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Expertenrat Expertenrat: Zunehmende Überreizung führt zu schlechtem Schlaf

14.10.2005, 20:16
Das gestellte Foto in einem Büro zeigt eine junge Frau, die am Monitor den Kopf auf den Tisch gelegt hat und eingeschlafen ist. «Schlafkrankheit» oder «Schlummersucht» heißt die Narkolepsie im Volksmund. Nach Schätzungen der Deutschen Narkolepsie-Gesellschaft (DNG) leiden rund 40000 Menschen bundesweit unter dieser Erkrankung. (Foto: dpa)
Das gestellte Foto in einem Büro zeigt eine junge Frau, die am Monitor den Kopf auf den Tisch gelegt hat und eingeschlafen ist. «Schlafkrankheit» oder «Schlummersucht» heißt die Narkolepsie im Volksmund. Nach Schätzungen der Deutschen Narkolepsie-Gesellschaft (DNG) leiden rund 40000 Menschen bundesweit unter dieser Erkrankung. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Regensburg/dpa. - Herr Prof. Zulley, was sind die häufigsten Ursachen fürSchlafstörungen?

Prof. Jürgen Zulley: Es gibt 88 verschiedene Formen vonSchlafstörungen. Am häufigsten haben wir es mit der Insomnie zu tun. Das sind Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Ursache Nummer eins dafür ist Stress. Hinzu kommt persönliches Fehlverhalten: Zum Beispiel arbeiten die Leute bis spät in den Abend hinein und gehen gleich ins Bett. Dabei braucht der Körper Zeit, um sich zu entspannen.

In wieweit ist diese Schlafstörung gesellschaftlich bedingt?

Prof. Jürgen Zulley: Sicher kennen auch andere Kulturen gelegentliche Schlafstörungen. Dort gibt es ja auch hin und wieder Stress. Ich denke aber, dass Schlafstörungen in unserem Kulturkreis zunehmen. Die Ursache ist unser Lebensstil, der mit einer zunehmenden Überreizung einhergeht.

Wann müssen Schlafstörungen behandelt werden?

Prof. Jürgen Zulley: Behandelt werden muss eine Schlafstörung, wenn sie sich deutlich negativ auf die Leistungsfähigkeit am nächsten Tag auswirkt und mindestens vier Wochen anhält.

Was können Betroffene gegen Schlafstörungen unternehmen?

Prof. Jürgen Zulley: Medikamente sollten stets die zweite Wahl sein. Ich beginne damit, die Patienten über die so genannte Schlafhygiene aufzuklären: Sie sollten möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen und zur gleichen Zeit aufstehen. Wichtig ist auch, dass es im Schlafzimmer nicht wärmer als 18 Grad ist. Helfen diese Maßnahmen nicht, kommt die so genannte Verhaltenstherapie: Was erlernt wird, kann auch wieder verlernt werden. Erst wenn auch diese Therapie keine Besserung bringt, kommen Medikamente zum Einsatz.

Welche Formen von Schlafstörungen gibt es noch?

Prof. Jürgen Zulley: An zweiter Stelle folgt die Schlaf-Apnoe - kurze Atemstillstände während des Schlafes. Die Schlaf-Apnoe muss dringend behandelt werden, zum Beispiel mit einer Atemmaske. Die sorgt mit leichtem Überdruck dafür, dass die Atemwege frei bleiben. Zu den Schlafstörungen gehört auch das nächtliche Zappeln mit den Beinen, Restless-Leg-Syndrom genannt. Das kann ebenso wie die Narkolepsie, das plötzliche Einschlafen am Tage, nur medikamentös behandelt werden.

Wie lange sollte man schlafen?

Prof. Jürgen Zulley: Der Durchschnitt liegt bei sieben Stunden - da sind jedoch alle Altersgruppen mitgerechnet. Zwischen fünf und neun Stunden sollten es aber sein. Ob Sie genug geschlafen haben, merken Sie daran, ob Sie sich fit und ausgeschlafen fühlen. Übrigens ist es völlig normal, nachts mehrmals aufzuwachen - solange man gleich wieder einschläft.