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Berglauf Berglauf: Schwitzen in Höhenmetern ist im Kommen

17.05.2006, 08:59
Rund 1500 Meter auf 13 Kilometern überwinden - der Großglockner Berglauf verzeichnet trotz der strapaziösen Strecke jedes Jahr mehr Teilnehmer. (Foto: dpa)
Rund 1500 Meter auf 13 Kilometern überwinden - der Großglockner Berglauf verzeichnet trotz der strapaziösen Strecke jedes Jahr mehr Teilnehmer. (Foto: dpa) Großglockner Berglauf

Heiligenblut/Köln/dpa. - Deutschland verfügt sogar übereine Berglauf-Nationalmannschaft. Doch der Sport hat wenig mit demLaufen in der Ebene gemeinsam. Selbst die Crossläufe sind nicht miteinem Berglauf zu vergleichen.

   «Berglaufen ist vergleichbar mit Treppenlaufen», erklärt JoLatsch, Sportmediziner an der Deutschen Sporthochschule in Köln. DieMuskelgruppen, die belastet werden, seien die gleichen wie beimLaufen in der Ebene. Sie würden jedoch anders belastet. Außerdem seider Kraftaufwand höher als beim Laufen in der Ebene.

   «Berglaufen kann sehr anstrengend sein», sagt auch Billy Sperlich,Laufexperte an der Sporthochschule in Köln. Die beiden Hauptproblemefür den Durchschnittsläufer seien die erhöhte Sauerstoffaufnahme amBerg und die Temposchulung. Außerdem sei die Schrittfrequenz höherund das Abrollen über die Verse nicht möglich, weshalb viele Läuferüber Schmerzen an der Achillessehne klagen.

Der Sportwissenschaftler empfiehlt, als Vorbereitung für denDurchschnittsläufer ein Intervalltraining. Dabei geht es darum,mehrere kurze Einheiten am Berg zu trainieren. Die längeren Einheitensollten allerdings in der Ebene gelaufen werden. Effektiv sei esauch, in der Ebene zügig und anschließend in den Berg hinein zulaufen, weil nicht jeder Berglauf nur bergauf geht.

«Wichtig ist, dass der Bergläufer gesund ist», betont Latsch. Sosei es höchst gefährlich, mit einem kranken Herzen zu laufen. DieAchillessehne werde stärker belastet als beim normalen Laufen.Allerdings könne nicht pauschal gesagt werden, wie hoch die Belastungist: «Das kommt auf die Geschwindigkeit und die Steigung an», sagtLatsch.

   «Die ersten Bergläufe gab es in Großbritannien», berichtetWolfgang Münzel vom Deutschen Leichtathletikverband in Darmstadt(DLV) und Trainer der Berglauf Nationalmannschaft. Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelten Schäfer die Disziplin. Wenn ihnen in denHighlands ihre Schafe verloren gingen, mussten sie die Berge hinaufund hinunter laufen, um die Tiere wiederzufinden. Aus denregelmäßigen Wettkämpfen zwischen den Schäfern entwickelte sich einesportliche Disziplin.

Die erste deutsche Meisterschaft gab es 1985, die ersteWeltmeisterschaft 1993. «In Deutschland finden jährlich rund 140Bergläufe statt», in Österreich seien es ähnlich viele, so Münzel.Die Berglaufsaison startet im April und dauert bis November.

Bekannt ist zum Beispiel der jährliche Großglockner Berglauf imösterreichischen Heiligenblut. Die Strecke führt über eine Länge von13 Kilometern und überwindet einen Höhenunterschied von 1520 Metern.Im ersten Veranstaltungsjahr 2000 nahmen 90 Läufer und Läuferinnenaus 8 Nationen teil, erzählt Heide Pichler vom Organisationskomitee.Im Jahr 2005 kamen bereits 800 Sportler aus 25 Nationen. Dieses Jahrwerden am 23. Juli 1000 Teilnehmer erwartet, so Pichler. DieZuschauerzahl soll 8000 bis 10 000 betragen.

«Der Bergläufer ist der vielseitigste Läufer», sagt Münzel auseigenen Erfahrungen. Der ehemalige Profi, der 1987 zum Berglaufenwechselte, lief schon drei Mal die Marathondistanz in 2,20 Stunden.Er war später zehn Mal unter den zehn Besten beiBerglauf-Weltmeisterschaften und schaffte es im englischen Keswicksogar auf Platz drei. Beim normalen Laufen komme es in erster Linieauf die Zeit an, so der Sportler. Beim Berglaufen zähle es zunächst,das Höhenprofil zu bezwingen, danach der Gegner und am Ende die Zeit.