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Gesundheit im Alter Gesundheit im Alter: Tanzen hält Geist und Körper fit

Von Britta Schmeis 14.09.2005, 07:27
Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei - Tanzen trainiert Koordination und Beweglichkeit. (Foto: dpa)
Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei - Tanzen trainiert Koordination und Beweglichkeit. (Foto: dpa) Bundesverband Seniorentanz

Bielefeld/Bremen/dpa. - So belegen Studien aus den USA und den Niederlanden nach Angabendes Bundesverbandes Seniorentanz (BVST) in Bremen längst, dass der Tanz eine der wirksamsten Demenzprophylaxen ist. Und neben allen medizinischen und gesellschaftlichen Aspekten kann der Tanz geradezu wie ein Liebeselixier für in die Jahre gekommene Paare wirken.

«Tanzen ist eine der wenigen Freizeitbeschäftigungen, die ein Paar gemeinsam machen kann», sagt Norbert Kalkbrenner, Präsident der Tanzschulinhaber-Vereinigung TSIV. Bei anderen Sportarten wie etwa Tennis oder Jogging sei der Leistungsunterschied oft so groß, dass sich viele einen anderen Partner dafür suchten. «Standardtanz geht nur als Paar und hat daher auch eine sehr erotische Seite», sagt Kalkbrenner, dessen Tanzschule in Bielefeld seit Jahren Seniorentanz anbietet. Man halte sich beim Tanzen im Arm, sei sich daher sehr nah und müsse sich zudem auf den anderen einstellen.

Der Berliner Paartherapeut Johannes Feuerbach bietet seit fast 20 Jahren Workshops an mit dem Titel «Beziehung, die man tanzen kann». «Die Paare kommen zu diesem Seminaren zwar nicht als Teil einer Paartherapie», erklärt Feuerbach. Doch seien die meisten Teilnehmer mindestens 40 Jahre alt und hätten oft schon ältere Kinder. «Sie gehen aus der Phase der Elternschaft wieder zurück in die Partnerschaft», sagt er. Der Tango Argentino, den Feuerbach in seinen Workshops vermittelt, bietet seiner Ansicht nach der Partnerschaft spannende Herausforderungen und Lernmöglichkeiten.

«Als erotischer Tanz lebt der Tango Argentino von der Spannungzwischen Mann und Frau», erklärt der Paartherapeut. Sie erlebten dort neue Intimität, was die Paarbeziehung kräftigen und das Improvisieren im alltäglichen Miteinander erleichtern könne. «Gerade am Anfang lernt man aber auch, dem Partner Fehler zu verzeihen, insbesondere wenn er nicht der eigene Lebenspartner ist», gibt Feuerbach zu bedenken. Die Frauen müssten lernen, die Impulse des führenden Mannes zu erkennen und zu interpretieren. «Man muss sich ganz einfach aufeinander einlassen.»

Das allerdings gilt nicht nur für Paartänze. «Beim Tanzen in derGruppe muss man sich anderen anpassen, aufeinander zugehen und mit sehr unterschiedlichen Menschen auskommen», sagt die BVST-Vorsitzende Anita Brunberg. Zudem sei die soziale Komponente ein wichtiger Aspekt: «Die älteren Menschen werden nicht so schnell einsam, weil sie in der Gruppe Bekanntschaften machen.» Und viele putzten sich für die regelmäßigen Treffen auch immer ein wenig heraus.

Der Bundesverband Seniorentanz vertritt eine ganz eigeneTanzdisziplin. «Sie ist den Bedürfnissen von älteren Menschenangepasst», erklärt Brunberg. Der Schwerpunkt liege auf geselligen Gruppentänzen mit ständigem Partnerwechsel. Das Repertoire speist sich hauptsächlich aus Folkloretänzen der ganzen Welt.

Auch die Tanzschritte sind dem Alter angepasst. «Die Bewegungensind nicht ganz so schnell, und es gibt keine schnellen Drehungen und Sprünge», sagt die Vorsitzende. Und entgegen vieler Vorurteile tanzen die Senioren nicht nur zu alten Volksweisen und Schlagern. «Oft sind es auch Titel aus den fünfziger und sechziger Jahren oder aktuelle Schlager», so Brunberg.

Der Bundesverband verfolgt mit seinem Engagement jedoch noch einweiteres Ziel: die geistige und seelische Fitness. «Tanzen ist ein ideales Training für den ganzen Körper», sagt Brunberg. Es regt körpereigene Stoffe zur Gelenkerhaltung an, trainiert die Muskeln und ist dadurch eine ideale Osteoporoseprophylaxe.

Zudem werde durch die Schrittabfolge das Gedächtnis geschult unddank der erhöhten Sauerstoffaufnahme beim Tanzen dieKonzentrationsfähigkeit gefördert. «Das Tänzerische hält einfach den Kopf fit», fügt Tanzlehrer Kalkbrenner hinzu, der das Tanzen als ideales «Gehirnjogging» bezeichnet.

Allerdings sind in vielen Kursen und Tanztreffs Männer immer noch Mangelware. «Tanzen hat bei vielen den Touch des Unmännlichen, das schreckt ab», bedauert Jürgen Bartholme, Vorsitzender der Tanzsportfreunde Essen. Viele Männer wollen laut Kalkbrenner im Alter einfach nichts Neues mehr lernen. «Dabei kann man mit dem Europaeinheitsschritt jeden Tanztee problemlos überstehen», sagt er.

«Die Männer müssen überredet werden», rät Hanspeter Kammers. DerTrainer beim Tanzsportclub Ibbenbüren war früher Turniertänzer und empfiehlt zwanglose Tanztees. Seiner Ansicht nach haben viele Männer Probleme mit der Koordination. «Die sagen dann: Das krieg ich nicht auf die Reihe.» Dabei sei das Tanzen der ideale Sport, um sich wieder geschickte Bewegungen anzutrainieren.

Informationen: Bundesverband Seniorentanz, Insterburger Straße 25, 28207 Bremen (Tel.: 0421/44 11 80, Fax: 0421/498 62 17)