1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Das große Kribbeln: Immer mehr Hunde haben Allergien

Das große Kribbeln: Immer mehr Hunde haben Allergien

Von Sabine Maurer 15.04.2010, 07:44

München/dpa. - Sie gelten als beste Freunde des Menschen und sind manchmal sogar Leidensgefährten ihrer Halter. Denn auch Hunde haben Allergien. «Solche Befunde gibt es massenhaft - und sie sind in den letzten Jahren noch mehr geworden».

Das sagt Sebastian Schleifer, auf Dermatologie und Allergologie spezialisierter Tierarzt aus München. Vertreter einiger Rassen erkranken viel häufiger als andere Hunde: Doggen, Labradore und West Highland Terrier etwa. «Diese Angaben sind allerdings nicht in Stein gemeißelt. In einigen Jahren können ganz andere Rassen auf dieser Liste stehen», sagt Sebastian Schleifer.

Was beim Menschen der Heuschnupfen ist, könnte beim Hund Heujucken genannt werden: «Auf die Atemwege geht eine Allergie bei Hunden nur selten», erzählt die Tierärztin Christine Löwenstein aus Frankenthal. Stattdessen sei meist die Haut betroffen.

Auslöser sind oft Hausstaub, Milben, Flohbisse oder Pollen. Der Halter erkennt eine Allergie daran, dass der Hund sich oft leckt, sich schüttelt oder den Kopf an Gegenständen reibt. Außerdem können sich Quaddeln bilden. Manchmal zeigen sich offene Hautstellen. Eine solche Allergie tritt meist im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren erstmals auf.

In jedem Alter gibt es Futter-Allergien. Ein No-Name-Produkt kann dabei ebenso Juckreiz, Erbrechen oder Durchfall verursachen wie das teuerste Markenfutter. «In beiden sind viele Zusatzstoffe drin», sagt Janin Schimmelfennig, Tierheilpraktikerin aus Arnsberg. Doch diese Stoffe müssen gar nicht schuld sein.

Ob Tierarzt oder Heilpraktiker: Die Suche nach dem Auslöser ist für beide schwierig. An erster Stelle steht die Krankengeschichte: In welchem Alter ist das Tier erstmals erkrankt? Welches Futter bekommt es? Treten die Symptome nur zu einer bestimmten Jahreszeit auf?

Reicht das nicht für die Diagnose, folgen Tests. So kann im Labor Blut untersucht und dadurch die Allergieneigung festgestellt werden. Bei Tests werden winzige Mengen verschiedener Allergene injiziert. Rötet sich die Haut oder bilden sich Quaddeln, ist der Fall klar.

«Es gibt keinen starren Behandlungsplan, er wird für jedes Tier individuell erstellt», erklärt Christine Löwenstein. Je nach Diagnose kann der Wechsel des Futters, eine Desensibilisierung oder auch die Bekämpfung von Flöhen und Milben das Mittel der Wahl sein.

Auch Heilpraktikerin Schimmelfennig nimmt zunächst Blut ab. Aber dann lässt sie es von einem Radionik-Gerät untersuchen. Es entdecke Fehlfunktionen, indem es «Energiefelder abscannt» und teste, welches Medikament passe.

Allergien vorzubeugen ist nach Meinung der Experten schwierig. Sinnvoll ist es demnach aber, Hunden nicht verschiedene Futtersorten zu geben. «Damit beschränkt man schon mal die Anzahl möglicher Allergene», erläutert Schleifer. Schimmelfennig rät unter anderem, nicht zu häufig zu entwurmen: «zweimal im Jahr reicht».

Vera Biber, Tierärztin aus Netphen, weist im Buch «Allergien beim Hund» darauf hin, dass Impfungen oft Wegbereiter der Probleme seien. Etwa 80 Prozent aller Hauterkrankungen und Verdauungsstörungen begännen innerhalb von drei Monaten nach einem «Pieks». Daher sollten Hunde nur gegen akut Gefährliches wie Tollwut geimpft werden.

Literatur: Vera Biber, Allergien beim Hund: Natürlich behandeln und vorbeugen. Auslöser erkennen und vermeiden, Kosmos, ISBN-13: 978-3-4401-2061-3, 16,95 Euro