Klinik und Strand - Kuba umwirbt deutsche Patienten
Havanna/Düsseldorf/dpa. - Immer mehr Länder werben um Patienten aus Deutschland. Das Angebot reicht von der Behandlung vieler Krankheiten über Kuren bis hin zur Schönheitschirurgie. In Lateinamerika oder Spanien hat sich das als erfolgreich erwiesen.
Jetzt bemüht sich Kuba um die Einrichtung eines Informationsbüros in Deutschland, mit dessen Hilfe die Gesundheitsangebote auf der Karibikinsel vermarktet werden sollen. Diese sind teilweise sehr preisgünstig. Doch der Behandlungs-Trip muss gut vorbereitet werden.
Kubas Kliniken, in denen sich Ausländer behandeln lassen können, stehen unter Obhut der Organisation Turismo Y Salud - auf Deutsch: Tourismus und Gesundheit. Sie ist Teil einer staatlichen Gruppe, der Notfall- und Behandlungsklinken sowie Spa- und Antiaging-Zentren an Touristenorten wie Varadero, Cayo Coco und Havanna gehören. Hinzu kommen Krankenhäuser für Haut- und Augenleiden, Schönheitschirurgie, Rehabilitation sowie chronische Erkrankungen. Besonders bei der Augenkrankheit Retinitis Pigmentosa und dem Hautleiden Vitiligo gelten kubanische Einrichtungen als erfolgreich.
«Zur Behandlung von Retinitis Pigmentosa zählen je nach Schwere und Art dieses Leidens eine Kombination aus chirurgischem Eingriff, Ozontherapie und elektrischer Stimulation», sagt Prof. Angel Ernesto Castro Mestre von der Augenklinik Camilo Cienfuegos in Havanna. Der Spezialist weiß, dass manche Kollegen in Europa Kubas Erfolgsmeldungen, wenn es um die Behandlung der Augenkrankheit geht, skeptisch sehen.
Die Mediziner in Deutschland hätten andere Behandlungsmethoden, lautet der Kommentar von Prof. Karl-Ulrich Bartz-Schmidt aus Tübingen, Präsident der Retinologischen Gesellschaft. «Unsere Leistungen auf medizinischem und gesundheitlichem Sektor sind international anerkannt», hält Antonio Barciela Peña von Turismo Y Salud dagegen.
Prof. Erich Kröger, Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf, sagt: «Prinzipiell hat Kuba ein gutes Gesundheitswesen. Vom medizinischen Standpunkt gibt es da keine besonderen Vorbehalte.» Allerdings hänge vieles von der technischen Ausstattung der Krankenhäuser ab - und da gebe es große Unterschiede.
Vergleichsweise preiswert sind in Kuba neben Zahnbehandlungen zum Beispiel Schönheitsoperationen: Die ambulante Begradigung einer Nase schlägt mit etwa 700 Euro zu Buche, für eine Brust-OP werden 1200 bis 1800 Euro fällig. Im Vorzeigekrankenhaus Clínica Central Cira García in Havanna beträgt die Tagespauschale mit Zimmer, Verpflegung und Grundversorgung wie Pulsmessen umgerechnet knapp 80 Euro.
Bleibt jedoch die Frage, wer dafür aufkommt: «Ob eine deutsche Krankenversicherung die Kosten für eine geplante Behandlung auf Kuba übernimmt, sollte unbedingt vor Abreise geklärt werden», sagt Kröger. Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen hätten darauf keinen Anspruch. Privat Versicherte sollten vorher mit ihrer Kasse reden, rät CRM-Sprecherin Gisela Hartmann-Kötting. Auslandskrankenversicherungen übernehmen vor dem Urlaub geplante Behandlungen nicht. Empfehlenswert sei der Abschluss einer solchen Police trotzdem - für den Fall einer unerwarteten Krankheit oder Verletzung.
Zu den international anerkannten Experten bei Hautkrankheiten wie Vitiligo zählt Carlos Miyares Cao vom Centro de Histoterapia Placentaria in Havanna. «Unsere Erfolgsquote bei diesem Leiden mit den weißen Flecken ist sehr hoch.» In den kommenden Monaten will Kuba in Varadero ein Dialyse-Angebot für Urlauber mit Nierenschäden starten. «Von der Hängematte zur Dialyse und dann wieder an den Strand», sagt Barciela und umschreibt damit das inoffizielle Motto der Behandlungen.
Der Hintergrund von Kubas Gesundheits-Offensive ist nahe liegend: Die sozialistische Insel braucht Devisen. Doch die Konkurrenz im Rennen um Patienten ist groß: Polen, Tschechien, Ungarn und andere Staaten in Osteuropa bieten preiswert Kuren und Rehabilitation an. Teilweise gibt es Versicherungsabkommen mit Deutschland. Indien, Thailand und Malaysia locken ebenso wie Kuba mit Palmenstränden, modernen Kliniken und günstigen Preisen für zahlreiche Leiden. «Wir arbeiten intensiv an neuen Broschüren und Informationen im Internet, auch in Englisch und Deutsch», sagt Barciela.