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Garten Garten: Blätter wie gemalt

19.06.2003, 11:49
Hosta sieboldiana. (Foto: dpa)
Hosta sieboldiana. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Die Blätter machen den Reiz der Hosta aus. Herzförmig sind sie, rundlich oder schmal. Grün mischt sich mit Weiß oder Gelb. Blaugrau oder Blaugrün verleiht den Pflanzen, die häufig noch mit dem alten Begriff Funkie bezeichnet werden, einen Hauch von Adel. Adern durchziehen die Blätter und bilden ein Muster, streng gerade ist die Mittelrippe, und die Seitenrippen biegen sich sanft in symmetrischen Bögen. Hosta-Horste strahlen Ruhe aus, und da sie außerdem noch unkompliziert und langlebig sind, wachsen sie in vielen Gärten. Früher eher wenig beachtet, fanden sie als Begleiter und «Schattenhelden» Verwendung. Erst in jüngster Zeit liegen sie im Trend und sind als Modepflanze auf Balkon und Terrasse zu finden.

Ursache dafür ist die neu erwachte Freude an schönen Farben und Formen. Viele neue Sorten kommen aus den USA. Dort haben sich viele Blumenfreunde auf das Sammeln der Hosta verlegt und sind ständig auf der Jagd nach neuen Sorten. Für außergewöhnliche Exemplare werden stattliche Preise gezahlt. Die 'My Child Insook' zum Beispiel - mit weißer Mitte und breitem grünem Rand - soll 1995 für 4650 US-Dollar ihren Besitzer gewechselt haben.

In Deutschland ist so etwas - noch - undenkbar. Aber auch hier zu Lande wächst die Begeisterung für die Staude mit den schönen Blättern und dem klaren Wuchs. Rispen mit großen, eleganten Blüten in Weiß oder Violett verleihen den Pflanzen im Juni und Juli, bei einigen im September, zusätzlichen Reiz. Ein weiterer Pluspunkt ist die Herbstfärbung, die die Horste kurz vor dem Einziehen noch einmal in schönem Gelb aufleuchten lässt.

Ursprünglich stammen Funkien aus China und Japan. Dort wachsen sie im feuchten, fruchtbaren Humus der Wälder und können große Matten bilden. Selbst an ihrem natürlichen Standort zeigen die Pflanzen eine vergleichsweise große Variabilität. Ein Exemplar unter 60 000, so wird geschätzt, besitzt genetische Veränderungen, zum Beispiel Blätter mit weißen oder gelben Flecken, gewellte Blattränder oder Blätter, die wie gehämmert wirken. Für Züchter sind das ideale Voraussetzungen, die zu immer mehr Kreuzungsversuchen und Selektionen inspirieren.

Einer der jüngeren Erfolge ist die Sorte 'Patriot', die 1997 in den USA zur «Hosta des Jahres» gekürt wurde. Ihre dunkelgrüne Blattmitte umgibt ein breiter weißer Rand. Fedrig verlaufen die Übergänge zwischen beiden Farbtönen. Mühelos behauptet sie sich mit diesem Grün-Weiß-Kontrast in jedem Kübel.

Ein ähnliches Schauspiel in rahmgelb und grün führt die Sorte 'Wide Brim' auf. 'Gold Standard' kehrt das Farbenverhältnis um: Die goldgelbe Mitte fasst ein schmaler grüner Rand ein. Vor der Kulisse dunkelgrüner Rhododendren wirkt sie wie ein leuchtender Sonnenfleck. Das gilt für die einfarbig gelben Sorten noch stärker. Makellos strahlt das Gelb von Hosta sieboldiana 'Semperaurea'. 'Sum and Substanz', einer der besonders wuchtigen Hosta-Vertreter, entwickelt Blatthorste in leuchtendem gelblichen Grün.

Die zierliche 'Blue Moon' gedeiht und wirkt auch auf kleinen Balkons und Terrassen. Viel Platz braucht dagegen die blaue Hosta sieboldiana 'Elegans', die sich besonders schön mit rosa, gelben oder orangefarbenen Blüten verbindet. Dass Hosta-Zwerge sogar in Steingärten passen, beweist die dunkelgrüne 'Amanuma': Ein leicht beschatteter Platz genügt ihr, um als ruhender Pol zwischen den flachen Polstern der Alpinen zu wirken. Wie die meisten einfarbig grünen Sorten ist sie vergleichsweise sonnenverträglich - solange die Bodenfeuchtigkeit stimmt. Dabei gilt: Je dicker die Blätter sind, desto weniger Mühe haben die Pflanzen mit der Sonne.

Auch die blaugrünen Exemplare kommen mit Sonne ganz gut zurecht. Scheint sie aber zu stark, verlieren die Blätter ihre feine Wachsschicht und vergrünen. Gefährlich ist Sonne für Sorten mit starkem Weißanteil. Die chlorophylllosen Blattpartien können der Sonne wenig entgegen setzen und neigen zu unschönen Verbrennungen. Aber auch im vollen Schatten haben sie mit ihrem wenigen Blattgrün die meisten Schwierigkeiten. Für die weißbunten kommen daher nur die besten Hosta-Standorte in Frage: kühl, sonnengeschützt, aber gleichzeitig hell. Dann strahlen ihre Blattfarben nur so.

Hosta werden an Plätzen, die ihnen zusagen, sehr alt. Mühelos bringen sie es auf 15 bis 20 Jahre und werden dabei immer schöner. Frisch gepflanzt brauchen sie allerdings zwei bis drei Jahre, bis sie richtig loslegen. Man darf sich daher nicht täuschen lassen, wenn der Horst im ersten Jahr noch nicht die ersehnte Fülle und Form zeigt. Erst im dritten Jahr erreichen die Blätter ihre volle Größe, und dann rundet sich der Blattschopf perfekt. Ausreichend Platz einkalkulieren heißt es daher nicht nur, wenn die Pflanze in den Garten gesetzt wird. Auch der Kübel sollte auf Zuwachs berechnet sein, damit die Hosta sich ausbreiten kann. Sonst wird häufiges Umpflanzen nötig - und das schätzt die Pflanze gar nicht.