Weltspartag 2015 Weltspartag 2015: Lohnt sich Sparen eigentlich noch für mich?

Am 30. Oktober ist es wieder soweit: Zeit, das Sparschwein zu schnappen und zur Hausbank zu gehen. Denn dort steigt – zumindest für Kinder – die große Party zum Weltspartag. Auch erwachsene Verbraucher können den Tag zum Anlass nehmen, ihre Anlagen neu zu überdenken. Der Weltspartag findet seit 1925 an jedem letzten Werktag im Oktober statt. Er wurde vom Weltinstitut der Sparkassen ausgerufen, um die Menschen zum Sparen zu animieren.
Kann sich Sparen trotz der Niedrigzinsen lohnen?
Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen kann sich das Sparen für Privatanleger nach Überzeugung der Bundesbank nach wie vor lohnen. Befürchtungen, dass es sich für die Deutschen nicht mehr rentiere, Geld auf die hohe Kante zu legen, seien unbegründet, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht.
Die tatsächlichen Rendite-Einbußen seien dank der ebenfalls sehr mickrigen Inflation gar nicht so groß, wie man angesichts der Niedrigzinsen denken könnte. Denn der geringe Preisauftrieb führe dazu, dass die Rendite auf gespartes Geld unter Berücksichtigung der Inflation nicht so klein sei wie oft befürchtet. Zum anderen hielten die Deutschen neben den vergleichsweise renditeschwachen Bankeinlagen auch renditestärkere Anlageformen wie Aktien oder Investmentfonds.
Wie viel wird eigentlich gespart?
Inzwischen ist es so, dass zumindest die Deutschen keineswegs wenig sparen. Der Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet in diesem Jahr mit einer Sparquote von 9,5 Prozent. So hoch wird der Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen 2015 vermutlich sein, schreibt der Verband. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Sparquote damit gleich.
Wie sparen die Deutschen am liebsten?
Bankeinlagen waren auch im Jahr 2014 die beliebteste Anlageform der Bundesbürger. Sie investierten hier 40 Prozent ihres Vermögens, weitere 37 Prozent in Versicherungen. Nur 23 Prozent des Vermögens verteilte sich auf Wertpapiere. Insgesamt flossen den Geschäftsbanken laut BVR 86,9 Milliarden Euro zu.
Rund 28 Milliarden Euro steckten die Bundesbürger in Bankeinlagen – vor allem in Sichteinlagen wie Girokonto und Tagesgeld, die allerdings kaum Zinsen abwerfen. Termin- und Spareinlagen einschließlich Sparbriefe wurden laut Deutscher Bundesbank hingegen abgebaut. Die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen wurden um rund 17 Milliarden Euro aufgestockt.
Wieso sparen so viele Menschen falsch – und wie machen sie es besser? Das lesen Sie auf der nächsten Seite.
Warum sparen viele Verbraucher falsch?
Experten kritisieren, dass Verbraucher oft an Anlageformen mit wenig Rendite festhalten. „Wir haben das Dilemma, dass wir eine hervorragend laufende Wirtschaft haben, aber man ist kaum am Produktivvermögen beteiligt“, sagt Uwe Eilers von der Geneon Vermögensmanagement AG. Das komme daher, dass die Verbraucher risikoscheu sind. „Die Form, wie gespart wird, ist halt doch sehr mangelhaft.“
Die meisten hielten ausschließlich an Anlagen wie Tages- und Termingeld oder Lebensversicherungen fest. Diese Anlagen würden aber auch in Zukunft wenig Rendite versprechen.
Auch Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzen beim Verbraucherzentrale Bundesverband bestätigt die eher konservative Haltung der Sparer. Die Ursache für die wenig risikofreudige Anlagetaktik sieht sie in schlechter Beratung durch Banken und sonstige Finanzvermittler. „Die Berater sind nicht darauf eingestellt, langfristige Anlagestrategien für ihre Kunden aufzustellen und Risiken breit zu streuen“, sagt Mohn.
Genau das sei aber die Strategie, mit der mehr Verbraucher davon überzeugt werden könnten, einen Teil ihrer Gelder in Aktien oder Aktienfonds zu investieren. „Solche Langfriststrategien liegen aber nicht im Interesse der Berater. Ihr Interesse ist es, durch den Abschluss neuer Verträge immer wieder Provisionen einzunehmen.“
In Großbritannien und den Niederlanden seien seit 2013 die Provisionen für den Finanzvertrieb verboten. „Das müsste auch in Deutschland geschehen, damit sich etwas ändert.“ Die Impulse für einen solchen Systemwechsel sieht sie irgendwann aus Brüssel kommen.
