Ernährung Ernährung: Übergewichtige Kinder brauchen Hilfe
Kiel/Berlin/dpa. - Der Handlungsbedarf ist offensichtlich: Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland ist übergewichtig. Die Hoffnung, Übergewicht «verliere sich schon noch», kann Prof. Manfred J. Müller von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, nicht bestätigen: «Übergewicht ist nichts, was sich zurecht wächst.» Aus einem großen Teil der betroffenen Kinder werden später übergewichtige Erwachsene. Viele übergewichtige Kinder bekommen zudem Diabetes, einen erhöhten Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck.
Um so wichtiger ist es, möglichst früh die Notbremse zu ziehen. «Kinder Leicht - besser essen, mehr bewegen» heißt der Ansatz des Verbraucherministeriums. Zunächst ist es wichtig, dass Eltern sich darüber informieren, ob ihr Kind schon übergewichtig ist oder nur ein paar Pfund zu viel hat. Ein guter Indikator dafür ist der so genannte Body-Mass-Index. Er ermittelt sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Im Internet kann der Wert auf der Projektseite der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter unter www.mybmi.de berechnet werden.
Bei krankhaftem Übergewicht, medizinisch Adipositas genannt, ist es ratsam, Spezialisten aufzusuchen und sich eingehend beraten zu lassen. Adressen und Kontakte sind über den Kinder- und Hausarzt zu bekommen. Haben sich lediglich ein paar Pfund zu viel angesammelt, gilt es vor allem zu verhindern, dass die Kinder noch mehr zunehmen.
«Hungerkuren sind aber tabu», warnt Isabelle C. Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Vielmehr kommt es darauf an, das Richtige zu essen. Pflanzliche Lebensmittel und kalorienarme Getränke wie Wasser, Tee und verdünnte Obstsäfte bilden dabei die Basis. Zum Sattessen sind nach dem «optimiX-Prinzip» des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund vor allem Gemüse, frisches Obst, knackige Salate, Getreideprodukte und Hülsenfrüchte geeignet - also nicht unbedingt das, was alle Kinder lieben. Doch Studien zeigen: Was häufig auf den Tisch kommt, wird gerne gegessen.
Viele Kinder mögen klein geschnittenes, rohes Gemüse lieber als gekocht. Fleisch, Wurst, Eier und Milchprodukte dürfen mäßig verzehrt werden. Speisefette, Süßes, fette Snacks und Speisen sind nur zum sparsamen Genießen und Verfeinern gedacht. «Gewusst wie» heißt die richtige Taktik beim Fettsparen: Während eine Bratwurst mit 35 Gramm Fett zu Buche schlägt, bringt es die gleiche Menge Schweinefilet nur auf rund 2 Gramm. Statt Schokoladenkeksen oder fertigem Schokopudding mit Sahne, die pro 100 Gramm jeweils rund 20 Gramm Fett enthalten, gibt es Löffelbiskuits oder Rote Grütze zum «Fett-Null-Tarif».
Die Umstellung klappt umso besser, je vorbildlicher die Eltern sich verhalten - nicht nur beim Essen, sondern auch in der Freizeit. Weniger Fernsehen, weniger Surfen am Computer, dafür mehr Bewegen, ist die Devise. «Dabei muss der Aufwand nicht groß sein», so Isabelle C. Keller: «Hauptsache man nimmt sich regelmäßig Zeit dafür.»
Informationen: Die Broschüre «Leichter, aktiver, gesünder - Tipps für Ernährung und Sport bei Babyspeck und mehr» kann für 2,50 Euro bestellt werden beim DGE MedienService, Bornheimer Straße 33b, 53111 Bonn.