Der Sport Parkour als Kunst der Fortbewegung
Berlin/dpa. - Selbst James Bond und John McLane kommen bei der französischen Sportart Parkour außer Atem. In der Eröffnungsszene von «Casino Royale» folgt der britische Geheimagent dem Parkour-Sportler Sebastien Foucan nur mühsam.
Und auch der Leinwandcop McLane stoppt in «Stirb langsam 4.0» einen akrobatischen Film-Bösewicht nur mit Schüssen. In Hollywood ist Parkour, die effiziente Fortbewegung ohne Hilfsmittel durch Stadt und Natur und über Stock und Stein, längst angekommen. Am 29. August feierte der Extremsport seinen ersten großen Deutschland-Auftritt. Bei einer Show im Berliner U-Bahnhof Bundestag, noch immer Baustelle ohne Passagiere im Regierungsviertel, rückte der Sport ins mediale Rampenlicht.
Aus Paris war der Parkour-Gründer David Belle angereist. Der 34-jährige Franzose trat mit einem Dutzend deutscher und französischer Nachwuchssportler auf. Vor etwa 300 Zuschauern, darunter drei Dutzend Journalisten, überwanden sie bis zu fünf Meter hohe Hindernisse auf dem Bahnsteig, stürzten über Abgründe und schienen mit leichtfüßigen Sprüngen die Schwerkraft außer Kraft zu setzen.
Belle hatte Ende der 80er Jahre Parkour als eine Art akrobatischen Hindernislauf gegründet. Die Ursprünge des Sportes gehen bis in den französischen Indochina-Krieg zurück. Damals habe Belles Vater als französischer Soldat «eine effiziente Fortbewegung im Dschungel» entwickelt, erzählte Jean-Francois Belle, Bruder und Manager von David.
Die Sportler heißen Traceure, was auf Deutsch sinngemäß Spurensucher bedeutet. Es gibt keinen Wettbewerb, keine Noten, keine Meisterschaft. «Parkour ist keine Sportart, bei der du ehrgeizig deinen Gegner besiegen willst, sondern eine Kunst der Fortbewegung», sagt David Belle. «Du lernst mehr über deinen Körper kennen, das hilft dir auch im Alltag.» Und in Extremsituationen: Die Pariser Feuerwehr trainiert Einsatztrupps im Parkour. In Deutschland gibt es laut Parkour-Association etwa 1500 Traceure, in Europa etwa 8000, Tendenz steigend.
«Parkour ist eine Sportart, in dem du alle Teile deines Körpers trainierst», schwärmt der französische Schauspieler Mathieu Kassovitz («München», «Amélie»). Kassovitz drehte Anfang 2007 als Regisseur den Kinofilm «Babylon A.D.» mit Actionszenen im Parkour-Stil. David Belle tritt darin neben US-Schauspieler Vin Diesel auf.
Der Sport sieht spektakulär aus - und ist nicht ungefährlich. Selbst Profis passieren Unfälle. Denn die Sportler sind bei Sprüngen prinzipiell nicht abgesichert. Sandra Hess, Präsidentin der deutschen Parkour-Association, wollte an der Seite von Belle ihr Können zeigen. Aber sie hatte sich zuvor bei Dreharbeiten zu einem Werbespot den Knöchel verstaucht. «Natürlich geschehen Unfälle - aber nicht mehr als in anderen Sportarten», sagt Hess.
Schauspieler David Craig alias James Bond musste im Internet viel Häme einstecken für Matten und Hilfsseile, die für seine Parkour-Sprünge bei den Dreharbeiten angebracht wurden. Das wird Vin Diesel in «Babylon A.D.» wohl nicht vorgeworfen werden. «Denn der war bei Actionsequenzen kaum da - ich stand nur mit seinem Double vor der Kamera», erzählte der 20-jährige französische Parkour-Stuntman Thibeault am Rande der Show.
Die Kunst der Bewegung: www.le-parkour.com
Parkour Association Deutschland: www.myparkour.com