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Blitzschutz fürs Haus Blitzschutz fürs Haus: Nachträgliche Installation ist schwierig

Von Eva Neumann 12.02.2007, 08:33
Einer von vielen: Jährlich schlagen in Deutschland durchschnittlich rund eineinhalb Milliarden Blitze ein. (Foto: dpa)
Einer von vielen: Jährlich schlagen in Deutschland durchschnittlich rund eineinhalb Milliarden Blitze ein. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - «Im Jahr 2005 zahlten die Hausrat- undWohngebäudeversicherer rund 310 Millionen Euro für Blitz- undÜberspannungsschäden», bilanziert Stephan Schweda, Pressereferent imGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin.Insgesamt wurden rund eine halbe Million solcher Schäden gemeldet.

«Es gibt keinerlei gesetzliche Vorschriften zum Blitzschutz anprivaten Wohngebäuden. Auch die Versicherungsgesellschaften verlangendiesen in der Regel nicht», erläutert Schweda. Durch dieWohngebäudeversicherung werden Schäden an der Gebäudehülleversichert, durch die Hausratversicherung bewegliches Hab und Gut imGebäude. Doch wenn wichtige Daten auf dem Computer unwiederbringlichverloren gehen, ist der Schaden groß. Und je technisierter dieHaushalte und je empfindlicher die Geräte werden, desto größer istdie Wahrscheinlichkeit, von so einem Schaden betroffen zu sein. Eslohnt also, sich über den Blitzschutz Gedanken zu machen.

Der Fachmann unterscheidet zwischen äußerem Blitzschutz gegenDirekteinschlag und innerem Blitzschutz gegen Überspannungen, diedurch einen Einschlag in der Nähe verursacht werden. «Wird einäußerer Blitzschutz installiert, muss zwingend auch ein innererBlitzschutz installiert werden», erklärt Herbert Schmolke, beim VdSSchadenverhütung in Köln zuständig für die Anerkennung vonElektrofachleuten. Umgekehrt könne ein innerer Blitzschutz auch ohneäußeren Blitzschutz - und damit auch von Mietern - realisiert werden.

Ob ein Haus mit einem äußeren Blitzschutz ausgerüstet werden soll,richtet sich nach verschiedenen Kriterien wie dem persönlichenRisikoempfinden, der Gewitterhäufigkeit vor Ort, dem Wert des Hausesund seiner Einrichtung. Überragt ein Gebäude seine Umgebung, etwadurch Alleinlage auf einem Hügel, erhöht sich das Risiko.

Das System des äußeren Blitzschutzes ist einfach: «Im Bereich desDaches wird der Blitzstrom eingefangen und dann durch Drähtegefahrlos in den Boden abgeleitet», erläutert Thomas Raphael,Blitzschutzexperte beim Verband der Elektrotechnik, Elektronik undInformationstechnik (VDE) in Frankfurt/Main. Damit können weder amGebäude Schäden auftreten noch für Personen gefährliche Überschlägeoder Berührungsspannungen entstehen.

Die Fangeinrichtung aus Metallleitungen und -stangen sowie dieAbleitungen zum Boden lassen sich nachträglich errichten. «Die Erdungkann allerdings bei einer nachträglichen Installation äußerstaufwendig und teuer werden», warnt VdS-Fachmann Schmolke. Ist derFundamenterder nicht erreichbar, müssen entweder ein Ringerder gelegtoder einzelne Tiefenerder gesetzt und dann verbunden werden.

Die erste und wichtigste Maßnahme des inneren Blitzschutzes istder Blitzschutzpotenzialausgleich: «Möglichst direkt am Eingang insGebäude werden alle metallenen Leitungen mit einerPotenzialausgleichsschiene verbunden. Hierzu zählen auch metalleneGasleitungen, Heizungsrohrleitungen oder Telefonleitungen», sagtRaphael. Die Ausgleichsschiene wird mit dem Fundamenterder oder derErdungsanlage verknüpft. Die unter Spannung stehende Stromleitungkann nicht einfach geerdet werden. «Für diesen aktiven Leiter gibt esSchutzgeräte, die im Falle einer Überspannung kurzzeitig eine Erdungdurchführen.»

Trotz dieser Schutzvorrichtungen verbleibt dennoch eineÜberspannung im Stromversorgungsnetz des Hauses. Sie wird durch diezweite Schutzstufe - Überspannungsableiter in derStromversorgungsunterverteilung - reduziert. Vor besondersempfindlichen Endgeräten wie Computer, Heizungssteuerung oderTelefonanlage kommen als drittes Schutzelement spezielleÜberspannungsableiter zum Einsatz.

Unter günstigen Bedingungen kostet der komplette Blitzschutz einesneu zu bauenden Einfamilienhauses rund 2200 Euro, so die Schätzungdes VDE-Experten. Da jedes Haus und jede Geräteausstattung spezielleAnforderungen stellt, sollte nur ein Fachmann mit der Installationbeauftragt werden. Ist ein umfassender Blitzschutz eingebaut, lohntsich ein Anruf bei der Versicherung. «Ob Rabatte eingeräumt werden,ist eine Frage des Wettbewerbs», sagt GDV-Sprecher Schweda.«Nachhorchen sollte man auf jeden Fall.»

Informationen: VdS Schadenverhütung, Amsterdamer Straße 172-174,50735 Köln (Tel.: 0221/776 60, Internet:www.vde.com/blitzeinwirkungen, www.vds.de).