1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Freundinnen im «Zickenkrieg»: Nur bei Nachfrage schlichten

Freundinnen im «Zickenkrieg»: Nur bei Nachfrage schlichten

Von Angelika Röpcke 09.01.2008, 08:16

Jena/dpa. - Wenn sich Freundinnen streiten, geht es längst nicht immer um Männer. Angebliche Lästereien, neidische Blicke und dumme Sprüche wegen Kleidung und Figur oder Missverständnisse über vereinbarte Treffen können einen Keil zwischen Freundinnen treiben.

Mischen sich Dritte in diesen Streit ein, ist ein Zickenkrieg oft unvermeidlich. Schlichtungs- oder Vermittlungsversuche sollten Außenstehende nur unternehmen, wenn sie dazu von den Streithähnen aufgefordert werden, sagt der Konfliktberater Michael Hock aus Jena. «Ich muss zuerst beide fragen, welche Rolle sie mir in dem Konflikt zugestehen - die Rolle des Neutralen oder des Parteiischen.» Für eine Freundin Partei zu ergreifen, sei grundsätzlich möglich, aber gefährlich, weil sich die Freundin abwenden könnte, die keine Unterstützung erfährt.

Kommen beide Konfliktparteien getrennt voneinander auf die gemeinsame Freundin zu und klagen ihr Leid, rät Simone Schmitt: «Zuhören ohne zu kommentieren. Wenn zu harte Worte verwendet werden, kann man durchaus sagen, dass man diese Worte über die andere Person nicht hören will», sagt die Diplom-Psychologin aus Aschaffenburg. Stattdessen sollte die Unparteiische zu einer Aussprache ermutigen, auch wenn dies anstrengend sein kann. Lästern bringt dagegen gar nichts. Das sollten Außenstehende auch den Streithähnen verdeutlichen, sagt Schmitt.

Wer zwischen Freundinnen vermitteln will, sollte beiden sagen, dass man nicht Partei für irgendeine Seite ergreifen wird, rät Prof. Andrea Abele-Brehm aus Erlangen. Von Versuchen, den Konflikt durch Schlichten beizulegen, rät die Sozialpsychologin ab. «Die Schlichterrolle ist ganz schwierig, weil man schnell den Unmut der Partei auf sich zieht, die sich ungerecht behandelt fühlt.» Besser sei es, als Mediator, also als Vermittler aufzutreten. Im Unterschied zum Schlichter schlage ein Mediator nicht von sich aus eine Lösung vor, sondern gebe nur Denkanstöße.

Wollen sich die Streitenden nicht auf eine Aussprache einlassen, sollte die Dritte im Bunde die Vorteile eines solchen Treffens aufzählen. «Mut zusprechen, das Lernen dabei betonen», rät Schmitt.

Sind die Freundinnen mit dem Eingreifen der Unbeteiligten einverstanden, gilt es den richtigen Ort für ein solches Gespräch zu finden. «In leichten Fällen bekommt man beide bei einem guten Essen an einen Tisch. Ein Café oder Restaurant ist gut, da kann man nicht laut werden», sagt Schmitt. Andrea Abele-Brehm rät von Treffen zu Hause ab: «Man sollte sich weder bei der einen noch der anderen zu Hause treffen.» Dadurch könnte sich diejenige, die im eigenen Revier aufläuft, schnell als Platzhirsch fühlen. Wichtig für ein Treffen sei außerdem, dass beide Parteien Zeit mitbringen.

Die Mediatorin muss bei dem Gespräch vor allem darauf achten, dass es nicht eskaliert, sagt Hock. Besteht die Gefahr, dass sich die Freundinnen gleich an die Haare gehen, gilt es sie schnellstens zu beruhigen: «Bleibt mal cool, führt Euch nicht so auf!» Wichtig sei, den Zündstoff aus der Diskussion zu nehmen und sich zu orientieren, worum es bei dem Konflikt wirklich geht. Wollen beide ihre gegensätzlichen Ansichten ausdiskutieren, sollte zunächst jede ihre Sicht der Dinge vorbringen - aber nacheinander und ohne Einmischung oder Zwischenkommentare der anderen.

«Häufig reden die Leute einfach aneinander vorbei», sagt Abele-Brehm. Deshalb sollte die Mediatorin beide Standpunkte zusammenfassen und fragen, ob jede das so gemeint hat. Das wird so lange wiederholt, bis sich jede richtig wiedergegeben fühlt. Ist das Problem schließlich formuliert und bewegen sich beide aufeinander zu, sei eine Lösung zumeist nicht mehr weit.

INFO: Mediatoren sorgen für gute Gesprächsatmosphäre

Mediatoren sollten sich nicht mit wertenden Kommentaren oder zweideutigen Gesten auf eine Seite stellen. Ihre Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass jede ihre Position vorbringen kann, keine der anderen ins Wort fällt oder sie beschimpft. Die Form der Diskussion muss von der Unparteiischen im Auge behalten werden.

Eine Sackgasse sind Diskussionen mit Sätzen wie «Ich habe gemeint, dass...». «Das führt dazu, dass sich alles nur noch verhärtet», sagt Prof. Andrea Abele-Brehm, Sozialpsychologin aus Erlangen. Um einer Versöhnung näher zu kommen, sollten die Freundinnen eher Wünsche formulieren, was sie von der anderen erwarten, und sagen, welche Ziele sie mit dem Streit verfolgen.