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Frankfurter Kleinmarkthalle: Buch mit Rezepten der Händler

Von Thomas Maier 24.10.2007, 09:16

Frankfurt/Main/dpa. - Als der Frankfurter Planungsdezernent Edwin Schwarz vor drei Jahren die Kleinmarkthalle abreißen wollte, ging fast die ganze Stadt auf die Barrikaden. Der CDU-Politiker, der von einer neuen schicken Halle an anderer Stelle träumte, machte schnell einen Rückzieher.

Die traditionsreiche Kleinmarkthalle, die 1954 nach den Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg im Stil der damaligen Zeit wiederaufgebaut wurde, hat sich jetzt selbst ein Denkmal gesetzt. In einem prächtig gestalteten Kochbuch («Die Kleinmarkthalle kocht») verraten die aus aller Welt kommenden Händler ihre Lieblingsrezepte.

Dazu gehört zum Beispiel Nella Masi, die auf der Galerie - etwas versteckt in der Halle - italienische Spezialitäten verkauft. Die von einem sizilianischen Bauernhof stammende Nella macht natürlich ihre Nudeln selbst und hat aufgeschrieben, wie sie ihre Bruschetta oder gebratene Zucchiniblüten zubereitet. Caterina Gurreri, ebenfalls gebürtige Sizilianerin, steht seit 21 Jahren täglich nachts um drei Uhr auf, um dann fünf Stunden später an ihrem Gemüsestand zu stehen. Sie hat ihrer Großmutter die besten Rezepte für das Buch entlockt - zum Beispiel die «Pasta con le sarde» (Pasta mit Sardinen).

Die Frankfurter Kleinmarkthalle ist schon längst zu einem Mikrokosmos der in der Stadt lebenden Nationalitäten geworden - und zur ersten Adresse für Gourmets. Spitzenköche wie Klaus Trebes («Gargantua») kaufen dort ein. Gastrokritiker Wolfram Siebeck würdigte einst die vor Köstlichkeiten überbordenden 60 Stände als «Uffizien der essbaren Genüsse». Dennoch ist die Kleinmarkthalle - gerade bei den Wurstständen - bodenständig geblieben. Peter Nowak empfiehlt im Band zum Beispiel einen aus «ahler Leber- und Blutworscht» gemachten oberhessischen Wurstsalat - mit roh gerösteten Bratkartoffeln als Beilage und gewürzt mit frischem Majoran.

So ist mit rund 150 sehr unterschiedlichen Rezepten ein Kochbuch der ganz besonderen Art entstanden, das sich von den immer zahlloser werdenden Veröffentlichungen der Star- und Fernsehköche abhebt.

Literatur: Paul Claessen u.a. (Hg.), «Die Kleinmarkthalle kocht», Nizza Verlag, Frankfurt/Main 2007, 240 Seiten mit 120 Abbildungen, 24,90 Euro