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Existenzgründer Existenzgründer: Millionäre aus dem Netz

Von Steffen könau 25.11.2011, 18:37

Halle (Saale)/MZ. - Für Ronald Schäfer fing alles ganz unspektakulär an. Vor fünf Jahren hatte der Hobbybastler aus dem thüringischen Bleicherode eine Packung Leuchtdioden auf eBay ersteigert. Von denen blieben einige übrig, die er im Anschluss wieder verkaufte. Mit Gewinn. Schäfer versuchte es noch einmal und langsam entwickelte sich aus den privaten Verkäufen ein gewerblicher Handel.

Auf Sparflamme zuerst. Die Fernsehabende verbrachte Ronald Schäfer mit seiner Freundin beim Verpacken von LEDs. Doch es lief so gut, dass er beschloss, gewerblicher Ebay-Händler zu werden.

Ein Schritt, den in den vergangenen Jahren zahlreiche Jungunternehmer gegangen sind. Nicht alle haben überlebt, doch viele haben mit den Online-Auktionen ihr geschäftliches Glück gemacht. Immerhin ist die Anzahl der Händler mit Millionenumsätzen auf Ebay.de nach Angaben der Verkaufsplattform in diesem Jahr noch einmal gestiegen. Mittlerweile verkaufen mehr als 500 Händler Waren im Wert von einer Million Euro oder mehr über die deutschsprachige Ebay-Seite. Krise hin, Krise her, das entspreche erneut einer Steigerung von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr, heißt es bei Ebay. Damals hatte die Zahl der Ebay-Umsatzmillionäre in Deutschland noch bei 463 gelegen, 2008 waren es noch nicht einmal halb so viele. Zehn Prozent der professionellen Anbieter sind direkt aus der Arbeitslosigkeit in den Online-Handel eingestiegen, zwei Prozent haben ihren Online-Handel sogar während einer Schwangerschaft oder Elternzeit gestartet, heißt es bei Ebay. Dabei seien ein Fünftel der größten Online-Händler Frauen.

Ronald Schäfer ist allerdings nicht nur deshalb ein bisschen ein Exot. Sondern weil die meisten Verkaufsmillionäre aus Nordrhein-Westfalen kommen, dicht gefolgt von Bayern und Niedersachsen. Ostdeutschland ist unterdurchschnittlich vertreten, Sachsen-Anhalt, das vielerorts noch unter einer schlechten Netz-Anbindung leidet, schafft es gar nicht in die Top Ten. Thüringer dagegen haben offenbar ein Händchen für die virtuelle Geschäftswelt. Bei der durchschnittlichen Höhe der Umsätze stehen die Verkäufer aus dem Südwesten des Ostens ganz oben. Hinter ihnen liegen die Berliner und die Anbieter aus Bremen.

Insgesamt gesehen hat fast die Hälfte aller großen Händler seinen Sitz im ländlichen Raum. Was das bringt, zeigt Ronald Schäfers Firma world-trading-net deutlich. Mit dem Verkauf von Leuchtdioden, elektronischen Bauelementen, PC-Teilen und Designerleuchten versorgt der Thüringer inzwischen mehr als hunderttausend Kunden. Sein Online-Handel ist gerade offline ein Erfolg, hat er doch Arbeitsplätze in einer strukturarmen Region geschaffen. Schäfer sitzt heute nicht mehr allein mit seiner Freundin auf der Couch, um Sendungen abzupacken. Sondern beschäftigt sieben Mitarbeiter.