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Die neuen Dessous Die neuen Dessous: Nostalgisch gerüscht und geschnürt

Von Melanie Brandl 08.08.2003, 17:31
Auch bei den Herren setzen Unterwäsche-Designer auf neue Ideen, obwohl die meisten Männer lieber zu Bewährtem greifen. (Foto: dpa/HOM)
Auch bei den Herren setzen Unterwäsche-Designer auf neue Ideen, obwohl die meisten Männer lieber zu Bewährtem greifen. (Foto: dpa/HOM) HOM

Frankfurt/Main/dpa. - Während sich Dessous im Sommer häufig offen sehen lassen durften, haben sie es im Winter schwerer: Unter mehreren Kleidungsschichten ist meist wenig von ihnen zu sehen. Doch auch in der kalten Jahreszeit braucht sich die Unterwäsche nicht gänzlich unter dicken Rollkragenpullis zu verstecken. Blickdurchlässige Oberteile und tief sitzende Hüfthosen lassen sie hier und dort hervorblitzen und sorgen so auch bei niedrigen Temperaturen für ein heißes Outfit.

«Natürlich läuft man im Winter nicht mit offener Bluse herum», erklärt Alexandra von Richthofen von der in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift «TextilWirtschaft». Aber auch für diese Jahreszeit gebe es viele Kombinationen, bei denen der BH und das Oberteil so aufeinander abgestimmt seien, dass das «Unten drunter» sichtbar wird. Ein Beispiel dafür sind halbtransparente Tops oder Bodies, wie sie sich beim österreichischen Hersteller Wolford in einer mit Lametta verzierten Tüll-Version finden - was nicht nur an Weihnachten sämtliche Blicke auf sich ziehen dürfte.

«Insgesamt wird die Wäsche in diesem Jahr noch zierlicher und femininer», fasst von Richthofen die modische Entwicklung zusammen. «Nichts ist mehr einfach nur praktisch.» Angelehnt an den Stil der dreißiger und vierziger Jahre sorgen antik wirkende Spitze, Stickereien in Blumenform, Raffungen und Schnüreffekte für lässige Eleganz, ergänzt Gabriele Sievers von der Pressevertretung des Herstellers Palmers in Hamburg.

Und auch bei Hennes & Mauritz, ebenfalls in Hamburg ansässig, wird ganz auf den «Retro-Effekt» gesetzt, bestätigt Produktmanagerin Daniela Brandt: «Nadelstreifen, Satinstoffe und Jacquards machen die Wäsche sehr romantisch. Passend zu den Feiertagen wird das Ganze natürlich mit viel Glitter und Glamour kombiniert.»

Stark im Trend liegen aber auch asiatische und orientalische Designs. «Allover-Drucke nach indischen Motiven, oft kombiniert mit Stickereien, verschiedene Glanzoptiken und Paisley-Muster finden sich jetzt schon überall. Zum Sommer nächsten Jahres hin wird das noch stärker werden», so Gaby Hellwage, Produktmanagerin bei Schiesser in Radolfzell am Bodensee.

Bei schlichteren und sportlicheren Modellen ist verstärkt Komfort gefragt. Materialmischungen aus Micro- und Naturfasern ermöglichen nicht nur nahtlose Verarbeitungen, die nirgendwo zwicken und drücken, sondern sind atmungsaktiv und wirken zum Teil sogar antibakteriell. «Gefragt sind daneben aber auch versteckte Funktionen», sagt Susanne Paul von der Firma Mey aus Albstadt (Baden-Württemberg). «Unter den Hemdchen eingenähte BHs oder unsichtbare Bügel geben der Brust Halt, ohne sich abzuzeichnen.»

Großer Wert werde bei allen Linien auf die kleinen Details gelegt, erzählt von Richthofen. Zwei Satinbänder statt der breiten BH-Träger, Strasssteinchen oder ein kleiner silberner Ring am Slip befestigt sorgen bei jedem noch so schlichten Modell für ein wenig Pepp. So setzt etwa das Unternehmen Triumph aus München auf Schnüre im Rücken des BHs und an den Seiten des Höschens, während sie bei Palmers beispielsweise Glasperlen an den Trägern finden.

Farblich bewegt sich die Damenlingerie von klassischem Schwaz und Weiß bis hin zu verschiedenen Rotschattierungen, zur Weihnachtszeit auch einmal kombiniert mit Gold. Und auch die Herren tendieren bei ihrer Unterwäsche neben Schwarz-, Grau- und Marinetönen zu einem kräftigen Rot, oft gestaltet als Colourblocking, also mit einem eingenähten farbigen Streifen. «Absoluter Renner sind bei Männern aber auch nach wie vor Nadelstreifen», sagt Andreas Höss, Geschäftsführer von HOM Deutschland in Kaarst bei Düsseldorf. Beliebteste Form bleibe das Retro-Modell mit angeschnittenen Beinen.

Mit dem Versuch, Neuerungen zu etablieren, tun sich die Designer dagegen schwer. Bunte Drucke im Batik-Stil oder Spielereien mit semitransparenten Stoffen bis hin zu knappen Strings könnten so manch knackigen Po verführerisch verpacken. «Doch Männer sind, was ihre Unterwäsche angeht, weit weniger experimentierfreudig als Frauen», bedauert von Richthofen.

Die haben im Gegensatz zu den meisten Herren zum Beispiel längst entdeckt, wie vorteilhaft Strings für sie sind. «Es gibt viele Frauen, die gar nichts anderes mehr tragen», berichtet Gaby Hellwage. «Wir haben mittlerweile keine einzige Serie mehr ohne String.» Ein besonderer Clou sei in diesem Jahr bei vielen Slips, egal welcher Form, die Rückseite, fügt von Richthofen hinzu. «Viele sind vorne schlicht, und hinten findet sich plötzlich eine kleine Blüte, ein Strassstein oder eine Stickerei. Das ist sozusagen der Überraschungseffekt.»

Angelehnt an den Stil der dreißiger und vierziger Jahre: Antik wirkende Spitze, Schnürungen und Raffungen sorgen bei den neuen Dessous für Erotik mit einer Prise Nostalgie. (Foto: dpa/Palmers)
Angelehnt an den Stil der dreißiger und vierziger Jahre: Antik wirkende Spitze, Schnürungen und Raffungen sorgen bei den neuen Dessous für Erotik mit einer Prise Nostalgie. (Foto: dpa/Palmers)
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