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Forstwirte sind heute Manager für den Wald

Von Verena Wolff 13.08.2007, 07:14

Freising/Göttingen/dpa. - Früher war im Forstbetrieb alles ganz einfach: Die meisten Forstwirte wurden Beamte. Die Universitäten bildeten für den höheren Dienst aus, die Fachhochschulen für den gehobenen Dienst.

Wer Waldarbeiter werden wollte, machte eine Ausbildung und landete im mittleren Dienst. «Diese Zeiten sind vorbei», sagt Prof. Manfred Schölch, Dekan der Fakultät Wald- und Forstwirtschaft an der Fachhochschule Weihenstephan in Freising. Das Studium sei zwar darauf ausgerichtet, mit dem Wald zu arbeiten - aber nicht mehr zwangsläufig auch im Wald.

«Vor zehn Jahren noch wurden rund 90 Prozent der Leute für die Verwaltungen ausgebildet, heute sind es nur noch fünf bis zehn Prozent», sagt Andreas Buck-Gramcko, Koordinator und Leiter des Studienbüros in der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen. Inzwischen seien die Einsatzgebiete der Absolventen wesentlich vielfältiger geworden: Sie gehen in den Naturschutz, die Entwicklungshilfe, in Holz- oder Gartenfachbetriebe, in die chemische Industrie oder in Biotech-Unternehmen, ins Management oder in internationale Organisationen.

Zu dieser Verbreiterung des Angebots habe auch die Vielfalt der Schwerpunkte beigetragen, die das Bachelor- und Masterstudium mit sich bringt. Heute bekommt man kein Diplom als Forstwirt mehr, sondern den «Master of Science in Forstwissenschaften und Waldökologie». Zudem sei die Ausbildung praktischer geworden, sagt Buck-Gramcko. «Während des Bachelor-Studiums bilden die Studierenden ein Profil und arbeiten anwendungsorientiert und wissenschaftlich.» Wer sich anschließend ins Master-Studium begibt, arbeite forschungsorientierter.

Noch näher an der Praxis ist die Ausbildung an den Fachhochschulen: «Wir bilden Manager für den Wald aus», erklärt Prof. Schölch von der Fachhochschule Weihenstephan das Ziel des dort angebotenen Bachelor-Studiums zum Forstingenieur. Das Studium in Freising dauert im Gegensatz zu den meisten Bachelor-Studiengängen nicht sechs, sondern sieben Semester. «Das sechste Semester ist ein komplettes Praxissemester.»

Schon während des Studiums gibt es Projektarbeiten, und die Bachelorarbeit sollte in einem Unternehmen geschrieben werden. Davon profitieren beide Seiten: Die Studierenden lernen potenzielle Arbeitgeber kennen - die Unternehmen können eine aktuelle Fragestellung wissenschaftlich bearbeiten lassen.

Angehende Forstfachleute «müssen geländegängig sein und eine gewisse gesundheitliche Stabilität mitbringen», sagt Schölch. Denn die Arbeit spielt sich zum Großteil draußen ab, bei Wind und Wetter. Da die «ganze Bandbreite der naturwissenschaftlichen Fächer» zum Studium gehört, wie Buck-Gramko sagt, sollten die Interessen zumindest in dieser Richtung liegen. «Die Kenntnisse werden im Studium vermittelt.»

Auch ein gewisser Hang zum wirtschaftlichen Denken ist von Vorteil: «Nur noch wenige werden Beamte. Entweder arbeiten unsere Absolventen angestellt oder selbstständig», sagt Buck-Gramko. Eine Tendenz gehe auch in den staatlichen Stellen dahin, nicht mehr mit eigenem Personal zu arbeiten, sondern für Projekte Leute von außerhalb zu holen. «Da kommen Planungsbüros ins Spiel - also müssen sich die Absolventen auch mit Existenzgründung beschäftigen.»

Wer zwar im Wald arbeiten will, aber die Schule bereits nach dem Hauptschulabschluss oder der Mittleren Reife verlassen hat, ist in einer Ausbildung zum Forstwirt richtig. Drei Jahre dauert die kombinierte betriebliche und schulische Ausbildung im Regelfall. Auch hier sind die Anforderungen klar umrissen: «Die Bewerber müssen körperlich fit sein, handwerklich arbeiten, geistige Flexibilität und Handlungsorientierung mitbringen», sagt Thomas Emig, Verwaltungsleiter und Ausbildungsberater im Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn in Baden-Württemberg.

Etwa 50 bis 60 Prozent der Gesellen bleiben laut Emig im klassischen Berufsbild. Die meisten anderen gehen in artverwandte Berufe. Drei Jahre Praxis braucht ein Geselle, um dann in die Meisterschule gehen zu können. «Die Meister arbeiten überwiegend in der Ausbildung oder sind Revier betreuende Meister, die sich zusammen mit der Revierleitung um den Wald kümmern», erklärt Emig.

Die Berufe im Wald könnten mehr Frauen gebrauchen: Den größten Anteil weiblicher Studenten hat die FH in Weihenstephan, an der von rund 450 Studierenden etwa ein Viertel Frauen sind. In Göttingen kommt der Anteil kaum auf zehn Prozent. Und in der betrieblichen Ausbildung ist die Frauenquote nach Emigs Worten «ganz, ganz gering».