Essen in Kitas Schulen und Altenheimen Essen in Kitas Schulen und Altenheimen: "Team Wallraff" deckt Ekelzustände in Großküchen auf

Köln - Die Reporter von „Team Wallraff“ haben in der Folge vom Montagabend Großküchen unter die Lupe genommen und dabei zum Teil dramatische Missstände aufgedeckt. Das RTL-Team um Enthüllungsjournalist Günter Wallraff haben dokumentiert, wie unappetitlich und unhygienisch es in manchen deutschen Großküchen zugeht, die Gerichte für Kitas, Schulen und Pflegeheime produzieren.
Rund 14 Millionen Menschen - vom Kindergartenkind bis zum Senior - essen täglich Gerichte, die in einer Großküche produziert werden. Bei ihren Recherchen stieß Reporterin Stefanie Albrecht auf erschreckende Zustände. Bei vitesca in Wuppertal, wo täglich bis zu 25 000 Mittagessen für Kindergärten und Schulen in Deutschland produziert werden, wurde sie unter anderem angehalten, schimmelige Gurken zu verarbeiten.
Mehrfach entdeckte sie Waren, die nach dem Cook- und Chill-Verfahren (erst kochen, dann innerhalb von 90 Minuten auf 3 Grad runterkühlen) nicht ordnungsgemäß gechillt wurden, um eine mögliche Keimbildung auszuschließen. Auf diversen Fleischpackungen war das gekennzeichnete Verbrauchsdatum längst abgelaufen und bei mehreren Kisten Bio-Hackfleich, das zu „Chili con carne“ verarbeitet werden sollte, war die Haltbarkeit laut Kennzeichnung sogar seit über neun Monaten überschritten. Ein Fachanwalt bezeichnete das Verhalten als Straftat. Die Überraschung: vitesca ist mit drei Kochmützen zertifiziert, dem höchsten Qualitätssiegel der Hochschule Niederrhein.
Darmkeime und Schimmelpilze
In der Großküche der Duisburger Firma diversa, die täglich 600 Essen für Kindergärten und Grundschulen zubereitet, absolvierte die Undercover-Journalistin ein Schnupperpraktikum und lernte dabei die Raffinessen der Großküche kennen. Aus Wasser, Tomatenpulver, Chilipulver, Dosengemüse und Soja-Hack wurde rasche ein „Chili sin Carne“ zusammengerührt, das erst in der Schule kurz vor der Ausgabe zum ersten Mal erhitzt wurde.
Auch im Pflegeheim Amarita in Oldenburg, das zur Marseille Kliniken AG gehört, deckte das Team skandalöse Zustände auf. Rohkost wurde ungewaschen angerichtet, nach der Raucherpause wurde auf das Händewaschen verzichtet. In entnommenen Proben konnten Lebensmitteltechniker E-Coli-Bakterien, Darmkeime und Schimmelpilze nachweisen.
In einem Interview mit Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, wollte das Recherche-Team wissen, warum etwa Schulessen mit 19 Prozent, Tierfutter aber mit nur sieben Prozent besteuert wird. Mit einer Steuersenkung könne schließlich auch der Wareneinsatz erhöht werden. Der Minister zeigte sich skeptisch. Zumindest sagte er zu, die Fragen rund um einheitliche Qualitätsstandards im Kreis der Länderkollegen zu besprechen. (red)
