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«Bin nur Zigaretten holen»: Wenn der Partner plötzlich geht

Von Bettina Levecke 27.12.2007, 12:20

Mannheim/dpa. - Die Koffer in der Hand, ein zerknirschter Blick und dann der entscheidende Satz «Es ist vorbei, ich gehe». Auch wenn nicht alles rund lief in der Vergangenheit: Mit so einer spontanen Trennung rechnet niemand. Zurück bleiben Tausend Fragen.

«Ich geh mal eben Zigaretten holen», sprach der Mann und wanderte nach Australien aus. Ein alter Witz, über den längst nicht alle Frauen lachen können. Denn es sind vor allem Männer, die ihre Partnerin ohne jede Vorwarnung verlassen. «Die meisten Männer führen keine Grundsatzdiskussionen in der Partnerschaft, sprechen ungern über Schwächen und Misserfolge und leugnen Probleme», sagt Doris Wolf, Diplom-Psychologin aus Mannheim.

Doch wenn er seine Unzufriedenheit nicht thematisiert, hat sie kaum eine Chance, etwas zu verändern. «Auch wenn beide Probleme wahrnehmen, distanziert sich der eine bereits viel weiter von der Beziehung als der andere», sagt der Diplom-Psychologe Peter M. Wiblishauser aus Haar bei München.

Natürlich gibt es auch Frauen, die plötzlich gehen. «Im Gegensatz zu Männern, haben Frauen an diesem Punkt dem Partner aber bereits viele Warnungen gegeben», sagt Wiblishauser. Die plötzliche Trennung ist aus weiblicher Sicht daher eher das Ende einer langen Kette. «Frauen versuchen stärker, an der Partnerschaft zu arbeiten und diese zu retten, senden deutliche Signale, die der Partner häufig aber nicht versteht», sagt auch Doris Wolf.

Eine Trennung von heute auf morgen ist - da sind sich alle Experten einig - unterste Schublade. Wer ohne Vorwarnung geht, verletzt elementare Grundregeln. «Wenn man einen Menschen mal sehr geliebt hat, dann ist so ein Verhalten absolut nicht drin», sagt Huth. Denn die plötzliche Trennung ist für den verlassenen Partner ein schwerer Schlag mit oft weitreichenden Konsequenzen. «Die Betroffenen fallen nicht selten in ein tiefes Loch», sagt Wiblishauser. «Das Gefühl, vollkommen hilflos zu sein und keine Chance zu haben, noch etwas zu retten, ist bedrohlich», ergänzt Wolf.

Wer mit Trennungsgedanken spielt, sollte den Partner deshalb frühzeitig darüber in Kenntnis setzen. «In einer Partnerschaft besteht die Verpflichtung, einander mit Respekt und Offenheit zu begegnen», sagt Wiblishauser. Anne Huth rät, Raum für Gespräche zu schaffen: «Reden Sie über Gefühle und Probleme - auch wenn es schwerfällt.» Paare, die rechtzeitig Bilanz ziehen, haben die Chance, etwas zu verändern: «So kann einer Trennung vorgebeugt werden.»

Ist der Schlussstrich jedoch Realität geworden, gilt es, die Entscheidung zu akzeptieren, so Wolf. Denn wer am Glauben festhält, dass sich der Partner eines besseren besinnt und irgendwann zurückkehrt, verlängert nur den Schmerz: «Es gibt natürlich Einzelfälle, bei denen das klappt, aber in der Mehrheit hat sich nach so einer Trennung das Fenster der Gelegenheiten geschlossen», sagt Huth. «Und fragen Sie sich doch einfach mal, ob Sie mit einem Menschen, der Sie einfach so sitzen lässt, überhaupt glücklich geworden wären.»

Literatur: Mathias Jung: Trennung als Aufbruch - bleiben oder gehen?, dtv, ISBN: 978-3-423-34335-0, 9 Euro; Doris Wolf: Wenn der Partner geht, Pal Verlag, ISBN 978-3-923-61474-5, 12,80 Euro, Mira Kirshenbaum: Soll ich bleiben, soll ich gehen?, Scherz, ISBN 978-3-502-14360-4, 17,90 Euro