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Rückenprobleme Für wen ist der Schneidersitz keine gute Position?

Im Yogakurs, beim Spielen mit dem Kind oder wenn die begehrten Plätze auf dem Sofa belegt sind: Situationen, in denen wir im mit überkreuzten Beinen auf dem Boden sitzen. Wie gesund ist das?

Von dpa 13.11.2025, 15:23
Rücken gerade, Schultern nach hinten: Wer im Schneidersitz sitzt, sollte nicht in die Shrimp-Haltung verfallen.
Rücken gerade, Schultern nach hinten: Wer im Schneidersitz sitzt, sollte nicht in die Shrimp-Haltung verfallen. Christin Klose/dpa-tmn

Gundelfingen - Wissen Sie, warum der Schneidersitz so heißt, wie er heißt? Tatsächlich sah so früher die typische Arbeitshaltung von Schneidern aus - mit überkreuzten Beinen auf einem Tisch. So konnten sie vermeiden, dass die Stoffe in Kontakt mit dem staubigen Boden kommen. 

Heutzutage ist der Sitz mit gekreuzten Beinen für viele Position Nummer eins, wenn sie sich auf dem Boden niederlassen - ob beim Picknick im Park oder beim Spielen mit dem Kind. Doch wie gesund ist diese Sitzhaltung? 

Eine Wohltat fürs Hüftgelenk

Wer immer mal wieder - und ohne es zu übertreiben - im Schneidersitz sitzt, tut seinem Körper durchaus Gutes, so der Orthopäde Martin Rinio, Ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Und zwar aus diesen Gründen: 

  • Die Muskeln in Hüfte und Oberschenkeln werden dabei gedehnt
  • Durch die Außenrotation der Hüfte werden die Bänder rund um die Hüftgelenkkapsel gedehnt, sie weitet sich auf - das hilft der Knorpelgesundheit

Frei von Nachteilen ist der Sitz mit gekreuzten Beinen aber nicht: Wir neigen nämlich dazu, dabei die Schultern nach vorne fallen zu lassen. Das ist ungünstig für die Wirbelsäule. Orthopäde Rinio rät daher: Wer Rückenprobleme hat, sollte lieber ganz auf den Schneidersitz verzichten. 

Das gilt insbesondere für alle, die Probleme mit einem Gleitwirbel haben. Dabei verlässt ein Wirbel seine normale Position innerhalb der Wirbelsäule - eine Verschiebung, die sich durch Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühle bemerkbar machen kann. 

Und alle anderen? Sie sollten, wenn sie im Schneidersitz verweilen, immer mal wieder prüfen, wie sie sitzen. Wer sich dabei in einer gekrümmten Shrimp-Haltung erwischt, richtet sich auf. 

Spätestens alle 10 bis 15 Minuten sollte man den Sitz etwas anpassen. „Gut ist der kontinuierliche Wechsel zwischen aufrechter, vorgeneigter und zurückgelehnter Haltung und die häufige Verlagerung des Gewichts von der einen auf die andere Gesäßhälfte“, so Rinio. Melden sich im Schneidersitz Schmerzen, sollte man diese Haltung verlassen. 

Ähnlich und doch ganz anders: der Lotussitz

Und dann gibt es den Lotussitz, den alle kennen dürften, die tief in den Themen Yoga und Meditation stecken. Während beim Schneidersitz ein Bein locker vor dem anderen auf dem Boden liegt, ist der Lotussitz anspruchsvoller. Dabei „parken“ die Füße nämlich auf den gegenüberliegenden Oberschenkeln. 

Im Vergleich zum Schneidersitz ist der Lotussitz rückenschonender, weil das Becken dabei nach vorn kippt. Das erlaubt es der Wirbelsäule, sich aufzurichten, so Rinio. Für die Gelenke, so etwa für die Knie, bedeutet der Lotussitz allerdings mehr Belastung als der klassische Schneidersitz. Wer Probleme mit seinen Menisken hat, verzichtet lieber darauf. 

Beim Lotussitz gilt ebenfalls: bitte nicht übertreiben. Alle, die - etwa beim Meditieren - längere Zeit im Lotussitz verbringen wollen, sollten darauf entsprechend hinarbeiten. Das geht mit Übungen, die die Beweglichkeit der Hüften fördern. 

Ein Beispiel ist der „Schmetterling“: Dabei legt man die Fußsohlen aneinander, wobei die Knie nach außen zeigen. Die Füße greift man dann mit den Händen und zieht sie möglichst nah ans Gesäß heran. Mit den Knien kann man währenddessen leicht wippen - und die Flatterbewegungen eines Schmetterlings nachahmen.