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Genuss für alle Sinne Genuss für alle Sinne: Edle Havanna-Zigarren unter dem Weihnachtsbaum

Von Venio Piero Quinque 19.11.2002, 10:43
Beliebtes Importprodukt: Im vergangenen Jahr wurden offiziell Havannas im Wert von 12,5 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt. (Foto: 5th-Avenue/dpa/gms)
Beliebtes Importprodukt: Im vergangenen Jahr wurden offiziell Havannas im Wert von 12,5 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt. (Foto: 5th-Avenue/dpa/gms) 5th-Avenue

Berlin/dpa. - Sie gehören zu den klassischen Weihnachtsgeschenken: Edle Zigarren in hübschen Kisten werden auch in diesem Jahr unter etlichen Tannenbäumen liegen. Für viele Zigarrenliebhaber sind Havannas ein Hochgenuss, weil sie alle Sinne ansprechen: Eine edle Zigarre ist ein Genuss für Augen, Nase und Gaumen, ihre Herstellung eine Kunst.

Es sind nur einige Häuflein mit braunen Blättern, die Miltania Pérez Borges vor sich liegen hat, außerdem ein Brett und ein halbmondförmiges Messer. Aus dem edlen Rohstoff rollt die Kubanerin geschwind und fingerfertig eine Zigarre. Borges ist Torcedora, eine professionelle Tabakrollerin aus Havanna, der Zigarrenhauptstadt der Welt. Sie hat die «Neunte Kategorie» erreicht, das ist der höchste Rang. In der «Casa del Habano», einer Zigarren-Bar im Hotel Savoy in Berlin, ist Borges zu Gast und zeigt deutschen Zigarrenrauchern, wie eine Havanna hergestellt wird.

Die begehrten kubanischen Zigarren wie Borges sie rollt, sind nicht nur ein exklusives Genussmittel, sondern auch ein Wirtschaftsgut: 2001 wurden nach Angaben des Statischen Bundesamts in Wiesbaden Havannas im Wert von 12,5 Millionen Mark nach Deutschland importiert. Offiziell, denn ähnlich wie im Autohandel gibt es einen regen Graumarkt. Der hat für die Zigarrenliebhaber einen angenehmen Nebeneffekt: sinkende Preise.

«Da wir in einem freien Markt leben, ist es niemandem verwehrt, Havannas woanders zu kaufen und sie wieder zu verkaufen», sagt Maximilian Herzog, Inhaber der «Casa del Habano», der kubanische Zigarren über das Ausland bezieht. Besonders Spanien sei ein «exzellenter» Lieferant, denn dort sind die Preise für kubanische Zigarren wesentlich niedriger als in Deutschland.

Neben dem offiziellen deutschen Alleinimporteur 5th-Avenue in Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) gebe es einige «Parallelimporteure» in Deutschland. «Sie haben die Preise des offiziellen Importeurs unterboten. Der musste schließlich reagieren», sagt Herzog. Im Sommer sind die offiziellen Verkaufspreise für 77 kubanische Zigarrensorten um durchschnittlich 21 Prozent gefallen. Bei Stückpreisen zwischen 5 und 30 Euro ist das eine willkommene Ersparnis für kostenbewusste Aficionados.

Dass die Konkurrenz von Grauimporten die Ursache für die sinkenden Preise ist, will Christoph Puszkar von 5th-Avenue nicht bestätigen. Andere Gründe seien ausschlaggebend: «Wir hatten in diesem Jahr eine konstante Verfügbarkeit.» Die Produktion sei schließlich abhängig vom Rohstoff Tabak. «Man braucht zum Beispiel verschiedene Deckblattgrößen von passender Qualität.»

Die Wirbelstürme, von denen die karibische Insel zuletzt heimgesucht wurde, hätten zwar Schäden angerichtet. Die Tabakernte sei jedoch bereits eingeholt worden. Außerdem habe bei den Preissenkungen die Einführung des Euro eine wichtige Rolle gespielt, sagt Puszkar: Durch die Einheitswährung sind die Zigarrenpreise in Europa leichter zu vergleichen.

Bei einer echten Havanna-Zigarre kommt es auf die richtige Mischung an. Die Tabakrollerin Borges dreht gerade eine Corona Gorda: Dazu nimmt sie zwei Blätter «Seco»-Tabak, ein halbes Blatt «Ligero» und zwei Blätter «Volado». «Der Seco-Tabak ist leicht und aromatisch und verleiht der Zigarre Feinheit. Der Ligero dagegen bringt ein kraftvolles Aroma. Der Volado ist weniger fettig, hat eine dichte Struktur und sorgt für die guten Brenneigenschaften», erläutert sie. Dann nimmt Borges den «Capote», das Umblatt. Sie rollt den Zigarrenrohling hinein. Die Havanna nimmt Form an.

Wer zu Weihnachten eine solch edle Zigarre verschenken möchte, sollte Puszkar zufolge einige Dinge beachten: «Grundsätzlich sollten Zigarren nur im Fachhandel gekauft werden, nicht bei Versteigerungen im Internet und auch nicht von Bekannten, die welche aus dem Urlaub mitgebracht haben.»

Grund seien die grassierenden Fälschungen: Edle Marken wie Cohiba, Montecristo oder Romeo y Julieta würden auf Kuba tausendfach in Hinterzimmern aus minderwertigen Resten gerollt und dann auf der Straße verscherbelt. «Sogar für einen Kenner ist es aber manchmal schwierig, auf den ersten Blick zu erkennen, ob eine Zigarre gefälscht ist», sagt Puszkar. Um sicher zu gehen, müsse man die Zigarre aufschneiden und schauen, wie die Füllung aussieht.

«Es muss nicht unbedingt eine Cohiba sein», rät Herzog. Ein kluger Zigarrenliebhaber achte darauf, welche Ernten er bekommt. Das sei ähnlich wie beim Wein. «Die Cohiba ist das Flaggschiff der kubanischen Zigarren-Produktion, aber der Preis ist zum Teil willkürlich. Wie bei anderen Luxusprodukten sind gewisse Marken teuer besetzt.» Seine aktuelle Lieblingszigarre sei die Belicoso-Fino von Bolivar. Die kostet zwar immer noch acht Euro, biete aber ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Torcedora Borges hat auch eine Lieblingszigarre: Nicht die Corona Gorda, die sie perfekt gerollt vor sich liegen hat, sondern die Montecristo A. Freilich nicht, weil sie die über 23 Zentimeter lange und knapp zwei Zentimeter dicke Havanna selbst raucht. Es ist die Zigarre, die sie am liebsten herstellt.