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Berufsbild Berufsbild: Flugbegleiter sind mehr als "Saftschubsen"

Von BERIT WASCHATZ 15.10.2010, 11:49

NÜRNBERG/BERLIN/DPA. - Die Schwimmwesten im Flugzeug zu erklären, ist ihr Standardprogramm. Ebenso gehört es dazu, bei Turbulenzen mit einem Tablett zu hantieren. Die Arbeit als Flugbegleiter ist aber mehr als ein Kellnerjob über den Wolken. Denn im Notfall tragen sie eine große Verantwortung. Derzeit suchen die zwei größten deutschen Fluggesellschaften wieder nach neuen Flugbegleitern. Mittelfristig benötigt die Lufthansa nach eigenen Angaben 1 600 neue Kabinenmitarbeiter. Air Berlin braucht Flugbegleiter für die Stationen in München und Nürnberg. Die Ausbildungsinhalte sind relativ ähnlich.

Ein einheitlich geregelter Ausbildungsberuf ist der Flugbegleiter nicht, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg erläutert. Vielmehr handelt es sich bei der Ausbildung um einen Lehrgang, dessen Vorschriften von den jeweiligen Trägern abhängen.

So ist die Art des Schulabschlusses für Bewerber bei Air Berlin nicht so wichtig. Um an einem sechswöchigen Training teilzunehmen, müssen sie aber eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Auch die Körpergröße ist entscheidend. Bewerber bei Air Berlin müssen mindestens 1,65 Meter groß sein, bei der Lufthansa sind es 1,60 Meter. Das ist wichtig, damit sie an die Gepäckfächer an Bord kommen. Noch entscheidender sind Sprachkenntnisse. Neben Deutsch müssen Bewerber vor allem Englisch können. "Das ist die Sprache der Luftfahrtbranche", erklärt Nadine Bernhardt von Air Berlin. Außerdem seien Spanischkenntnisse von Vorteil, da die Fluggesellschaft viel in dem Land unterwegs ist.

Bewerber müssen außerdem in der Lage sein, längere Zeit auf engem Raum mit anderen zusammenzuarbeiten. Daher gilt: "Flugbegleiter müssen teamorientiert sein", sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty in Frankfurt / Main. Und sie müssen sich schnell in die Mannschaft integrieren - eine lange Eingewöhnungsphase gibt es nicht.

Flugbegleitern sollte außerdem klar sein, dass sie viel unterwegs und damit oft nicht zu Hause sind. Wartet dort der Freund, kann der Duft der weiten Welt leicht an Reiz verlieren, gibt die Unabhängige Flugbegleiter Organisation in Mörfelden-Walldorf zu bedenken. Das Einkommen ist zudem nicht gerade üppig: Die BA gibt als Richtwert für die Grundvergütung 1415 Euro brutto im Monat an, bei der Lufthansa sind es rund 1530 Euro. Hinzu kommen eine Schichtzulage, Urlaubsgeld und ein tageweises Abwesenheitsgeld während der Einsätze.

Sind Telefoninterviews, Vorstellungsgespräche oder Assessment-Center überstanden, kann die Ausbildung beginnen. Bei der Lufthansa werden angehende Flugbegleiter acht Wochen lang in Frankfurt am Main oder München geschult. Der Kurs besteht vor allem aus zwei Komponenten: Sicherheit und Service. Der erste Punkt ist der wichtigste bei der Arbeit als Flugbegleiter.

Unter realistischen Bedingungen lernen die Anfänger zum Beispiel, ein Flugzeug über Notrutschen zu evakuieren. "Das Szenario einer Notwasserung wird geübt", sagt Lamberty. Die angehenden Flugbegleiter müssen es schaffen, die Hälfte der Passagiere in 90 Sekunden heil aus dem Flieger zu bringen. Dabei müssen sie Ruhe bewahren, egal was kommt. Das Problem: Sie wissen vorher nicht, welche Notrutsche bei der Übung eventuell blockiert ist. Auch die Brandbekämpfung gehört zur Ausbildung dazu. Geübt wird mit echtem Feuer in Kabinennachbauten.