Schule und Sicherheit Mehr Unfälle auf dem Schulweg – warum Elterntaxis das Problem noch verschärfen
Die Zahl der Schulwegunfälle ist 2025 deutlich gestiegen. Vor allem ältere Schüler auf dem Rad sind betroffen. Doch ausgerechnet der Trend, Kinder mit dem Auto bis vor das Schultor zu fahren, macht die Lage noch gefährlicher.

Magdeburg/Halle (Saale) - Die Zahl der Verkehrsunfälle auf dem Schulweg von Kindern und Jugendlichen ist im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.
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Der Anstieg beträgt nach vorläufigen Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) rund 5 Prozent, wie mitgeteilt wurde. Danach lag die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg von Januar bis Juni bei 42.303. Im ersten Halbjahr 2024 waren es noch 40.416 Unfälle.
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Am häufigsten kamen diese Schulwegunfälle im Flächenland Niedersachsen vor (6,4 Unfälle auf 1000 Versicherte), am seltensten in Berlin (3,2 Unfälle pro 1000 Versicherte).
Mehr Unfälle auf dem Schulweg – besonders Radfahrer betroffen
In rund 43 Prozent der Fälle fuhren die Schüler Fahrrad, knapp 11 Prozent waren Autounfälle und 9 Prozent Unfälle als Fußgänger. Vor allem 10-bis 18-jährige Schüler meist von weiterführenden Schulen waren betroffen.
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In der Grundschulzeit lagen die Unfallzahlen niedriger, weil die Wege kürzer und einfacher sind und viele Kinder zu Fuß gehen. Für den Weg zu den weiterführenden Schulen wird gerade in Städten häufiger das Rad genutzt.
Warum die Unfallversicherung vor Elterntaxis warnt
Die Unfallversicherung wendet sich aber trotzdem strikt gegen den Trend, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. „Je mehr Kinder mit dem Auto bis zum Schultor gefahren werden, umso chaotischer wird die Verkehrssituation dort.

Das gefährdet dann alle – unabhängig davon, wie sie zur Schule kommen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Gesetzlichen Unfallversicherung, Stephan Fasshauer. „"Eltern-Taxis" haben nicht umsonst einen schlechten Ruf.“
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Kinder sollten lernen, den Weg zur Schule sicher allein zu bewältigen, betonte die Unfallversicherung. Schließlich sollen sie sich als Erwachsenen sicher und kompetent im Straßenverkehr bewegen. „Die Befähigung hierzu beginnt nicht erst im Klassenzimmer, sondern schon auf dem Weg dorthin.“
Kinder brauchen Raum im Straßenverkehr
Wichtig dabei sei die Gestaltung der Straßen und Wege. „Wenn wir Eltern überzeugen wollen, ihre Kinder eigenständig zur Schule gehen zu lassen, dann muss der Verkehrsraum kindgerecht, also fehlertolerant gestaltet sein.“
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Außerdem sollten Schulen und Gemeinden den sogenannten Schulwegeplan noch häufiger und konsequenter einsetzen. Solche Pläne zeigen den sichersten Weg zur Schule und weisen auf Gefahrenstellen im Umfeld einer Schule hin.
Fahrradwege, Zebrastreifen, Tempo 30: Das fordern Eltern
In einer sehr ausführlichen Umfrage der Unfallversicherung bei Eltern nannten 56 Prozent der Befragten fehlende Fahrradwege als Herausforderung für die Sicherheit des Kindes. Für 51 Prozent war das Überqueren eine Straße ohne Ampel oder Zebrastreifen ein Problem, bei 38 Prozent war es die Überquerung einer stark befahrenen oder mehrspurigen Straße.

Als hilfreiche Maßnahmen für mehr Sicherheit nannten Eltern Tempo 30 und verkehrsberuhigte Bereiche im Umfeld der Schule, gut sichtbare Querungsstellen sowie sogenannte Elternhaltestellen in der Nähe von Schulgebäuden.
Lehrer sehen Elterntaxis als großes Risiko
Lehrer nannten in der Umfrage zu zuletzt beobachteten gefährlichen Situationen an der Schule in 47 Prozent der Fälle Gefahren durch Autos. Oft ging es um Parken und Halten an gefährlichen Stellen und um die sogenannten Elterntaxis.
Schülerinnen und Schüler stehen ebenso wie Kinder in Tagesbetreuung und Studenten unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Der Versicherungsschutz erstreckt sich auch auf den Schulweg. Er ist für die Versicherten kostenfrei. Die Beiträge tragen Städte und Gemeinden.