Blut und Urin Blut und Urin: Positiver Befund ist schlecht
Halle/MZ. - "Der Arzt kann aus dem Laborbericht beispielsweise erkennen, ob die Körperzellen genügend Energie bekommen, ob Organe durch Ernährungssünden in Not geraten sind oder ob das Abwehrsystem sich mit eingedrungenen Krankheitserregern auseinandersetzen muss", sagt Professor Dr. Hans Peter Seelig, Laborarzt in Karlsruhe.
Blutuntersuchung
Für ein Blutbild werden der Finger beziehungsweise das Ohrläppchen oder die Vene - zumeist in der Ellenbeuge - angezapft. Je nachdem, welche Untersuchung nötig ist, werden ein paar Tropfen oder ein Röhrchen voll entnommen. Wenn der Arzt nüchtern ins Labor bittet, darf der Patient zwölf bis 14 Stunden vorher weder feste noch flüssige Nahrung zu sich nehmen. Anderenfalls können die Messungen ein verfälschtes Bild zeigen. Erlaubt sind in aller Regel allerdings Wasser und ungezuckerte Tees.
Generell wird unterschieden zwischen einem großen und einem kleinen Blutbild. Beim kleinen Blutbild werden die festen Bestandteile des Blutes analysiert, beim großen wird das Augenmerk zusätzlich auf die weißen Blutkörperchen gerichtet.
Wenn dem Arzt die Werte vorliegen, kann er sich an die Auswertung machen: Wurde beispielsweise eine erhöhte Anzahl von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) festgestellt, kann das auf chronische Herz- und Lungenkrankheiten, Knochenmarkerkrankungen, Stress oder Flüssigkeitsmangel schließen lassen. Verminderte Erythrozytenzahl dagegen deutet auf Blutarmut, chronischen Blutverlust durch innere Krankheiten, Tumore oder Mangelernährung hin.
In aller Regel liegt der Normalbereich der Werte bei Frauen bei 3,8 bis 5,2 Millionen je Mikroliter Blut, bei Männern etwa bei 4,4 bis 5,9 Millionen.
Diese Werte werden auch Referenzwerte genannt. Wenn einzelne Werte zu hoch oder zu niedrig sind, ist das allein allerdings noch kein Grund zur Beunruhigung. Abweichungen vom Referenzwert allein lassen keine Rückschlüsse auf das Vorhandensein einer Krankheit zu. Erst die Kombination aus den Beschwerden des Patienten, den Laborwerten, notwendigen Spezialuntersuchungen und auch aus den Erfahrungen des Arztes macht eine genaue Diagnose möglich.
Gleiches gilt auch für die Blutsenkung, mit der Entzündungsprozesse aufgedeckt werden: Wenn sie auf dem Vormarsch sind, entstehen klebrige Eiweiße, die die Blutkörper verklumpen und schneller absinken lassen.
Blutsenkung
Die Sinkgeschwindigkeit hängt allerdings nicht nur von möglichen Krankheiten ab. Auch die Anti-Babypille beispielsweise oder cholesterinhaltiges Essen wirken als Turbo-Senker; Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Kortison dagegen bremsen die Sinkgeschwindigkeit. Als durchschnittlich normal wird bei Frauen bis 50 Jahren eine Blutkörper-Senkungsgeschwindigkeit angesehen, die kleiner ist als 20 Millimeter in der ersten Stunde, bei Frauen über 50 Jahren sollte sie maximal 30 Millimeter je Stunde sein. Bei Männern darf das Blut langsamer sinken: Normal sind bis 50 Jahre Werte, die kleiner als 15 Millimeter je Stunde sind; über 50 Jahre sind 20 Millimeter je Stunde noch im Referenzbereich.
Urintests
Mit einer Urinuntersuchung können Gallenerkrankungen, eitrige Entzündungen der Harnwege oder Blutherde ausfindig gemacht werden. Untersucht werden kann Urin unter anderem auf Eiweiß, rote und weiße Blutkörperchen, Zucker, Nitrit und Kreatinin. Das ist ein Endprodukt des Muskelstoffwechsels, das über die Nieren ausgeschieden wird und Auskunft gibt über die Filterfunktion der Niere.
Buchtipp: Seelig / Meiners: Laborwerte, Gräfe und Unzer Verlag, 2005, 12,90 Euro