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Anlage-Strategien Anlage-Strategien: Fünf Fehler, die auch Spar-Profis machen

12.08.2014, 13:21
Absolute Sicherheit gibt es für das Erparte nicht. Wenn Anleger aber ein paar Grundregeln beachten, können sie viele teure Fehler vermeiden.
Absolute Sicherheit gibt es für das Erparte nicht. Wenn Anleger aber ein paar Grundregeln beachten, können sie viele teure Fehler vermeiden. dpa-tmn Lizenz

Rendite zu erzielen, das ist heute schwer. Schließlich werfen klassische und sichere Geldanlagen wie das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch kaum noch Zinsen ab. Vielen Sparern scheint das aber offenbar egal zu sein. Für ihre private Altersvorsorge investiert die Mehrheit der Bundesbürger in eine eigene Immobilie (54 Prozent), fast die Hälfte nutzt ein Sparbuch (49 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag der Cosmosdirekt ergab. Über Alternativen machen sich die wenigsten Gedanken.

Dabei könnte das fehlende Finanzwissen der Deutschen eine Rolle spielen: Nur jeder Fünfte meint, sich mit Geldanlagen gut auszukennen, zeigt eine Studie der Union Investment aus 2014. Satte 39 Prozent halten ihre Finanzkenntnisse demnach für unzureichend. Höchste Zeit also, das zu ändern. Wir stellen fünf häufige Spar-Strategien auf den Prüfstand - und zeigen, welche Gewohnheiten Anleger dringend ändern sollten.

Strategie 1: „Ich lasse mein Erspartes auf dem Girokonto“

Das Risiko bei dieser Strategie sind nicht nur die unterirdisch niedrigen Zinsen, die es für Ersparnisse auf dem Girokonto gibt. Ein weiteres Problem ist, dass sich die laufenden Ausgaben und das Sparguthaben leicht miteinander vermischen. Natürlich kann man auf diese Weise sparen, wenn man diszipliniert ist. Doch die Gefahr, mehr Geld auszugeben als man eigentlich will - zum Beispiel beim Shoppen - ist hoch. Wer sein Ausgabeverhalten schlecht unter Kontrolle hat, sollte überlegen, ob er jederzeit Zugriff auf seine gesamten Ersparnisse haben muss. Für einen besseren Überblick über das eigene Vermögen ist es sinnvoll, laufende Ausgaben und Ersparnisse von einander zu trennen.

Eine Lösung, nebenbei zu sparen, kann ein monatlicher Dauerauftrag auf das eigene Sparkonto sein: „Die erste Überweisung, die Sie jeden Monat machen sollten, ist die auf Ihr Sparkonto“, empfiehlt David Blaylock, Finanzexperte beim US-Portal LearnVest. „Bezahl' dich selbst zuerst“ lautet die Devise - allerdings nur, wenn man tatsächlich Geld zum Sparen übrig hat. Miete, Nahrungsmittel, Versicherungen und andere lebenswichtige fixe Ausgaben müssen natürlich weiterhin bezahlbar sein.

Strategie 2: „All meine Ersparnisse wandern in einen Topf“

Honoraranlageberater Thomas Wegner aus Freiburg rät, das Vermögen möglichst aufzuteilen. „Wenn man es erst in fünf bis zehn Jahren benötigt, empfehle ich, etwa 80 Prozent auf Tages- oder Festgeldkonten beziehungsweise festverzinsliche Wertpapiere zu verteilen und 10 bis 20 Prozent auf Aktienfonds.“ Durch den kleinen Anteil an Aktienfonds könne die Rendite erhöht werden.

Auch umschauen und vergleichen lohnt sich: Laut der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main bieten manche Geldinstitute deutlich mehr als das simple Sparbuch bei der Hausbank. Für Einlagen auf einem Tagesgeldkonto können Kunden bei den besten Angeboten bis zu 1,2 Prozent Zinsen bekommen. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro entspricht das einem Zinsertrag von 130 Euro in einem Jahr.

Auch Festgelder mit einer Laufzeit von drei Monaten bringen bis zu 1,3 Prozent. Hier bekommen Sparer schon nach diesen drei Monaten mit rund 32 Euro wesentlich mehr Zinsen, als bei den mager verzinsten Sparbüchern.

„Ich lege mein Geld möglichst lange an“ - warum diese Spar-Strategie scheitern kann, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Strategie 3: „Ich spare so viel, wie ich nur kann“

Die niedrigen Zinsen halten die Deutschen nicht vom Sparen ab. Einer Umfrage zufolge legen sie sogar fast alles an, was sie nicht für den unmittelbaren Konsum ausgeben. Sie würden gerne sogar noch höhere Beträge zur Seite legen, berichtet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Das Institut TNS Infratest hatte rund 2000 Bundesbürger zu ihrem Sparverhalten befragt.

