Neuer Impfstoff Grippeimpfung - neue Impfstoff: Mediziner beantworten Fragen zum Grippeschutz

Halle (Saale) - Mediziner haben beim Leserforum der MZ Fragen zum Grippeschutz und zum neuen Impfstoff in dieser Saison beantwortet
Diana R., Wittenberg:
In diesem Jahr soll es als Grippeschutz den Vierfach-Impfstoff geben. Bezahlt ihn die Kasse oder muss ich ihn wie im vergangenen Jahr selbst kaufen?
In diesem Jahr gibt es die Grippeschutzimpfung sogar ausschließlich mit dem Vierfach-Impfstoff. Dieser steht als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in den Hausarztpraxen allen zur Verfügung. Das heißt, er ist zuzahlungsfrei und muss nicht mehr privat bezahlt werden.
Karl Z., Harzgerode:
Ich habe mir jedes Jahr eine Spritze gegen die Grippe geholt. Was muss ich tun, um jetzt die Vierfach-Grippeschutzimpfung zu erhalten?
Gehen Sie wie gewohnt zu Ihrem Hausarzt und holen Sie sich die Spritze. Die Grippeschutzimpfung erfolgt in diesem Jahr in allen Hausarztpraxen für alle Kassenpatienten nur noch mit dem Vierfach-Grippeimpfstoff.
Susanne K., Zeitz:
Ich möchte den Vierfach-Impfstoff, nicht den Dreifach-Impfstoff. Muss ich das extra angeben?
Nein. In diesem Jahr gibt es bei der Grippeschutzimpfung deutschlandweit nur noch den Vierfach-Impfstoff als Kassenleistung für alle. So ist es vom Robert-Koch-Institut festgelegt worden. Den Impfstoff mit den Dreifach-Komponenten gibt es in diesem Jahr nicht mehr.
Bettina F., Querfurt:
Gibt es einen optimalen Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung? Ab wann ist man geschützt?
Im Allgemeinen sind die Arztpraxen in den Monaten Oktober und November besonders auf die Grippeschutzimpfung konzentriert, und für diese Monate wird die Grippeimpfung auch vom Robert-Koch-Institut empfohlen. Aber auch später beziehungsweise früher kann die Impfung vorgenommen werden. Der Schutz gegen die Influenzaviren ist etwa 14 Tage nach der Impfung vorhanden und hält in der Regel sechs Monate vor. Die Grippewelle setzt meist im Januar, Februar ein. Auch in diesen Monaten kann noch geimpft werden.
Fieber, Husten, ein paar Tage matt - na und? Das Unterschätzen der Influenza hat Folgen, besonders bei älteren Menschen. Wer über 60 Jahre ist und vielleicht schon andere Krankheiten hat, ist besonders empfänglich für die Viren. Geholfen wäre schon viel, wenn sich mehr Menschen gegen Influenza impfen ließen. Doch die Viren sind wandelbar.
Vor rund 100 Jahren brachte die „Spanische Grippe“ wahrscheinlich mehr Menschen in Europa um als der Erste Weltkrieg. Das ist im kollektiven Gedächtnis jedoch nicht haften geblieben. Auch wenn die Lebensbedingungen heute viel besser sind und es mehr Medikamente gibt - Grippe-Seuchen (Pandemien) sind weiterhin möglich. Deshalb untersuchen ausgewählte Laboratorien auf der ganzen Welt ständig zirkulierende Influenzaviren und übermitteln Ergebnisse an die Weltgesundheitsorganisation. Mit diesen Daten legt sie die Zusammensetzung für Impfstoffe jedes Jahr neu fest.
Die Erreger der Influenza sind Viren, die Wissenschaftler in die Typen A, B und C unterteilen. Für Menschen sind die saisonal auftretenden Influenza A- und B-Viren besonders relevant. Sie können über winzige Tröpfchen - ein Niesen allein reicht schon - übertragen werden. Tückisch ist vor allem, dass Grippeviren einzelne ihrer Gensegmente schnell verändern können. So entstehen beim Typ A unterschiedliche Subtypen und beim Typ B neue Linien. (
Ralph P., Zeitz:
Ich habe seit 2012 eine chronische Leukämie und 2016 eine Chemotherapie bekommen. Jetzt können sich meine Blutwerte sehen lassen. Kann ich mich gegen die Grippe impfen lassen? Sollte ich später noch eine zweite bekommen?
