1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Finanzen
  6. >
  7. Ist ein schwacher Euro wirklich schlecht? : Ist ein schwacher Euro wirklich schlecht? : Währungsschwankungen im Check

Ist ein schwacher Euro wirklich schlecht?  Ist ein schwacher Euro wirklich schlecht? : Währungsschwankungen im Check

04.03.2020, 11:29

Aktuell sind die Meldungen über einen schwachen Euro wieder überall. Laut Süddeutsche sank der Euro-Kurs Ende Februar bereits auf den Wert von 1,08 US-Dollar. Ein Blick auf die langfristige Kursentwicklung offenbart den Trend: Seit Mitte 2018 hat der Euro über 13 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar eingebüßt. Aber sollte das Anleger und Konsumenten wirklich in Panik versetzen? Ein Blick auf das komplexe Thema der Währungsschwankungen - und warum ein schwacher Euro auch seine guten Seiten hat.

Währungsschwankungen beeinflussen Wirtschaft

Auch mit dem Euro als Gemeinschaftswährung sind Währungsfluktuationen weiterhin wichtig für die deutsche und die europäische Wirtschaft. Denn Währungsschwankungen haben weitreichende Auswirkungen. Im Zuge des Brexit wird dies besonders für diejenigen deutschen Arbeitnehmer und Firmen wichtig sein, die wirtschaftlich mit Großbritannien verflochten sind oder sogar eine Anstellung bei einer englischen Firma haben: Ist das britische Pfund schwach, so kann mit Verkäufen im Vereinigten Königreich weniger Gewinn erzielt werden - außer das Unternehmen erhöht die lokalen Preise, was wiederum die Nachfrage im Ausland schwächt. Privatunternehmer oder Angestellte englischer Firmen wiederum leiden unter dem schwachen Pfund, da sie - in Euro umgerechnet - am Ende des Monats weniger für ihre Anstellung oder ihre Auftragsarbeiten erhalten.

Wichtig sind Währungsfluktuationen auch am Forex Markt, also dem „Foreign Exchange Market“. Der Devisenmarkt kann als ein Netzwerk von Verkäufern und Käufern gesehen werden, welche zu vereinbarten Preisen mit Währungen handeln, diese also umtauschen und dadurch Gewinn erzielen wollen. Am Future Devisenmarkt zum Beispiel kauft oder verkauft der Trader einen Währungsbetrag an einem fixen zukünftigen Datum zu einem festgelegten Preis - und spekuliert damit auf das Sinken oder Steigen der Währung. Unter anderem werden für das Forex Trading Differenzkontrakte verwendet, sogenannte CFDs. Mit einem CFD können Forex, Indizes, Aktien und mehr gehandelt werden, ohne diese zunächst physisch kaufen zu müssen. Auch hierbei spielen Währungsschwankungen eine große Rolle.

Zweischneidiges Schwert, komplexe Mechanik

Das Thema rund um die Währungsschwankungen ist also äußerst komplex. Anleger können außerdem genauso gut von einer schwachen Währung profitieren, wie von einer starken. Auch für die einheimische Wirtschaft kann eine schwacher Kurs der eigenen Währung ein Geschenk sein: Insbesondere die exportorientierte deutsche Wirtschaft freut es, wenn der Euro im Wert nicht zu hoch steigt. Denn dann ist es für die hiesigen Unternehmen leichter, mit Verkäufen im Ausland Gewinn zu erwirtschaften, wie bereits Ende 2015 ersichtlich wurde, als der Euro sich auf einem Tief befand.

Die Mechanik hinter Währungsschwankungen ist dabei ebenso komplex wie ihre Auswirkungen. Währungen verlieren oder gewinnen aufgrund einer Vielzahl von Faktoren an Wert. So zum Beispiel wegen der relativen Nachfrage sowie dem Angebot im Vergleich zu Konkurrenzwährungen: Gilt der Dollar als stabil, so setzen die Anleger verstärkt auf Uncle Sam und weniger auf den Euro - der Dollar steigt. Auch Inflationsraten, Kapitalbewegungen und mehr spielen in die Bewertung einer Währung mit ein. Und selbstverständlich auch das wirtschaftliche Wachstum: Eine brummende Volkswirtschaft lockt Investoren, schafft einen Mehrwert und wirkt sich dadurch positiv auf den Wechselkurs aus.

Fazit

Währungsschwankungen sind ein komplexes Thema mit sehr konkreten Auswirkungen auf den Alltag von Einwohnern, Tradern und Unternehmen. Ein schwacher Euro mag für Konsumenten zunächst eine schlechte Nachricht sein. Doch für exportorientierte Firmen, für Selbstständige mit ausländischen Kunden und für Investoren am Forex-Markt hat er durchaus auch seine positiven Seiten. Meldungen über einen schwachen Euro versprechen daher zwar viele schnelle Klicks - oft wird allerdings vergessen, das Thema in seiner ganzen Breite ausgiebig zu behandeln.