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Chinchillas Chinchillas: Jump'n'Run im Käfig

Von Arnd Petry 03.08.2006, 08:16
Chinchillas wollen keine ständigen Streicheleinheiten. Um sie artgerecht zu halten, muss man sich Mühe geben. (Foto: dpa)
Chinchillas wollen keine ständigen Streicheleinheiten. Um sie artgerecht zu halten, muss man sich Mühe geben. (Foto: dpa) Arnd Petry

Bonn/Langen/dpa. - Und genau damit fängt das Problem an: «Chinchillas sind keineKuscheltiere», sagt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund inBonn. Wer die Nager artgerecht halten will, muss sich Mühe geben.

Vor allem für Kinder unter zehn sind Chinchillas ungeeignet. «Wirhaben die Tierheime voll mit Chinchillas, weil die Leute sie bei unsabgeben», sagt Thomas Schröder. Und im Gegensatz zu Meerschweinchen,mit denen sie verwandt sind, seien die Nager weitaus anspruchsvoller.

Auch die Toleranz ihrer Halter stellen Chinchillas laut Schröderhäufig auf die Probe: Der nächtliche Bewegungsdrang der hell- oderdunkelgrauen Tiere, der an Figuren aus Jump'n'Run-Computerspielenerinnert, habe die Liebe schon in vielen Fällen abklingen lassen.

Weniger problematisch stellen sich die Aktivitäten der Nager nachEinschätzung Jörg Turks vom Zentralverband Zoologischer FachbetriebeDeutschlands in Langen (Hessen) dar: «Chinchillas verdösen den Tagund sind in der Nacht ruhig.»

Wer die Lebensweise der Nager in der Natur kennt, kann verstehen,was sie beim Halter brauchen: Chinchillas leben in Chile und Peru inbis zu 5000 Metern Höhe. Tags schlafen sie in Felsspalten und Höhlen.Dämmert es, suchen sie Gräser, Blätter, Wurzeln und Rinde.

Die im Handel für 50 und 100 Euro erhältlichen Tiere stammen ausNachzuchten. Beim Halter brauchen sie mindestens einen eineinhalbMeter hohen Käfig mit einer Fläche von 80 mal 120 Zentimetern. Beizwei oder mehr Tieren empfiehlt sich laut Jörg Turk eine Voliere.

Doch Chinchillas sind keine Gruppentiere. «In der Natur lebt einMännchen mit einem Harem verschiedener Weibchen zusammen, die alleeinen eigenen Bau haben.» Zu Hause ein Männchen mit einem Weibchen zuverpaaren, sei keine gute Idee: «Das Weibchen gerät dann unterStress», erläutert Jörg Turk.

Der Tierschutzbund rät daher, ein Weibchen mit einem kastriertenMännchen zusammen zu halten oder eine Weibchengruppe zu bilden. ZweiMännchen vertragen sich nicht. Auf keinen Fall sollte ein Chinchilla,das mehr als 20 Jahre alt werden kann, einzeln gehalten werden.

Besondere Pflege braucht das Fell: Im Käfig sollte ein Sandbadstehen, gefüllt wird es mit speziellem Sand. «Sie dürfen auf keinenFall Vogelsand verwenden oder Quarzsand», warnt Turk. Ratsam ist es,immer einen Staubsauger zu Hand zu haben, doch ansonsten machenChinchillas nicht viel Dreck.

Auch die Geruchsbelästigung hält sich in Grenzen: Chinchillashaushalten mit Wasser, ihr Kot ist hart, Urin fließt spärlich. Demmuss die Nahrung angepasst werden. Häufig bekämen Chinchillas zu vielGrünfutter, sagt Sven Schröder, Betreiber der Webseite«Chinchilla-Lexikon.de» aus Solingen. «Ein Chinchilla sollte ambesten nur getrocknetes Futter bekommen.»

Bei guter Pflege werden die Nager zahm. Dann lassen sie sich aufden Arm nehmen und kuscheln. Ob das dem Tier gefällt, verrät einFluchtreflex: Droht ihnen Gefahr, lockern Chinchillas einige Haare,dem Räuber bleibt nur ein Maul voller Fell. Das passiere auch beimKuscheln, erklärt Turk. «Haben Sie hinterher keine Haare am Pullover,fühlt sich das Tier wohl bei Ihnen.»