Erziehung Erziehung: Eltern müssen Mitleid empfinden können
Hamburg/dpa. - Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen oder misshandeln, haben nach Ansicht eines Erziehungsberaters keine oder nur eine eingeschränkte Fähigkeit. Gefühle bei anderen und auch bei sich selber wahrzunehmen, lernen Kleinkinder durch Erfahrungen mit ihren Eltern. «Wenn Kinder sich zum Beispiel wehtun, dann spielen Eltern instinktiv und intuitiv dieses Gefühl übertrieben nach», erklärt Detering weiter. Dadurch lernten Kinder, Mitleid zu empfinden.
Die Offenheit für die Bedürfnisse eines Kindes könne aber auch eingeschränkt sein, wenn Eltern einen großen persönlichen «Sorgenpegel» haben: «Für Eltern mit einem Suchtproblem zum Beispiel tritt dieses Thema total in den Vordergrund», betont Detering. Ähnlich sei es bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Immer mehr Eltern sind seiner Beobachtung nach zudem durch Probleme mit Trennungen und Scheidungen belastet. «Partnerschaftsprobleme binden einfach Ressourcen, die dann für Kinder fehlen.»
Stark belasteten Familien, die zentrale Erziehungskompetenzen nicht aufbauen können, müsse über einen längeren Zeitraum geholfen werden: «Was fehlt, muss in der Umgebung des Kindes von außen ergänzt werden», meint Detering. «Ein schlanker Staat kann das natürlich nicht leisten», kritisiert er. Er plädiert daher dafür, vor allem in sozial schwachen Gegenden für die Kinder viel mehr Ganztagsbetreuungen einzurichten. «Wenn das häusliche Umfeld nicht förderlich ist, ist das für solche Kinder auf jeden Fall ein Gewinn.»