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Die Lehre von Samuel Hahnemann Die Lehre von Samuel Hahnemann: Die Homöopathie steht hoch im Kurs

Von Thomas Kärst 06.04.2005, 09:18

Bonn/Berlin/dpa. - Die Homöopathie hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Anhänger gefunden. Doch die Lehre des Arztes Samuel Hahnemann (1755 bis 1843), dessen Geburtstag sich am 10. April zum 250. Mal jährt, ist immer noch umstritten.

Laut einer Forsa-Umfrage vom vergangenen Jahr hat jeder dritte Bundesbürger bereits gute Erfahrungen mit der Heilmethode gemacht, bis zu 7000 Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung praktizieren mittlerweile in Deutschland. «Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt», formulierte Hahnemann den Grundsatz der Homöopathie. So hatte der Mediziner beobachtet, dass Chinarinde einerseits gegen Malaria hilft, andererseits bei gesunden Menschen Malaria-ähnliche Symptome hervorruft. Daraufhin probierte er verschiedene pflanzliche, tierische und mineralische Präparate an gesunden Freiwilligen und im Selbstversuch aus, notierte die Reaktion und entdeckte auf diese Weise zahlreiche Arzneimittel.

Dieses Verfahren sei für Homöopathen immer noch der «Königsweg», um ihre Kenntnisse zu erweitern, erläutert Karl-Wilhelm Steuernagel, Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) in Bonn: «Hahnemann kannte rund 140 Arzneien, heute sind es 3000 bis 4000.» Zugleich verfolgte Hahnemann einen «ganzheitlichen» Ansatz: Er befragte seine Patienten intensiv und beobachtete die Symptome der Krankheiten.

Verabreicht werden homöopathische Arzneimittel laut Steuernagel meist als Globuli - kleine Milchzuckerkügelchen, die mit Wirkstoffen benetzt wurden. Bei der Herstellung werden die Substanzen zum Teil stark verdünnt und die Mischung «verschüttelt» - so soll die Wirkung gesteigert werden. In einigen so genannten Potenzen sind deshalb homöopathische Arzneimittel derart verdünnt, dass sie kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten. Laut Hahnemann wirken sie «geistartig» oder energetisch auf den Körper. «Was da physikalisch passiert, ist vollkommen unbekannt», sagt Steuernagel.

Die herkömmliche Medizin bezweifelt dagegen die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel. «Ich glaube nicht an die Globuli und insbesondere nicht an die Hochpotenzen», sagt Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in Berlin. Bislang seien die Homöopathen einen wissenschaftlichen Beweis für ihre Behauptungen schuldig geblieben. «Es gibt allerdings keinen Zweifel, dass homöopathische Ärzte oft enorme Erfolge haben.» Grund sei jedoch schlicht der Placebo-Effekt.

Ähnlich sieht es auch der Biologe und Homöopathie-Kritiker Rainer Wolf vom Biozentrum der Universität Würzburg. «Der Körper heilt sich in hohem Maße selbst - Hauptsache, er wird irgendwie behandelt und glaubt daran», so der Privatdozent. Und eine hohe Glaubwürdigkeit gestehen auch Kritiker wie Prof. Müller-Oerlinghausen den Homöopathen zu: «Sie sind oft die besseren Ärzte, weil sie sich Zeit nehmen.»

In der medizinischen Praxis werden die Grenzen aber durchlässiger - und auch die Politik hat die Homöopathie für sich entdeckt. «Immer mehr Ärzte integrieren mittlerweile homöopathische Konzepte in ihre Behandlung», schreibt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in ihrem Vorwort zum 60. Homöopathischen Weltkongress, der vom 4. bis 7. Mai in Berlin stattfindet. Und mit ihrem ganzheitlicher Ansatz habe die Heilmethode gar «eine Vorreiterrolle übernommen».