik in München.Sportarten mit Stopps und Richtungswechseln benötigen eine etwasechsmonatige, Kontaktsportarten wie Fußball und Handball eineachtmonatige Pause.

Schutz vor einem Kreuzbandriss kann es in den bewegungsintensivenSportarten nicht geben. Aber jeder Sportler kann Vorkehrungentreffen: durch Training der Beinmuskulatur und gewissenhaftesAufwärmen. Beim Skifahren hilft zudem die richtige Sturztechnik, wieProfessor Hans H. Pässler von der Atos-Klinik in Heidelberg anmerkt.

Zu Kreuzbandverletzungen kommt es demnach in zwei typischenSituationen: beim Versuch, aus der tiefen Stellung während einesFalles aufzustehen und beim Versuch, sich nach dem Kontrollverlusthinzusetzen. Skifahrer sollten nach Pässlers Empfehlung beim Fallendie Beine nicht ausstrecken, sondern gebeugt halten. Statt sichaufzurichten, sollten sie bis zum endgültigen Stoppen liegen bleiben.Was solche Tipps bewirken können, zeigt eine Studie aus den USA:Nachdem Skifahrern dort ein entsprechendes Lehrvideo vorgeführtwurde, sank die Anzahl der Kreuzbandverletzungen um 62 Prozent.