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Hilfe für Angehörige von Depressionskranken Hilfe für Angehörige von Depressionskranken: AOK bietet online Rat & Unterstützung

23.03.2021, 10:50
Um Angehörige im Umgang mit depressiv erkrankten Familienmitgliedern oder Freunden zu unterstützen, bietet die AOK ein Online-Programm: Der "Familiencoach Depression“ hilft den Angehörigen der Betroffenen, mit häufigen Symptomen wie Freudlosigkeit oder Antriebslosigkeit gut umzugehen.
Um Angehörige im Umgang mit depressiv erkrankten Familienmitgliedern oder Freunden zu unterstützen, bietet die AOK ein Online-Programm: Der "Familiencoach Depression“ hilft den Angehörigen der Betroffenen, mit häufigen Symptomen wie Freudlosigkeit oder Antriebslosigkeit gut umzugehen. AOK

Depressionen gehören zu den häufigsten seelischen Störungen im Erwachsenenalter. Sie können jeden treffen. Die Corona-Pandemie hat den Umgang mit dieser Erkrankung verändert. Betroffene igeln sich noch mehr ein. Angehörige von Erkrankten finden nur schwer Rat und Unterstützung. Mit dem „Familiencoach Depression“ unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt Angehörige und Freunde dabei, den Alltag mit depressiv erkrankten Menschen besser zu bewältigen und sich selbst vor Überlastung zu schützen.

Sachsen-Anhalt ist stark betroffen

Die aktuellen Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) spiegeln für Sachsen-Anhalt vom Januar bis zum August 2020 eine zwiespältige Entwicklung wider. Im Durchschnitt wurden 12,5 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK-Mitglieder wegen psychischer Erkrankungen verzeichnet. Das ist deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt von 11,1 Fällen aber weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Jahr 2019 waren von Januar bis August 13,3 AU-Fälle je 100 AOK-Mitglieder gemeldet worden (Bund: 12 AU-Fälle). Dennoch ist dieser Rückgang kein Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil.

„Es ist zu vermuten, dass viele erkrankte Beschäftigte in der Lockdown-Phase zu Beginn der Pandemie aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben und so einige psychische Erkrankungen einfach nicht registriert wurden“, sagt Lisa Esser, Psychologin bei der AOK-Sachsen-Anhalt. Im Verlauf des Jahres seien die psychischen Belastungen durch die zweite Corona-Welle für alle noch einmal dramatisch gewachsen. Das lange trübe Winterwetter, die damit verbundene Dunkelheit und die Feiertage ohne die traditionellen Verwandtenbesuche seien vielen Menschen aufs Gemüt geschlagen.

Inwieweit sich dies auf den Krankenstand auswirken wird, werde sich herausstellen, wenn die statistische Auswertung der zurückliegenden Monate vorliege. Dass die mit Corona in Zusammenhang stehenden Einschränkungen und Ängste vor allem für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine große Belastung darstellen, zeichnet sich aber bereits ab.  So zeige sich für den vorliegenden Zeitraum parallel zur Abnahme der Fallzahlen von psychisch bedingten Krankschreibungen eine sprunghafte Zunahme der Länge dieser Krankschreibungen, so Esser.

Krankheitsdauer hat sich verlängert

Konkret stieg die Dauer eines durchschnittlichen psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfalls bei den AOK-Mitgliedern in Sachsen-Anhalt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als zwei Tage – von 26,2 Tagen (Bund: 25,9) bis August 2019, auf 28,6 Tage (Bund: 29,3) bis August 2020. „Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Menschen, die von psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen, betroffen sind, durch die Pandemie länger mit ihrer Erkrankung zu tun haben. Grund hierfür kann neben den coronabedingten Mehrbelastungen auch sein, dass aufgrund der Einschränkungen Unterstützungsangebote fehlen oder nicht wahrgenommen werden können“, sagt die Psychologin.  

Online-Coaching hilft Angehörigen

Um Angehörige im Umgang mit depressiv erkrankten Familienmitgliedern oder Freunden zu unterstützen, bietet die AOK ein Online-Programm: Der „Familiencoach Depression“ hilft den Angehörigen der Betroffenen, mit häufigen Symptomen wie Freudlosigkeit oder Antriebslosigkeit gut umzugehen. Das Programm basiert auf den Inhalten von Psychoedukationskursen, die die Belastung der Angehörigen nachweislich senken können.  „In vier Trainingsbereichen erfährt man, wie man seinen erkrankten Angehörigen, Freund oder Bekannten unterstützen und sich selbst vor Überlastung schützen kann“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Schramm vom Universitätsklinikum Freiburg, die das Programm in Zusammenarbeit mit der AOK entwickelt hat.

„Der Umgang mit einem depressiv erkrankten nahestehenden Menschen kann mit großen Sorgen verbunden sein und die Angehörigen mitunter an ihre Belastungsgrenzen bringen“, so Schramm. Das wissenschaftlich fundierte Programm zeigt unter anderem in 14 Videos, wie es gelingt, die Beziehung zum erkrankten Angehörigen wieder zu stärken, mit Krisensituationen umzugehen, den Erkrankten zu unterstützen und sich selbst in dieser schwierigen Situation nicht zu überfordern. Zudem vermittelt das Programm Wissen über die Erkrankung. „Experten geben in kurzen Interviews wichtige Hinweise – zum Beispiel zu der Frage, wie man sich verhalten sollte, wenn man bei einem Familienmitglied oder Freund Suizid-Gedanken vermutet“, erläutert Schramm. Der „Familiencoach Depression“ ist mit Fokusgruppen von Angehörigen und betroffenen Patienten entwickelt worden.

Das Angebot richtet sich an Angehörige von Erwachsenen mit unipolarer Depression, nicht an Angehörige mit einem depressiv erkrankten Kind. Der Coach kann auch für Angehörige von Erkrankten mit einer chronischen Depression hilfreich sein. Aufgrund seiner innovativen Inhalte kann der „Familiencoach Depression“ auch eine sinnvolle Ergänzung oder in Corona-Zeiten ein zeitweiliger Ersatz für psychoedukative Präsenzkurse an Kliniken oder in der Beratung von Angehörigen sein. „Es ist aber empfehlenswert, parallel zur Nutzung des Familiencoaches oder im Anschluss daran den Austausch mit anderen betroffenen Angehörigen zu suchen“, betont Elisabeth Schramm. Hierbei helfen zum Beispiel Selbsthilfegruppen für Angehörige psychisch erkrankter Menschen.

Experten-Chat startet am 30. März

Der nächste Experten-Chat in der Reihe „Familiencoach Depression“ mit Prof. Dr. Elisabeth Schramm startet am 30. März 2021, 17 Uhr. Zugang haben alle AOK-Versicherten mit ihrer Krankenversicherungsnummer. Diese enthält keine Informationen zur Person der Versicherten und wird lediglich für den Zugang abgefragt. Die Teilnehmenden können schriftlich und anonym Fragen stellen und den Experten-Videochat live ansehen. Alle Interessenten, also auch Nicht-AOK-Mitglieder, haben die Möglichkeit, die bisherigen Experten-Chats im Archiv anzusehen.

www.familiencoach-depression.de