Kontaktarmut Kontaktarmut: Sucht nach dem Computer
HAMM/DPA. - Wann von einem suchtähnlichen Verhalten gesprochen werden kann, ist nicht genau definiert. "Wenn Eltern das Gefühl haben, bei ihrem Kind stimmt etwas nicht, rate ich ihnen, Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen", sagt Christa Merfert-Diete von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
Hellhörig sollten Eltern werden, wenn sich ihr Kind für nichts anderes als den Computer mehr interessiert, sich kaum noch bewegt und von den Eltern zurückzieht. Das kann, muss aber nicht auf eine Sucht hinweisen. Manchmal handele es sich auch um ein pädagogisches Problem, etwa die Abnabelung von den Eltern. Der PC werde dann als Druckmittel eingesetzt, so Merfert-Diete. "Das kann mit Fachleuten in einer Familienberatungsstelle geklärt werden."
Hilflos zusehen müssen Eltern der Expertin zufolge aber nicht, wenn Sohn oder Tochter nur noch hinter dem Bildschirm verschwinden. "Sie haben die Verantwortung für die Erziehung der Kinder", sagt sie. Das bedeute, dass die Eltern entscheiden, wie viel Zeit ihr Kind vor dem Computer sitzt. "Im Notfall kann man den Stecker ziehen."
Diese Regeln werden am besten offen mit dem Kind besprochen - und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung gleich mitgenannt. Weitaus schwieriger wird es, wenn nicht das eigene Kind, sondern der Partner vor dem Rechner versinkt. Ihm den PC einfach auszuschalten, verbietet sich. In einem solchen Fall müssten die Leidtragenden zunächst für sich selbst klären, auf welcher Basis sie die Partnerschaft führen wollen. Was erwarten sie vom anderen? Und was sind sie bereit, zu geben?
Dazu gehöre, dem anderen klarzumachen, dass der aktuelle Zustand für einen selbst nicht tragbar ist. "Ich will mit dir zusammen sein, aber wie wir jetzt leben, das macht mich krank", sei eine mögliche Formulierung, so Christa Merfert-Diete.
Im nächsten Schritt könne der Partner dem anderen Hilfe anbieten - etwa, indem Computerzeiten festgelegt und der Nutzer daran erinnert wird. "Das sollte aber nicht heißen, dass man Kontrolle übernimmt", sagt Merfert-Diete.
Ein weiteres Angebot sei, mit dem spielenden Partner nach einem Beratungsangebot zu suchen. "Die Entscheidung dafür muss er aber selbst treffen." Klarmachen sollten Leidtragende ihrem Partner auch, dass sie nicht bereit sind, seine Spielsucht durch Einkäufe und Ähnliches zu unterstützten. Schließlich sei es wichtig, das eigene Leben weiterzuleben. "Will der Partner nicht mit, sollten Sie trotzdem die Einladung von Freunden annehmen."
Und was ist, wenn das den Partner nicht vom Computer weglockt und er sich nicht an Absprachen hält? "Dann muss man seine Grenzen selbst erkennen und daraus Konsequenzen ziehen", rät schließlich Christa Merfert-Diete.