Fettleber Fettleber: Nicht immer ist der Alkohol schuld

Köln/dpa. - «Die Leber ist ein Spiegel des Äußeren», sagt Professor Wolfgang Stremmel von der Gastro-Liga in Gießen. «Wer Übergewicht hat, hat in der Regel auch eine Fettleber.»
«Man geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sind», sagt Stremmel. Der Höhepunkt scheint noch nicht erreicht: «Da läuft noch eine Welle auf uns zu», warnt Professor Claus Niederau vom Kompetenznetz Hepatitis in Hannover.
Wurde der Fettleber früher nur ein geringer Krankheitswert zugesprochen, nimmt man sie heute ernster. Aus der Verfettung kann eine Entzündung, also eine Hepatitis, und nach der Vernarbung des Gewebes sogar eine Leberzirrhose werden. Der Betroffene merkt in den früheren Stadien kaum etwas davon, allenfalls einen leichten Druckschmerz im Oberbauch.
Auch bilden keineswegs nur Menschen mit deutlichem Übergewicht eine Fettleber aus. «Wir haben gelernt, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen», sagt Wolfgang Stremmel. In der Umstellung der Ernährung und sportlicher Betätigung liegt denn auch die wirksamste Therapie.
Während die pharmazeutische Industrie das Thema Fettleber bisher weitgehend ignoriert hat, können die durch Viren übertragene Hepatitis B und auch die erst 1989 entdeckte Hepatitis C inzwischen mit Medikamenten behandelt werden. «Sie sind zu mehr als 50 Prozent heilbar», sagt Claus Niederau. Allerdings würden immer noch zu wenig Hausärzte an diese Erkrankungen denken, wenn Patienten über Symptome wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen klagen.
Auch die Anlage zur Hämochromatose, eine der in Europa häufigsten Erbkrankheiten, lässt sich inzwischen gut nachweisen. Bei der Hämochromatose oder Eisenspeicherkrankheit kann der Körper das Eisenangebot der Nahrung nicht bewältigen. Das Metall wird über das Blut in die inneren Organe transportiert, wo es sich abgelagert.
Vor allem in der Leber kann das zu schweren Schäden führen. So modern die Diagnostik, so altertümlich mutet die Therapie für die Hämochromatose an: «Das Beste ist ein regelmäßiger Aderlass, bei dem mit dem Blut auch der Eisenüberschuss abgeführt wird», so Dietrich Hüppe vom Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (BNG) mit Sitz in Neu-Ulm.
Bei der Erkennung und Behandlung von Leberleiden hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Doch nicht immer profitieren Patienten von diesem Fortschritt. «Gerade bei älteren Hausärzten wird das Vorurteil, dass ein Leberschaden vom Alkoholmissbrauch kommt, noch immer gepflegt», klagt Achim Kautz von der Deutschen Leberhilfe in Köln, der größten Selbsthilfeorganisation für Leberpatienten in Deutschland.