Burnout entwickelt sich in mehreren Phasen
Feldkirchen/dpa. - Ein Burnout-Syndrom ist nur die letzte Phase einer Entwicklung, die sich über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann. «Es ist ein Tief, in das man sich lange hineingearbeitet hat», sagt Nicole Truckenbrodt, Beraterin aus Feldkirchen in Bayern.
Der Weg zum Burnout kann unterschiedlich verlaufen. Es lassen sich der Expertin zufolge aber Phasen unterscheiden, die typisch sind:
PHASE 1: Der Erfolg befeuert den Leistungswillen
Ganz am Anfang steht der Erfolg: Die Karriere kommt voran, Partner und Vorgesetzte reagieren positiv. Die eigene Leistungsbereitschaft zahlt sich aus. Es stellt sich das Gefühl ein «Ich habe es geschafft!». Für Regeneration oder Entschleunigung ist keine Zeit und scheinbar kein Bedarf.
PHASE 2: Der Stress macht sich erstmals bemerkbar
Die Energiereserven werden verbraucht, der «Akku» nicht wieder aufgeladen. Schleichend beginnt die Tiefen-Erschöpfung. Der Stress macht sich in Rückenschmerzen, Schlafproblemen oder Muskelverspannungen bemerkbar. Der Spaß an der Arbeit lässt nach, das eigene Perfektionsstreben nicht. Die Erwartungen an sich selbst werden dadurch immer weniger realistisch.
PHASE 3: Härte gegen sich selbst soll die alte Leistung wiederbringen
Versuche scheitern, dem Stress mit mehr Sport oder gesünderem Essen beizukommen. Der innere Druck steigt. Noch mehr Härte gegen sich selbst soll dann helfen, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ratschläge von Freunden und Kollegen, doch kürzerzutreten, werden als Kritik empfunden und abgelehnt. Die Devise lautet «Augen zu und durch!».
PHASE 4: Das Tempo im Hamsterrad nimmt noch einmal zu
Ohne entsprechende Korrektur der Entwicklung nimmt das Tempo im Hamsterrad noch einmal zu. Der Betroffene arbeitet noch länger, übernimmt noch mehr Projekte, nimmt Arbeit mit nach Hause. Er mobilisiert die letzten Energiereserven, doch seine Konzentration lässt bereits nach. Er macht immer häufiger Fehler, die ihm früher nicht passiert wären. Seine Versagensängste nehmen zu, sein Selbstwertgefühl sinkt. Erschöpfungssymptome wie Herzrasen, Schlafprobleme oder Tinnitus können die Folge sein.
PHASE 5: Psyche und Körper machen nicht mehr mit
Der Endpunkt ist das Burnout-Syndrom. Die Leistungsfähigkeit bricht zusammen. Die Arbeitsfähigkeit kann für Monate eingeschränkt sein. Oft ist eine Behandlung im Krankenhaus unverzichtbar. Psychopharmaka können die Symptome meistens schnell behandeln. Aber die Muster, die zum Zusammenbruch geführt haben, sind damit noch nicht überwunden. Die Patienten fühlen sich häufig «wie gelähmt». Depressionen und Suizidgefährdung sind nicht auszuschließen.
Panikattacke im Hamsterrad: Gefahr durch Burnout
Achtsamkeit im Alltag verringert das Burnout-Risiko
Mit «Downshifting» der Burnout-Falle entkommen