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«Ausgebrannt» «Ausgebrannt»: Burnout-Syndrom trifft oft die Engagierten

Von Arnd Petry 03.01.2007, 09:31
Wenn alles zu viel wird: Das Burnout-Syndrom kann sich durch mehr als 130 Symptome äußern. (Foto: dpa)
Wenn alles zu viel wird: Das Burnout-Syndrom kann sich durch mehr als 130 Symptome äußern. (Foto: dpa) Lehtikuva

Wendisch Rietz/Düsseldorf/dpa. - Vor allem Führungskräfte undArbeitnehmer in sozialen Berufen gelten als klassischeBurnout-Patienten. Treffen können die Beschwerden aber eigentlichjeden.

Eine Krankheit im engeren Sinn sei das Burnout-Syndrom gar nicht,sagt Klaus Gresser, Leitender Oberarzt der Oberbergklinik BerlinBrandenburg in Wendisch Rietz. Dazu seien die Symptome zu vielfältig.Das Problem sei, dass unter dem Begriff Burnout sowohl eineEntwicklung als auch der Endzustand verstanden werden, sagt auch derBurnout-Experte Matthias Burisch von der Uni Hamburg. «Der Endzustandist nicht mehr von einer Depression zu unterscheiden.»

Der Weg bis dahin ist jedoch lang - und mit vielen Warnhinweisengepflastert: Burisch hat mehr als 130 Burnout-Symptome gezählt. Siereichen von Hyperaktivität, Überdruss und Verlust von Idealismus bishin zu Dienst nach Vorschrift und existenzieller Verzweiflung.

Ein häufig im Zusammenhang mit dem Thema Burnout zu lesender Satzlautet: «Ausbrennen kann nur, wer auch (für eine Sache) gebrannthat.» Unterstützung findet diese These bei Management-Coach BernhardJuchniewicz aus Düsseldorf, Präsident der European CoachingAssociation (ECA): «Sie können Burnout nicht bekommen, wenn sie nichtvorher eine Workaholic-Phase durchlebt haben.» Meist treffe es daherdie ehrgeizigen Karrieristen und die besonders sozial Engagierten.

Der Prozess des Ausbrennens läuft klassischerweise so ab: Wenn demErreichen eines Ziels alles untergeordnet wird, wenn Überstunden zurRegel werden, kommen die eigenen Bedürfnisse immer mehr zu kurz, undnichtberufliche Bedürfnisse werden ignoriert. In den späteren Phasentreten Verhaltensänderungen offen zu Tage: Kritik wird abgewehrt, dieArbeit selbst wird immer unflexibler. Am Ende dominieren das Gefühlder Sinnlosigkeit und Desinteresse an der Arbeit das Verhalten: DieMotivation liegt am Boden, das Gefühl totaler Erschöpfung überwiegt.

Matthias Burisch stellt den Engagierten, die er «Selbstverbrenner»nennt, eine weitere Gruppe Betroffener gegenüber: Menschen, die ohneeigenes Zutun in eine Zwickmühle geraten sind, etwa Familienväter,die ihren Job verloren haben und das Haus noch bezahlen müssen. ImVergleich dazu sind die «Selbstverbrenner», die sich die Falle selbstgezimmert haben, in der besseren Position: Ihnen kann ein Psychologehelfen. Es komme auf eine gleichgewichtige Verteilung von Arbeit undFreizeit an, auf eine gute «Work-Life-Balance». «Sie haben mit IhrerLebensenergie liebevoll, sinnvoll und weise umzugehen. Da kommen Sienicht dran vorbei, ob es Ihnen gefällt oder nicht», sagt Juchniewicz.

Lebensregeln wie «Sei perfekt!», «Sei stark!», «Streng Dich an!»,und «Beeil Dich!» müssen entschärft werden, rät Matthias Burisch. Errät, «Gegengifte» zu formulieren: «Ich darf mir Zeit lassen», oder«Ich darf Gefühle zeigen». Zur Erinnerung sollten diese Leitsätzesichtbar aufgehängt werden, als Wegweiser in eine neue Richtung: «Siewerden sehen, mit jedem Schritt vorwärts wird das Leben leichter.»