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Reise Gardasee und Umgebung Dinge, die man in Garda Trentino unbedingt probieren muss

Action und Genuss, dazu traumhafte Landschaft und meist fantastisches Wetter. Italien wie aus dem Bilderbuch - und wir selber mittendrin …

Von Axel Ehrlich Aktualisiert: 19.08.2025, 14:27
Im Valle dei Laghi treffen funkelnde Seen auf schroffe Felsen und liebliche Weinberge.
Im Valle dei Laghi treffen funkelnde Seen auf schroffe Felsen und liebliche Weinberge. Fotos: Axel Ehrlich

Trentino. – Ex-Biathlet Giovanni Riccadonna ist stolz auf seine Heimat - und zeigt das auch. Er lädt uns zu einer E-Bike-Radrunde durch pure Schönheit.

Alte Feldsteindörfer, satte Gärten mit Tomaten, Himbeeren Kiwi. Rosen, Hortensien, Malven. Wir rollen durch Walnuss-Alleen, vorbei an Haselnuss-Wäldern. Strampeln bergauf über Buckelpflaster. Auf abgelegenen Gehöften dösen träge Hunde in der Mittagssonne. Im Kindergarten nebenan quietschen die Kinder vor Vergnügen, während sie sich gegenseitig mit dem Wasserschlauch nass spritzen.

Nach seiner Sportler-Karriere hat Giovanni den Schreibwarenladen seiner Eltern im Dörfchen Ponte Arche um ein Fahrradgeschäft mit Werkstatt und Verleih erweitert.

Infos online unter www.gardatrentino.it/de/experience/e-bike-tour-zu-den-burgen-von-comano_79150

Kleiner Abstecher mit Pedal-(und Akku-) Kraft zum alten Landgut oberhalb von Ponte Arche Die Belohnung: Mega Blick über das ganze Tal und bis weit in die Berge der Brenta-Dolomiten inklusive Gletscher von Adamello. Unter schattigen Birken am Hang sitzen und auf der Terrasse des Landguts, frische Pasta und Wild probieren. https://www.masomarocc.it/

Grappa- und Essigwandern im Seen-Tal

Durch das Valle dei Laghi auf dem Nosiola-Trail. Der Rundweg führt entlang am Ufer des Lago di Massenza und des Lago di Toblino. Wir sehen türkisblaues Wasser, sattgrüne Zypressen. Üppige Obstgärten - und Weingüter. Nosiola heißt die traditionelle Rebe, die nur hier angebaut wird. Ein großer Teil der Ernte wird zu Vino Santo - dem „heiligen Wein“. Eine kostbare wie berühmte Trockenbeerenauslese, die insgesamt mindestens zehn Jahre im Fass reifen muss. Natürlich kann man Nosiola auch frisch trinken - oder in seiner veredelten Version genießen: Seit dem 16. Jahrhundert werden im Garda Trentino Grappa und Essig hergestellt. Zum Beispiel in der Azienda Agricola Cantina Distilleria Giulio & Mauro. In einem kühlen Keller lagern hunderte Flaschen edelster Grappa und ganz besonderer Essig. Ein Ort der Ruhe. Meistens.

Vier Tage im Jahr, im November, wird es hier regelrecht hektisch. Dann wird gebrannt. Im uralten kupfernen Destillierapparat, der noch vom Urgroßvater stammt. Aus 200 Kilo Trester werden zehn bis zwanzig Liter Grappa. Der kommt ins Fass (Kirsche oder Eiche) oder wird aromatisiert (Raute, Nessel, Latsche). Insgesamt werden bei Giulio&Mauro 4000 Flaschen pro Jahr abgefüllt.

„Ein guter Essig, das ist Traube plus Zeit plus Fass.“ So fasst Andrea die philosophisch-mathematische Formel zusammen. Das ist die Theorie. Und so funktioniert die Praxis: Der Wein muss erst 12 bis 20 Stunden kochen, wird später mit Hilfe von Essigsäurebakterien fermentiert. Dann liegt die Flüssigkeit mehr oder weniger herum, wird dabei immer kostbarer: ein Jahr lagern im Fass, dann nochmal drei oder sechs Jahre, je nach Sorte. Pro Jahr verdunsten durch das Holz etwa zehn Prozent, der Essig wird immer konzentrierter.

Heute dürfen wir 16 Jahre alten Essig kosten - ein bisschen sauer, sehr aromatisch, mild. Zum Neutralisieren zwischen den Probeschlucken gibt es Formai miz („Nasser Käse“). Das ist fein geriebener Parmigiano mit Wein und Grappa angerührt.

Infos unter gardatrentino.it/it/experience/diverse-sfumature-duva-aceto-vino-e-grappa_80545

Oliven-Kurs für Fortgeschrittene

Unter schattigen Olivenbäumen oberhalb des Dörfchens Varignano wartet schon Andrea Santuliana. Seine Familie betreibt das Familienanwesen Maso Botes. Vor 35 Jahren begann der Opa hier mit 25 Olivenbäumen und zwei Bienenstöcken die Öl- und Honigproduktion. Heute sind es 1600 Olivenbäume auf etwa fünf Hektar. Und 170 Bienenstöcke. „Unsere Bäume sind zwischen 25 und 1000 Jahre alt“, sagt Andrea stolz.

