"Risiko lohnt sich" "Risiko lohnt sich": Zehn häufige Irrtümer beim Sparen

„Aktien rechnen sich langfristig immer! Eine Immobilie ist die beste Altersvorsorge! Mein Sparbuch ist auf jeden Fall sicher! – Gerade bei solch absoluten Aussagen sollten Anleger skeptisch sein“, sagt Anlageexperte Stefan Krämer. Krämer verfügt über 17 Jahre Branchenerfahrung im Bereich Finanzen und Edelmetalle. Er nennt die zehn häufigsten Anleger-Irrtümer und erklärt, wie Sparer sie umgehen:
1. Aktien rechnen sich langfristig immer
Vergleicht man die durchschnittliche Rendite der DAX-Aktien nach zehn Jahren, so kommt man auf sehr unterschiedliche Ergebnisse. 1980 gekaufte Aktien ergaben nach zehn Jahren im Schnitt ein Plus von 13 Prozent. In den zehn Jahren nach 1998 ergab sich jedoch ein Verlust von durchschnittlich 0,4 Prozent im Jahr.
„Die Aussage, man müsse nur lang genug abwarten, ist also schlichtweg falsch“, erklärt Stefan Krämer, der CEO der CelticGold AG ist. „An der Börse ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und den Ausstieg zu finden.“ Gelingt das nicht, ist die Dauer der Anlage kein Garant für Gewinne. Gerade jetzt in der Nähe der Allzeithochs muss man sich gut aufstellen, um mit Aktien Gewinne zu erzielen.
Anleger sollten sich zunächst entscheiden, wie sie ihr Geld anlegen wollen. Wichtig dabei sind auch die persönlichen Lebensumstände, die Risikoneigung, das Alter oder der Familienstand. Junge und risikofreudige Anleger können mehr auf chancenorientierte Aktien setzen, vorsichtige Anleger sollten eher sichere Zinsanlagen wählen.
Das Geld sollte systematisch auf die verschiedenen Anlageklassen verteilt werden. Für viele eignet sich der klassische Dreiklang: Ein Drittel Anleihen, ein Drittel Immobilien und ein Drittel Aktien. Wer beispielsweise bereits einen Fonds mit deutschen Aktien besitzt, sollte international anlegen und eher weltweit investierende Fonds berücksichtigen.
Wenigstens einmal im Jahr sollten Anleger überprüfen, ob die Anlagestrategie noch zu ihren individuellen Lebenszielen passt. Ist beispielsweise der Wert einer Anlageklasse stark gestiegen, kann je nach Risikoneigung und Sparziel ein Teil davon in andere Anlageklassen umgeschichtet werden – auch um Klumpenrisiken zu vermeiden.
Quelle: Aktion „Finanzwissen für alle“ der Fondsgesellschaften
2. Risiko zahlt sich für mich aus
In der Regel lohnt sich Risiko nicht unbedingt, denn „Gier ist kein guter Anlageberater“, so Krämer. Zwar steigt mit dem Risiko auch die Chance auf mehr Gewinn, aber auch der mögliche Verlust steigt. Die Mathematik lehrt uns: Ein Kurs, der beispielsweise um 50 Prozent sinkt, muss erst wieder um 100 Prozent steigen, damit Anleger ihren Ausgangswert erreichen. „Risiko ist eben einfach nicht plan- oder kalkulierbar.“
Wer es sich nicht leisten könne das angelegte Geld zu verlieren und keine Spielernatur sei, sollte darauf verzichten.
3. Immobilien werfen immer gute Renditen ab
Der Großteil der Deutschen hält eine vermietete Immobilie für eine sichere Form der Vermögensanlage, die gute Erträge abwirft. Das stimmt so pauschal jedoch nicht. Für den Erfolg einer Immobilienanlage gibt es viele Faktoren: Zinssätze, Eigenkapital Quote, Tilgung, Zinsbindung und Mietertrag. Denn der Wert eines Hauses oder einer Wohnung muss standortbezogen ermittelt werden. Die Rechnung geht nur dann auf, wenn die Immobilie in einem Markt steht, in dem die Nachfrage langfristig steigt.
Wollen Verbraucher die Immobilie zeitlebens selbst bewohnen, so müssen immer noch die Kosten für Instandhaltung berücksichtigt werden. Für alle Immobilienbesitzer gilt: Zinsen auf diesem tiefen Niveau möglichst lange festschreiben.
4. Gold kaufen bringt mir nichts
Es ist richtig, dass Gold keine Rendite bringt. Aber: „Besonders im Umfeld von sehr niedrigen Zinsen und einem günstigen Preis glänzt des gelbe Metall gerade. Und zur Bildung verfüg- und vererbbaren Eigentums ist Gold bestens geeignet“, sagt Krämer. Allen Auf- und Abschwüngen der Wirtschaft zum Trotz büße es langfristig nichts von seinem Wert ein. Der Preis schwanke zwar, die Kaufkraft bleibe im Mittel jedoch nahezu konstant.
Gold glänzt. Allerdings sollten Anleger sich nicht zu sehr von diesem Glanz blenden lassen. Denn auch diese Anlageform ist nicht ganz ohne Risiko. Ein Grund: „Gold wirft keine Zinsen ab“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Rendite erzielen Anleger nur über den Preis.“ Und der kann durchaus deutlich schwanken.