Da bei Ihnen alles in „normalen“ Bahnen verläuft, spricht nichts gegen eine Grippeschutzimpfung. Ob in Ihrem Fall bei einer langanhaltenden Grippewelle bis etwa März aufgrund Ihrer chronischen Erkrankung eine Nachimpfung empfehlenswert ist, sollten Sie mit Ihrem Hausarzt besprechen. Er kennt Ihre gesundheitliche Situation am besten.
Ria M., Bernburg:
Ich habe mich vor fünf Jahren zusammen mit der Grippeschutzimpfung gegen Pneumokokken impfen lassen. Mein Arzt meint, ich solle die Pneumokokken-Impfung nach fünf Jahren wiederholen. Ich habe aber gehört, dass sie lebenslang wirkt. Was stimmt denn nun?
Zunächst: Menschen über 60 Jahre wird grundsätzlich geraten, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Das „in einem Ritt“ mit der Grippeschutzimpfung vornehmen zu lassen, wird aus praktischen Gründen empfohlen. Die beiden Impfungen vertragen sich insofern an einem Impftermin gut, da es sich bei beidem um Totimpfstoffe handelt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für Erwachsene eine einmalige Pneumokokken-Impfung. Kleinere Impfkommissionen, zum Beispiel im Nachbarland Sachsen, empfehlen Menschen über 60 Jahre die Pneumokokken-Impfung dagegen aller fünf Jahre.
Manuela S., Harzkreis:
Kann man sich trotz leichter Erkältung impfen lassen?
Eine banale Erkältung mit leichter Temperatur unter 38,5 Grad Celsius ist kein Grund, die Impfung gegen die saisonale Grippe zu verschieben. Besteht allerdings ein Infekt mit Fieber, also 38,5 Grad und höher, oder eine schwere akute Infektionskrankheit, darf man nicht gegen Influenza geimpft werden.
Roland J., Wolfen:
Mir wurde 2017 eine Bio-Herzklappe eingesetzt. Kann ich mich gegen die Grippe impfen lassen?
Eine Bio-Herzklappe stellt keinen Hinderungsgrund dar, wenn ansonsten gesundheitlich alles normal verläuft, zumal es sich bei der Impfung um einen Totimpfstoff handelt. Angesichts Ihrer chronischen Erkrankung gehören Sie zu der Risikogruppe von Menschen, die sich vorrangig gegen die Grippe impfen lassen sollte. Das ist auch ratsam, damit sich an der Klappe keine Entzündung infolge einer schweren Grippeerkrankung bildet.
Frank S., Dessau-Roßlau:
Ich bin 75 Jahre alt und seit 2017 Krebspatient. Ich bekomme jetzt vierteljährlich nur noch Hormonspritzen. Alle anderen Krebstherapien sind abgeschlossen. Ist eine Grippeschutzimpfung für mich empfehlenswert?
Prinzipiell spricht bei Ihnen nichts dagegen. Eine Impfung ist aufgrund Ihrer chronischen Erkrankung und in Anbetracht Ihres Alter empfehlenswert, damit Sie nicht noch zusätzlich wegen einer Grippeerkrankung belastet werden. Da Ihr Hausarzt Ihre Diagnose gut kennt, sollten Sie das mit ihm besprechen.
Jutta K., Bitterfeld-Wolfen:
Ich nehme bis Ende Oktober Kapseln zur Stabilisierung der Darmflora. Sollte ich mich erst danach gegen die Grippe impfen lassen?
Sie können sich jetzt oder auch später impfen lassen. Der Schutz gegen die Grippe erfolgt als Totimpfstoff und „beißt“ sich nicht mit Ihren Darmflora-Kapseln.
Karl O. Halle:
Ich habe Rheuma und nehme Immunsuppressiva in Tablettenform. Kann ich mich gegen Grippe impfen lassen?
Bei Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten ist es möglich, dass die Impfung nicht wirkt, das hängt auch von der Art und Dosis des Medikamentes ab. Ein Schaden entsteht wegen der Impfung nicht.
Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten. (mz)