Das ist aber nicht immer sinnvoll - besser ist es, genaue Ziele zu haben, auf die man spart. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart fragt seine Kunden zu Beginn eines Beratungsgesprächs als Erstes: „Wie lange möchten Sie das Geld anlegen und welche Ziele haben Sie?“ Es sei etwas anderes, ob ein Sparer seine Euro nur für fünf Jahre anlegen wolle, um sich davon ein neues Auto zu kaufen, oder ob er ein Ziel verfolge, das weiter in der Zukunft liege, etwa die neue Heizungsanlage im Haus oder die Ausbildung der neugeborenen Kinder.

Strategie 4: „Ich lege mein Geld möglichst lange an“

Bei Sparzinsen gilt häufig: Je länger Kunden ihr Geld anlegen, desto mehr bekommen sie. Zum Beispiel bei Sparbriefen: Für eine Anlagedauer von 3 Jahren können Sparer laut der FHM-Beratung bei guten Angeboten bis zu 2,1 Prozent Zinsen bekommen. Bei einer Anlagedauer von 5 Jahren bekommen Kunden im besten Fall 2,2 Prozent Zinsen, und bei 10 Jahren sind immerhin bis zu 2,75 Prozent möglich.

Doch lohnt es sich, sein Geld für 10 Jahre fest anzulegen? „Bei sehr langen Laufzeiten müssen Sie bedenken, dass die Zinsen in dem Zeitraum auch wieder steigen können“, erklärt FMH-Inhaber Max Herbst. Sparer müssten dann damit leben, dass ihr Geld gebunden ist und sie es nicht zu besseren Konditionen neu anlegen können. Steigt in diesem Zeitraum auch die Inflationsrate, laufen Sparer sogar Gefahr, Geld zu verlieren. Das ist dann der Fall, wenn der Zinssatz unter der Inflationsrate liegt.

Flexibler bleiben Sparer, wenn sie kürzere Laufzeiten wählen. „Wenn Sie Wert auf die deutsche Einlagensicherung legen, können Sie bei einem Anlagezeitraum von 5 Jahren derzeit um die 2 Prozent Zinsen bekommen“, hat Herbst beobachtet. Das ist mehr als die derzeitige Inflationsrate, die im Juni in Deutschland bei 1,0 Prozent lag. „Damit tun Sie schon etwas für die Werterhaltung.“

Strategie 5: „Ich setze nur auf Sicherheit“

Die Bundesbürger steckten ihr Geld vor allem in sichere Bankeinlagen, die allerdings kaum Zinsen bringen. Vor allem täglich abrufbares Geld auf dem Girokonto und Sichteinlagen wie Tagesgeld bleiben gefragt. Aus Termin- und Spareinlagen einschließlich Sparbriefen zogen die Privathaushalte dagegen Geld ab. Der bereits in der Vergangenheit zu beobachtende Trend zu risikoarmen Anlageformen, bei denen das Geld zudem schnell verfügbar ist, habe sich auch 2014 fortgesetzt, erklärte die Deutsche Bundesbank. Ein Fehler, denn zumindest einen Teil des Vermögens sollte man in renditestarke Anlageformen stecken, zum Beispiel in Aktien.

„Aktien sind, wenn man langfristig anlegt, gar nicht so unsicher“, sagt Julia Topar, Sprecherin des deutschen Bankenverbandes: Sparer müssten sich mit dem Unternehmen beschäftigen, die Kurse der vergangenen Jahre anschauen, sich beraten lassen - und dann das Geld liegen lassen. „Über die Jahre werden Kursschwankungen oftmals gut abgefedert“, so Topar. Besonders wer in Wertpapiere großer Unternehmen investiert, könne „nicht viel falsch machen“.

Wer die Risiken minimieren möchte, sollte keine Einzelaktien kaufen. Diese sind eher etwas für Anleger, die schon über Hintergrundwissen verfügen und den Willen und die Möglichkeiten haben, sich regelmäßig mit ihrer Geldanlage zu befassen. Aktienfonds streuen das Risiko breiter und eignen sich besser für Laienanlager. So oder so sollten Sparer einen langen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben. (dpa/gs)

Neben den zur Vermögensbildung und Altersvorsorge unverzichtbaren Klassikern gibt es noch ein paar weitere Möglichkeiten, die auch ihre Vorzüge haben. „Bei diesen anderen Anlageformen konsumieren und investieren Sie in einem“, erklärt Verbraucherschützer Niels Nauhauser.

Fünf Möglichkeiten, Ihr Geld oder einen Teil davon sinnvoll zu verwenden - und drei Ausgaben, die Sie sich sparen können:

Übertriebene Vorsicht kostet den Anleger Rendite, den Rest erledigt die Inflation.
Übertriebene Vorsicht kostet den Anleger Rendite, den Rest erledigt die Inflation.
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Symbolbild
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Wer sich regelmäßig um seine Geldanlagen kümmert, kann mehr rausholen.
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