Dann erklärt er, warum gerade hier das vielleicht beste Olivenöl weit und breit gemacht wird. Der Boden hat die richtige Mischung von Sand, Lehm und Felsen. Der nahe Gardasee sorgt für die nötige Feuchtigkeit, die von der Ora, dem nachmittäglichen Südwestwind, wohldosiert hier heraufgetragen wird. Ende Mai blühen die Bäume - hier kommen die Bienen ins Spiel. Zuerst wächst der Oliven-Kern, dann reichert sich drumherum das Fruchtfleisch, welches das begehrte Öl enthält, an.

Im Oktober, wenn die Schale der Oliven anfängt, gelb zu werden, ist Ernte. Jede Menge Handarbeit. Da muss die ganze Familie ran. Das funktioniert etappenweise - immer nur so viele Früchte, wie in den nächsten Stunden verarbeitet werden können. Wegen der Qualität. Unter den Bäumen werden Plastiknetze auf der Wiese ausgebreitet. Mit einer Hydraulik-Hand, eine Art vibrierender langer Rechen, werden die reifen Oliven vom Baum geschüttelt. Später mit Druckluft und Sieb von Blättern und Steinen getrennt.

In einer Edelstahl-Zentrifuge, die aussieht wie eine Weltraum-Rakete wird das Öl abgeschieden - acht bis 16 Prozent der Gesamtmasse. Es läuft durch mehrere Filter in Edelstahltanks, die mit Stickstoff aufgefüllt werden - damit kein Sauerstoff an das kostbare Öl gelangt. Oxydation ist der Feind des Olivenöls, lässt es schnell verderben, sagt Andrea. Das gleiche gilt für Sonnenlicht. Deshalb wird das kostbare Öl in weiß lackierte Glasflaschen abgefüllt.

Und jetzt das Wichtigste: Die Ölprobe. Blaue, tulpenförmige dünnwandige Gläser. Blau, damit man nicht von der Farbe abgelenkt wird, sondern sich voll auf den Geschmack konzentrieren kann. Dünn, damit die Handtemperatur das Öl erwärmt und so das Aroma aufsteigt, das sich in der Tulpen-Form besonders gut entfaltet. Es duftet je nach Sorte nach Gras oder Nüssen, schmeckt scharf, bitter, zitronig, zart und intensiv - aber niemals ölig.

Und wo lernt man diese Wissenschaft? Andrea: “Die Theorie auf der Landwirtschaftsschule, der Rest ist Erfahrung und immer wieder probieren“.

Infos online unter gardatrentino.it/it/experience/la-tradizione-dellolio-doliva_79180

Abendbummel durch Riva

Einkaufsbummel links und rechts der Via Fiume: Käsegeschäft neben Andenkenladen mit herrlichem Italo-Kitsch neben Lederwarengeschäft. Kult ist der Handwerks-Laden von Leonardo Guizzetti. Handgemachte Taschen, nicht ganz billig aber für die Ewigkeit.

Stärkung gibt es bei Luca in der lauschigen Osteria La Contrada. Auch spät am Abend geben die Kalksteinwände die Sonnenhitze des Tages ab. Hier herrschen um 21 Uhr noch immer knuffige 30 Grad. Chef Luca Zini sorgt mit einer mobilen Klimaanlage, die er immer wieder neu positioniert, für angenehme Kühlung. Und mit einem zischigen Forst-Bier, einem Limoncello-Sorbet, später mit einem gut gekühlten Nosiola-Wein von um die Ecke.

Dazu gibt es Spaghetti aglio e olio höchster Güte, gefolgt von einem großartigen Thunfischsteak, Grappa, Caffé…

Stolz zeigt uns Luca auf seinem Tablet noch das Video vom großen Koch-Contest des Privatsenders Sky. “Rate mal, wer hier den zweiten Platz gemacht hat“ - fragt er so beiläufig wie innerlich triumphierend. Sekunden später gibt die TV-Jury auf Lucas Tablet die Entscheidung bekannt: La Contrada, Riva del Garda. Als hätten wir es geahnt...

Weitere Infos gibt es unter osterialacontrada.it

Segeltörn zum Sonnenuntergang

Der Wind teilt am Gardasee alles in zwei Zeit- und Daseins-Zonen: Vormittags kommt der frische Peler, der Nordwind von den Alpen. Um die Mittagszeit macht sich dann der wärmere Südwind, die Ora auf.

Abends ist es noch einmal anders speziell - dann ist der Wind wie ein launisches Kind, muss ständig beobachtet werden. Innerhalb von Sekunden dreht er gern mal um 180 Grad. Segler kennen die komplizierte bis unberechenbare Thermik besonders am oberen Ende des Gardasees. Liegt an den Bergen, verschiedenen Windschneisen, Kalt- und Warmluftfeldern in der Höhe und deren kapriziösem Zusammenspiel. Mit einer Flasche Trentodoc, ein regionaler Schaumwein, an Bord einer Segelyacht ist diese Situation sehr gut auszuhalten.

Infos gibt es unter gardatrentino.it/de/experience/gourmet-aperitif-auf-dem-segelboot_51506

Seeblick par excellence

Ganz großes Kino: die alte Ponalestraße oberhalb von Riva. Eine schmale, abenteuerlich Militärpiste aus dem ersten Weltkrieg mit Tunnels und in den Fels gehauenen Festungen. Heute eine der schönsten Fahrradrouten der Welt - weil hinter jeder Kurve ein noch atemberaubenderes Seepanorama wartet. Wandern geht hier natürlich auch. In gut einer (Mountainbike) bzw. knapp zwei Stunden (zu Fuß) erreicht man die Madonnenstatue von Pregasina - mit, na klar, dem wirklich allerschönsten Seeblick.