Ernährungsmodelle Ernährungsmodelle: Nun auch Getränke in der Pyramide
Halle/MZ. - Empfehlenswerte Produkte wie Obst, Gemüse, Fisch, fettarme Milchprodukte, mageres Fleisch, Rapsöl, Trink- und Mineralwasser stehen unten in der Pyramide und dürfen häufiger verzehrt werden. Für die Ernährung weniger wertvolle Produkte wie Fleischwaren, Eier, Butter, Schmalz, Süßigkeiten, Limonaden oder Energydrinks stehen an der Spitze und sollen sparsam verwendet werden.
Welchen Anteil die jeweilige Gruppe wiederum an der täglichen Nahrungszufuhr haben soll, wird auf dem Boden der Pyramide dargestellt: Viel Gemüse und Obst, wenn Brot, dann Vollkorn, wenig Fette, wenig Fleisch und viel Trinken, vorzugsweise Trink- und Mineralwasser.
Bundesernährungsministerin Renate Künast (Grüne) hat jüngst ein wissenschaftlich fundiertes Modell vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine neue, von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und dem Ministerium entwickelte "dreidimensionale Lebensmittelpyramide", die erstmals auch Getränke einbezieht. Künast begründete dies damit, dass sie als Lebensmittel und potenzielle Dickmacher in Form von Softdrinks, Limonaden oder Energydrinks bislang unterschätzt worden seien. "Es wurden aktuelle Ernährungsprobleme wie die Adipositasepidemie und veränderte Lebensstile berücksichtigt", sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. Ein wesentlicher Vorteil der dreidimensionalen Lebensmittelpyramide sei, dass sie sowohl quantitative (Lebensmittelmengen) als auch qualitative (ernährungsphysiologischer Wert) Empfehlungen verbrauchernah darstellt, wodurch eine individuelle Lebensmittelauswahl ermöglicht werde.
Die Lebensmittelpyramide liefert Verhaltensrichtlinien für eine optimierte Lebensmittelauswahl. Die Segmentgrößen des Kreises stellen das prozentuale Mengenverhältnis der einzelnen Lebensmittelgruppen zueinander dar. Zu achten ist darauf, dass die Nahrungsmittel möglichst viele Nährstoffe, aber eine geringe Energiedichte haben.
Generell wird empfohlen, dass die tägliche Nahrung etwa zu 26 Prozent aus Gemüse, 18 Prozent aus Milch und Milchprodukten, 17 Prozent aus Obst, 14 Prozent aus Brot und Ceralien, 7 Prozent aus Fleisch und Fisch und lediglich zu 2 Prozent aus Fett besteht.
Die wichtigste Komponente in der Nährstoffbilanz sind die Kohlenhydrate. Pro Kilogramm Körpergewicht werden 4 Gramm Kohlenhydrate empfohlen. Dazu kommen je 1 Gramm Protein und Fett sowie 0,4 Gramm Nahrungsfasern. Für einen 70 Kilogramm schweren Menschen werden folgende Tagesempfehlungen gegeben: 280 Gramm Kohlenhydrate, 70 Gramm Protein, 70 Gramm Fett, 28 Gramm Nahrungsfasern und möglichst viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Informationen über die ernährungsphysiologische Qualität der Lebensmittel werden in den vier Pyramidenseiten (Dreiecke) veranschaulicht. Die Lebensmittel sind darin nach objektiven Kriterien, vorrangig nach Energiedichte und Nährstoffgehalt, in die jeweiligen Gruppen eingeteilt. Innerhalb dieser Dreiecke werden die Lebensmittel anhand ihrer ernährungsphysiologischen Qualität hierarchisiert.
Zur Einordnung der Lebensmittel in die vier Pyramidenseiten wurden vier Kriterien zugrunde gelegt:
1. Lebensmittel vorwiegend pflanzlichen Ursprungs: Hinterfragt wurden die Energiedichte, Nährstoffdichte (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzen-, Ballaststoffe) sowie präventive Aspekte (Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen).
2. Lebensmittel vorwiegend tierischen Ursprungs: Auch hierbei geht es um Energiedichte, Nährstoffdichte (zum Beispiel Calcium, Eisen, Zink, Selen, B-Vitamine, Vitamin D) sowie um Fettqualität (gesättigte Fettsäuren, n-3 Fettsäuren).
3. Speisefette und Öle: Näher beleuchtet werden die Fettsäurenzusammensetzung, Vitamin E, Cholesterol / unerwünschte Begleitstoffe, trans-Fettsäuren sowie die küchentechnische Nutzung.
4. Getränke: Hierbei werden berücksichtigt der Energiegehalt (mäßig: weniger als 7 Prozent, hoch: mehr als 7 Prozent Kohlenhydrate), essenzielle Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, anregende Substanzen und Süßungsmittel. 0,2 Liter Cola beispielsweise haben 22 Gramm Kohlenhydrate und 86 Kilokalorien.
Die Lebensmittelpyramide bezieht nicht nur wünschenswerte Lebensmittel, sondern insbesondere auch Produkte des täglichen Verzehrs ein. Vor allem Kindern und Jugendlichen werden nach den Vorstellungen der Pyramiden-"Erfinder" Möglichkeiten gegeben, sich spielerisch mit ausgewogener Ernährung zu befassen. Ziel ist eine ausreichende Zufuhr der lebensnotwendigen Nährstoffe in ausgewogenem Verhältnis.>