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Garten Garten: Die Wurzeln sehen lassen

20.03.2003, 09:39

Gelsenkirchen/dpa. - In den Niederlanden ist die Tulpe seit Jahrhunderten vor allem ein Handelsobjekt. Blumenfreunde in Deutschland können sich dagegen an ihren Farben und Formen erfreuen, ohne wirtschaftliche Überlegungen im Hinterkopf haben zu müssen. Als Schnittblumen für Sträuße, aber auch komplett mit Zwiebel und Wurzel zum Anpflanzen gehören Tulpen zu den Frühjahrs-Rennern in den Pflanzenmärkten. Floristen peppen Sträuße immer öfter mit natürlichen Rankmaterialien auf. In ausgefallenen Glasgefäßen zeigen Tulpen zudem gern Wurzel.

Namenspate der Tulpe, in Fachsprache Tulipa genannt, dürfte der Turban sein, an den die geöffnete Blüte ein wenig erinnert. In jedem Fall gehen beide Worte auf den selben Wortstamm zurück. Gärtner unterscheiden bei Tulpen zwischen zwei Gruppen: den vergleichsweise kleinen Wildtulpen, von denen viele Sorten aus Zentral- und Vorderasien stammen, und den größeren Gartentulpen. Ihre Herkunft liegt bislang noch im Dunkeln.

Sicher ist dagegen, dass die ersten Tulpen schon im 16. Jahrhundert nach Europa kamen. In die Niederlande, heute weltweit das Tulpenland schlechthin, gelangten sie allerdings erst mit einigen Jahrzehnten Verspätung. Anfangs eher unbeachtet avancierten, sie mit der Zeit zur begehrten Gartenzierde.

Und nicht nur das: Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Tulpenzwiebeln in den Niederlanden sogar an der Börse gehandelt. Quer durch alle Bevölkerungsschichten versuchten die Menschen, mit der neuen, «heißen» Ware Gewinn zu machen. Die Preise für Zwiebelblumen stiegen stetig. Die Euphorie sollte allerdings nicht lange anhalten: 1637 brach der Tulpenmarkt zusammen, und viele Produzenten standen vor dem Ruin.

Die Züchtung von Tulpen ging trotzdem weiter. Heute sind mehr als 5000 Tulpennamen registriert. Das Farbspektrum der einzelnen Sorten reicht dabei von Schneeweiß und Creme über Pastellgelb oder Lachsrosa bis hin zu Purpur- oder Violettrot, Goldgelb oder Orange. Auch bei den Formen herrscht große Vielfalt. «Klassiker» sind einfache, ungefüllte Tulpen mit ihren für die Familie der Liliengewächse typischen sechs Blütenblättern.

Von diesem Bauplan weichen die gefüllten Tulpen ab: Ihre aus zwei oder mehreren Blattkreisen bestehenden Blüten verleihen ihnen ein geradezu opulentes Aussehen, das an Pfingstrosen erinnert. Eleganter wirken die spitzen, nach außen gebogenen Kronblätter der lilienblütigen Tulpen. Romantisch verspielt muten die zerfransten Blütenränder der Crispa-Tulpen an. Die oft mehrfarbigen Papageien-Tulpen wiederum präsentieren sich mit geschlitzten und verdrehten Blütenblättern.

Bei Blumensträußen, für die Tulpen gerade im Frühjahr oft eine entscheidende Rolle spielen, geht der Trend immer mehr zur Natürlichkeit, weiß Günther Dahlmann vom Fachverband Deutscher Floristen (FDF) in Gelsenkirchen. In Ostersträuße beispielsweise werden daher Moose, Zweige und andere natürliche Rankmaterialien gebunden. Selbst die Zwiebeln verschiedener Blumen werden mit eingearbeitet.

«In die Vase gestellt wachsen Tulpen weiter», sagt Anke Bührmann vom Informationsbüro für Blumenzwiebeln (IZB) in Düsseldorf. «Die Stängel werden weicher und winden sich.» Das macht es zwar etwas schwieriger, sie in einem Strauß mit anderen Blumen zu kombinieren, kann aber zum Beispiel in Kombination mit einem ausgefallenen Behältnis seinen ganz eigenen Reiz entwickeln.

Wer kein Fan von Schnittblumen ist, findet in den Gärtnereien vorgetriebene Tulpen zum Einpflanzen. In Tontöpfen, Kästen, Schalen oder Körben verzieren ihre farbenprächtigen Blüten nach kurzer Zeit Fensterbänke oder Tische. Wichtig beim Einpflanzen ist lediglich, dass das Gießwasser aus dem gewählten Behältnis abfließen kann, da Tulpen auf Staunässe empfindlich reagieren. Zudem kann eine etwa fünf Zentimeter hohe Drainageschicht aus Kieselsteinen oder Tonscherben hilfreich sein. Als Substrat genügt den Tulpen handelsübliche Erde.

Immer öfter jedoch werden Tulpenzwiebeln und -wurzeln gar nicht mehr «versteckt»: «Von vorgetriebenen Tulpen kann die Erde vorsichtig abgespült werden«, so Bührmann. Die Pflanze wird dann in ein durchsichtiges Gefäß gestellt, in das zu den Wurzeln Wasser gegossen wird. Die Zwiebeln dürfen sich allerdings nicht im Wasser befinden. In einem ausgefallenen Gefäß, etwa einer zylinderförmigen Vase oder mit kleinen Steinen, Glasperlen oder Muscheln dekoriert, kommt so nicht nur die Blüte, sondern auch die Zwiebel mit ihren filigranen Wurzeln gut zur Geltung.