Wie geht es richtig? – Tipps für Tagesgeldkonto und Co.
Keine Frage: Die Zeiten für Sparer sind schwer, die Zinsen verharren auf einem extrem niedrigen Niveau. Nur wenige Banken bieten für Tagesgeld eine Verzinsung von 1 Prozent oder mehr. Nach Angaben der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main sind es derzeit gerade mal vier Institute, deren Zinssätze zwischen 1,00 und 1,05 Prozent liegen.
Der durchschnittliche Tagesgeldzinssatz liegt den Angaben nach gerade mal bei 0,39 Prozent. Auf ein Tagesgeldkonto verzichten sollten Kunden aber nicht, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn es eignet sich gut, um eine finanzielle Rücklage aufzubauen. Drei Punkte, auf die es dabei ankommt:
• Zinsen: Anders als etwa bei Festgeld ist der Zinssatz beim Tagesgeld variabel, erklären die Verbraucherschützer. Dabei orientieren sie sich zum Beispiel am Leitzins der Europäischen Zentralbank. Geht es da wieder nach oben, dürften auch die Tagesgeldzinsen wieder steigen.
Doch nicht immer geben die Banken steigende Leitzinsen weiter. Dann sollten Anleger laut Verbraucherzentrale überlegen, ob sich nicht der Wechsel zu einem anderen Anbieter lohnt. Auch wenn die Zinsen beim eigenen Geldinstitut gesenkt werden, kann sich ein Wechsel auszahlen.
• Höhe der Rücklage: Eine Faustregel lautet, dass Anleger über mindestens drei Nettogehälter kurzfristig verfügen können sollten. Dafür eignen sich Tagesgeldkonten besonders. Kommt es zu unvorhergesehenen größeren Ausgaben, müssen sie nicht einen teuren Dispokredit aufnehmen oder andere Geldanlagen antasten.
• Einlagensicherung: Das Angebot an Tagesgeldkonten ist groß. Doch Verbraucher sollten immer darauf achten, wie ihre Einlagen bei dem jeweiligen Institut abgesichert sind. In Deutschland gibt es neben der gesetzlichen Einlagensicherung, die 100.000 Euro umfasst, noch weitere Sicherungssystem, die höhere Summen abdecken. Bei Banken im Ausland müssen Verbraucher genau hinschauen: Welche Sicherungssysteme gelten dort?
Etwa jeder fünfte Deutsche legt kein Geld zur Seite, zeigt eine Postbank-Umfrage. 20,1 Prozent der Befragten gaben an, aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen nichts sparen zu können. Die Quote ist laut Postbank seit Jahren leicht rückläufig. 2012 waren noch etwa 26 Prozent nicht in der Lage, Geld zurückzulegen. 75,8 Prozent der Deutschen im Alter über 16 Jahre legen der Umfrage zufolge dagegen regelmäßig oder zumindest unregelmäßig überschüssiges Geld zurück.
Die Mehrheit setzt vor allem auf klassische Spar- und Anlageformen. Das Girokonto führte die Liste mit 46,8 Prozent klar an, gefolgt von Tagesgeld (39,8 Prozent), Spar- (33,3 Prozent) und Festgeldkonten (22,9 Prozent). Danach folgten Lebensversicherungen (22,3 Prozent) und Bausparverträge (19,7 Prozent), die aber deutlich an Zuspruch einbüßten. Nur 17,7 Prozent investierten Ersparnisse in Aktien oder Fonds, die auf dem letzten Platz landeten. Sogar der Anteil derer, die überschüssiges Geld in bar zu Hause aufbewahren, war mit 17,8 Prozent minimal höher.
Grundsätzlich empfiehlt Finanzexperte Eilers aber eine Streuung auf Anleihen und Aktien. „Wer mehr Geld hat, für den kommen vielleicht auch Immobilien in Frage.“
Natürlich müsse der Sparer auch darauf achten, dass das Risiko, sein Vermögen zu verlieren, nicht zu groß wird. „Ich rate zu einer gewissen Streuung, beispielsweise indem man in drei Indizes investiert statt nur in einen“, erklärt Eilers. Das alles hänge aber wieder vom Kapital des Kunden und seinen Interessen ab. Zu viele verschiedene Anlagen könnten außerdem unangenehme Nebeneffekte haben. Wichtig ist, dass die Nebenkosten nicht zu hoch werden. (gs/dpa)