Anleger sollten deshalb nur einen Teil ihres Vermögens in das Edelmetall investieren. „Als Beimischung für ein Depot kann es sich allerdings lohnen“, findet der Verbraucherschützer. Denn grundsätzlich gilt: Verschiedene Geldanlagen entwickeln sich in der Regel auch unterschiedlich. Das heißt: Sinken zum Beispiel Aktienkurse kann ein gleichbleibender Goldpreis für Stabilität bei den gesamten Anlagen sorgen. „Mehr als 10 Prozent Ihres Vermögens sollten Sie aber nicht investieren“, rät Nauhauser.
Wer Goldmünzen oder Barren erwerben möchte, kann das in seiner Bankfiliale tun. Über das Internet ist ebenfalls ein Ankauf möglich. Wichtig zu beachten: Wer physisches Gold kauft, muss es irgendwo lagern. Wenn die Münzen oder Barren zu Hause gelagert werden sollen, müssen sie sicher aufbewahrt werden. „Sie sollten das auch mit Ihrer Versicherung besprechen“, rät der Verbraucherschützer. Wer sein Gold zur Bank bringt, muss für ein Bankschließfach extra zahlen. Allerdings ist es dort in der Regel sicher aufgehoben.
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5. Versicherungen und Bausparverträge eignen sich gut zum Sparen
Dieser Irrglaube entstand vermutlich, weil diese Produkte Bankkunden häufig angeboten werden. Die klassische Kapitallebensversicherung kann geradezu als Lieblingsfinanzprodukt der Deutschen bezeichnet werden. Aber: „Sparen und Versichern sollten lieber nicht kombiniert werden“, rät Krämer, „denn Versicherungen haben meist hohe Kosten und Vertriebsprovisionen, die oft in den ersten fünf Jahren gezahlt werden.“
Außerdem laufen die Verträge sehr lange und Studien zufolge kündigen über 70 Prozent der Verbraucher die Lebensversicherung vor Ablauf. Wer früher an sein Geld wolle, müsse mit Abschlägen und Steuerzahlungen rechnen. Auch bei Bausparverträgen sollte man genauer hinschauen, häufig lohnen sich diese tatsächlich nur bei einem konkreten Bauvorhaben oder der Planung eines Hauskaufs.
6. Zu viel sparen geht doch gar nicht
Man könnte meinen, zu viel sparen sei gar nicht möglich, doch auch das ist ein Irrtum: Wenn Sparer zwar monatlich Geld zur Seite legen, dafür aber regelmäßig in den Dispo rutschen, dann lohnt sich das Sparen nicht. Denn die Dispozinsen sind in der Regel weitaus höher als die Guthabenzinsen von Sparverträgen. Alternativ könnte überschüssiges Geld eventuell besser auf ein Tagesgeldkonto gelegt oder zur Tilgung eines Kredites genutzt werden.
7. Bei der Hausbank erhalte ich maßgeschneiderte Angebote
Banken und Sparkassen bieten eine erstaunliche Fülle von Sparprodukten an. „Was Verbraucher oft nicht bedenken ist, dass sie sich beim Geldinstitut weniger in einem Beratungs- als viel mehr in einem Verkaufsgespräch befinden“, so Krämer.
Je nach verkauftem Sparprodukt gehen Provision und Gebühren an die Bank. Das bedeute nicht, dass Bankangebote grundsätzlich schlecht seien: Sparer sollten sich das lediglich klar machen, Angebote skeptisch betrachten und im Zweifel eine zweite Meinung einholen.
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8. Unabhängige Finanzvermittler sind tatsächlich unabhängig
„Von echter Unabhängigkeit kann auch hier keine Rede sein“, so Stefan Krämer. Die Finanzberater haben zwar Spar- und Finanzprodukte verschiedener Anbieter im Portfolio, doch sie leben in der Regel von der Provision. Und auch hier findet häufig eher ein Verkaufs- als ein Beratungsgespräch statt.
Verbraucher, denen das bewusst ist, haben schon viel gewonnen. Sie sollten mehrere Angebote einholen und vergleichen. Man kann diese gegen eine Gebühr von der Verbraucherzentrale oder einem Honorarberater prüfen lassen – eine Investition, die sich mitunter lohnt.
9. Banksparpläne lohnen sich nicht für mich
Auch Banksparpläne stecken im allgemeinen Zinstief. Es gibt jedoch noch Angebote mit um die drei Prozent Zinsen. Dies kann eine sichere und lohnende Geldanlage sein, allerdings nur, wenn Verbraucher auch tatsächlich zehn Jahre durchhalten. Wer früher an sein Geld will, muss Abschläge in Kauf nehmen. Legen Sparer aber eine kleinere Summe, beispielsweise 100 Euro monatlich, zur Seite und bleiben dabei, werden sie immerhin mit geringen Kosten bzw. Gebühren belohnt.
10. Mein Sparbuch ist auf jeden Fall sicher
Zwar heißt es von Regierungsseite, die Spareinlagen der Deutschen seien sicher. Doch das ist nicht unbedingt so. Es gibt keinen Rechtsanspruch an den Staat, dass das Geld der Bürger bei einer Bankenpleite garantiert ist. Außerdem ist das Ersparte der Inflation ausgesetzt. (gs, mit dpa-Material)

