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Familien Familien: Kuren für Mütter werden immer häufiger abgelehnt

13.03.2003, 11:09

Stein/dpa. - Kuren für Mütter werden von den Krankenkassen immer häufiger abgelehnt. Mittlerweile werde jede dritte Kur beim ersten Antrag nicht bewilligt, sagte Anne Schilling, Geschäftsführerin des Deutschen Müttergenesungswerks in Stein (Bayern), in einem dpa/gms-Gespräch. Es lohne sich aber, Widerspruch einzulegen: In der Vergangenheit habe die Kasse in jedem zweiten Fall dann doch noch zugestimmt. Allerdings zeigten Zahlen aus jüngster Zeit, dass die Anträge zunehmend auch im zweiten Anlauf nicht mehr bewilligt werden.

Die Bemühungen der Krankenkassen, ihre Kosten zu senken, sind Schilling zufolge der Hintergrund dieser Entwicklung. Bereits seit zwei Jahren würden Mütterkuren oder Mutter-Kind-Kuren verstärkt abgelehnt. In der Zeit davor sei nur jede fünfte Erstantrag nicht genehmigt worden. Nach den derzeit aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2001 gehen jährlich rund 56 000 Mütter und 70 000 Kinder in Kur.

Die häufigen Ablehnungen lassen sich laut Schilling kaum mit dem verbesserten Gesundheitszustand von Müttern in Deutschland erklären: «Die Belastungen nehmen tendenziell eher zu.» Auch beantragten die Mütter eine Kur häufig zu einem späteren Zeitpunkt, die meisten litten dann bereits unter mehreren Erkrankungen gleichzeitig.

Laut Schilling sind 70 Prozent der Antragstellerinnen nervlich und seelisch überlastet, oft zeige sich bei ihnen das eher mit Managern in Verbindung gebrachte Burn-Out-Syndrom. «Rund 50 Prozent haben organisch-somatische Beschwerden wie etwa Rückenschmerzen, 29 Prozent chronische Kopfschmerzen, 30 Prozent Schlafstörungen, 20 Prozent Allergien- oder Hautkrankheiten, und ebenso viele leien unter Atemwegserkrankungen», so die Expertin.

Als Ursachen für die hohe gesundheitliche Belastung nennt Schilling die isolierte Arbeitssituation von Müttern und ihre Verpflichtung, rund um die Uhr für Kinder und Angehörige zur Verfügung zu stehen. «Ihre Tätigkeit wird außerdem gesellschaftlich missachtet», kritisiert Schilling. Gesundheitlich besonders gefährdet seien allein Erziehende und Frauen, die drei und mehr Kinder haben.

Immerhin ist die Finanzierung der Mütter- und Mutter-Kind-Kuren jetzt einheitlich geregelt. In der Vergangenheit übernahmen Schilling zufolge die Krankenkassen oft nur einen bestimmten Anteil. «Im Extremfall waren das nur neun Euro pro Tag bei durchschnittlichen Kosten von 69 Euro täglich», so Schilling. Jetzt sind die Kassen, sofern die Kur bewilligt wird, zur vollen Kostenübernahme verpflichtet. Eine entsprechende Gesetzesänderung gilt seit dem 1. August vergangenen Jahres. Die Mütter selbst zahlen einen Eigenanteil von täglich neun Euro.

Information: Deutsches Müttergenesungswerk, Deutenbacher Straße 1, 90547 Stein (Tel.: 0911/96 71 10, Fax: 0911/67 66 85)