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Neues Energielabel ab 1.9. Neues Energielabel ab 1.9.: Ist mein Staubsauger ein Stromfresser?

Von Katja Fischer 11.08.2014, 09:17
Was ein Staubsauger alles kann, lässt sich nicht an Wattzahlen ablesen. Für gute Reinigungsergebnisse muss die Energie auch direkt an der Düse ankommen.
Was ein Staubsauger alles kann, lässt sich nicht an Wattzahlen ablesen. Für gute Reinigungsergebnisse muss die Energie auch direkt an der Düse ankommen. dpa-tmn Lizenz

Staubsauger können viel Strom verbrauchen, laut sein und trotzdem schlecht saubermachen. „Es ist nicht einfach, einen guten Staubsauger im Geschäft zu erkennen“, sagt Andreas Halatsch vom Umweltbundesamt in Dessau-Rosslau. „Die Verbraucher können sich im Grunde nur an der Wattzahl orientieren, in der Annahme, dass ein starker Motor auch einen guten Staubsauger ausmacht.“ Doch hohe Wattzahlen bedeuten nicht automatisch bessere Reinigungsergebnisse.

Die Energie muss dafür auch direkt an der Düse ankommen. Manche Hersteller machen zwar zusätzlich Angaben über die Saugleistung oder die Staubemission ihrer Produkte. Aber das war bisher nicht verpflichtend und damit nicht einheitlich. Das ändert sich.

Bis zum 1. September bekommen Käufer nun ein Instrument an die Hand, mit dem sich Staubsauger besser vergleichen lassen. Die erste Stufe der neuen EU-Label-Verordnung tritt dann in Kraft. „Wie Kühlschränke oder Waschmaschinen werden dann auch Staubsauger mit einem Energielabel versehen“, erklärt Werner Scholz, Geschäftsführer der Hausgeräte-Fachverbände im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI).

Es zeigt neben der Energieeffizienzklasse von A bis G den durchschnittlichen Stromverbrauch. Dieser ist entsprechend der neuen EU-Ökodesign-Verordnung für Staubsauger begrenzt. Ab 1. September muss die maximale Nennleistungsaufnahme unter 1600 Watt liegen, ab 2017 sogar unter 900 Watt.

Verbrauch, Emission und Lautstärke angegeben

„Ein Staubsauger, der ab September im EU-Raum in den Handel kommt, darf bei Standardnutzung nicht mehr als 62 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen“, erklärt Annegret Agricola von der Deutschen Energie-Agentur (dena). Diese Standardnutzung ist klar definiert: Sie umfasst jährlich 50 Reinigungsvorgänge auf einer 87 Quadratmeter großen Fläche. „Also etwa einmal pro Woche die Wohnung saugen.“

Auf dieser Rechnung basieren auch die Anforderungen an das Energielabel. Demnach muss ein Staubsauger der Effizienzklasse A weniger als 28 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen. „Das zur Zeit energieeffizienteste Gerät auf dem Markt benötigt weniger als sechs Kilowattstunden pro Jahr“, sagt die Expertin.

„Neben den Angaben zur Energieeffizienz ist auf dem EU-Label die Staubaufnahme vermerkt“, erläutert Werner Scholz. Auch sie umfasst die Klassen A bis G und ist getrennt für Teppiche und Hartböden angegeben. Ebenfalls von A bis G ist die Staubemission der Geräte klassifiziert. Dazu kommen Angaben über die Lautstärke in Dezibel.

Das neue EU-Label muss ab September auf jedem neu in den Handel gebrachten Gerät aufgebracht sein - nicht nur im stationären, sondern auch im Online-Handel. „Wer sich gründlich informiert, läuft dann kaum noch Gefahr, ein schlechtes Gerät zu kaufen“, meint Scholz. Aber dann sind die alten Staubsauger noch nicht vom Markt verschwunden. Der Handel kann seine Bestände, ähnlich wie bei den Glühlampen, ohne Zeitbegrenzung weiter verkaufen.

Das neue EU-Staubsaugerlabel wird ab dem 1. September zur Pflicht. Es hat insgesamt sechs Kategorien. Zum einen wird die Energieeffizienzklasse in den von Großgeräten bekannten sieben Stufen von A bis G angezeigt. Alle Staubsauger sollen weniger als 1600 Watt verbrauchen.

Die Energieeffizienzklasse A erreicht aber nur, wer die Energieaufnahme auf weniger als 850 Watt reduziert. Dazu steht auf dem Label der durchschnittliche jährliche Energieverbrauch in Kilowattstunden pro Jahr, sowie der Schallleistungspegel in Dezibel auf dem Ettiket. Die Staubemissionsklasse zeigt die Sauberkeit der Abluft an. Darüber hinaus gibt es zwei Reinigungsklassen: Teppichboden und Hartboden, die die Staubaufnahme in standardisierten Tests anzeigt.

Kaum jemand wird sein Gerät austauschen

„In der Vergangenheit haben die Hersteller immer versucht, sich gegenseitig in der Leistung der Motoren zu überbieten“, sagt Andreas Halatsch vom Umweltbundesamt. Demzufolge sind heute Geräte mit 3000 und mehr Watt auf dem Markt, die nun teilweise zum Schnäppchenpreis angeboten werden. Er ist sich aber sicher, dass die Industrie mit dem Inkrafttreten des EU-Labels energiesparende Staubsauger entwickelt hat, die auch in den anderen Leistungsparametern überzeugen.

Etwa alle neun Jahre kaufen die Deutschen Scholz zufolge einen neuen Staubsauger. Dass nun viele ihre alten Geräte auswechseln werden, ist kaum zu erwarten. Denn: „Der Einsparungseffekt ist eher gering“, sagt Scholz. Bei einem 2400-Watt-Gerät, das durchschnittlich eine Stunde pro Woche genutzt wird, belaufen sich die Stromkosten auf etwa 40 Euro pro Jahr. Dagegen kommt ein Energiespargerät mit 1500 Watt auf 27 Euro Stromkosten im Jahr - nur 13 Euro weniger. „Bei Großgeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken zahlt sich eine hohe Energieeffizienzklasse schneller aus.“

Der Nutzwert des Labels liegt eher in der Information über Eigenschaften, die ein gutes Gerät auszeichnen - wie die Staubaufnahme oder dessen Lärm. Aber: In der Masse sollen das EU-Label und die Ökodesign-Verordnung einen beträchtlichen Einsparungseffekt von rund 2,8 Terawattstunden in ganz Europa bringen - das sind 2,8 Milliarden Kilowattstunden. „Ohne vorher die Relevanz zu prüfen, wird so ein EU-Label nicht vergeben“, sagt Agricola.

Und Staubsauger haben einen relevanten Anteil am Energieverbrauch in den privaten Haushalten - fast jeder besitzt mindestens einen. Allein in Deutschland sind sie in über 95 Prozent der Haushalte präsent. Demnach sind ungefähr 39 Millionen Staubsauger im Einsatz. (dpa)

Das neue EU-Label für Staubsauger ist ab dem 1. September 2014 verpflichtend.
Das neue EU-Label für Staubsauger ist ab dem 1. September 2014 verpflichtend.
dpa-tmn Lizenz