Comeback Comeback: Die Rückkehr der Nadelstreifen

Berlin/gms. - Für Elke Giese, Modechefin des Deutschen Modeinstituts in Berlin,entspricht der Nadelstreifen-Trend dem in diesem Jahr «typischenSpiel zwischen maskulinen und femininen Formen in der Mode».«Nadelstreifen sind ein sehr formelles Design, und dieses Formellesollen sie auch heute noch vermitteln», sagt die Expertin.
Dementsprechend finden sich in den Modeabteilungen besonders vieleHosenanzüge im Nadelstreifen-Look. «Diese Anzüge sind an denSchultern gerade und etwas breiter, haben dann aber eine sehr schöneweibliche Taillierung», so Elke Giese.
«Der Nadelstreifen ist ein Klassiker, der derzeit ein Comeback auffeminine Art erlebt», sagt Ute Lippmann vom Otto-Versand in München.Nicht nur auf Hosenanzügen, sondern auch auf Einzelteilen wie Röckenoder Hosen und auf Kleidern fänden sich die Streifen derzeit. DasMuster sei nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil man damit immerperfekt angezogen wirke. «Gerade vor Weihnachten, wenn es in diefestliche Richtung geht, ist der Nadelstreifen ideal», bestätigtSusan Wolf, Leiterin des Showrooms bei der Bekleidungskette Hennesund Mauritz in Hamburg.
Auch wenn sie weiter formalen Anforderungen entsprechen - vonihren strengen Ahnen sind die neuen Nadelstreifen weit entfernt: «Mitdiesem Trend erleben wir die modische Umsetzung eines klassischenThemas», sagt Claudia Silber vom Hersteller s.oliver in Rottendorf(Bayern). In der aktuellen Herbst-/Winterkollektion der Firma taucheder Nadelstreifen in allen möglichen Kombinationen auf. Dabei werdeneben ungewöhnlichen Farbkombinationen wie braun und beigebeispielsweise auch auf diagonale Streifen gesetzt.
In der Herrenmode musste der Nadelstreifen ebenfalls eineVerjüngungskur absolvieren, bevor er zu einem der bevorzugten Kleidungsstücke von Trendsettern wurde. «Es gibt Unterschiede im Schnitt. Die neuen Nadelstreifenanzüge haben zum Beispiel spitze, ansteigende Revers im Retro-Stil und keine Schulterpolster», erklärt Peter Sevenich, Pressereferent des Deutschen Instituts für Herrenmode in Köln.
Der Hauptunterschied liege allerdings im Nadelstreifen selbst. Die traditionelle Kombination aus schwarzem Untergrund mit weißen Streifen wurde durch modische Experimente wie etwa Dunkelblau mit rosa Streifen abgelöst. «Das gibt dem Anzug eine lockere Noten, lässtden Nadelstreifen nicht so steif und konservativ aussehen», sagt Sevenich.
Teilweise würden die Streifen wesentlich weiter auseinander liegen als beim herkömmlichen Muster. Die Stoffe seien meist sehr wollig, manche Anzüge hätten auch eine so genannte Used-Optik - das gebrauchte Aussehen stehe für einen Look wie in den dreißiger Jahren.
Legere Five-Pocket-Hosen mit Nadelstreifen oder violette Anzüge mit dunkelblauen Streifen dürften allerdings eher die Avantgarde unter den modischen Männern begeistern. Denn insgesamt bleiben die Herren doch etwas vorsichtiger als die Damen, wie Ute Lippmann vom Otto-Versand zu berichten weiß.
Die weiblichen Trendsetter dürfen in punkto Nadelstreifen einiges wagen - auch was Kombinationen angeht. «Entweder geht man den maskulinen Trend mit und zieht zum Anzug noch ein weißes Hemd und eine weiße Krawatte an», schlägt Elke Giese vor. «Die andere Varianteist, den strengen Look zu brechen, indem ich etwas Feminines dazu trage - zum Beispiel ein Shirt mit einem tiefen Dekolleté oder eine weiße Rüschenbluse.»