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Berufe Berufe: Schnelllebige Branche für Leute mit Stil

Von Verena Wolff 20.09.2005, 12:58
Internationaler Jet Set und Haute Couture - Sprachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für alle, die in der Modebranche arbeiten wollen. (Foto: dpa)
Internationaler Jet Set und Haute Couture - Sprachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für alle, die in der Modebranche arbeiten wollen. (Foto: dpa) GermanFashion

Würzburg/dpa. - Heute Mailand, morgen Schanghai - wer die Karriereleiter in der Modebranche erklimmen will, verbringt viel Zeit im Flugzeug. «Die Leute müssen flexibel und sehr belastbar sein»,sagt Claudia Ollenhauer-Ries, Sprecherin des Verbands deutscher Mode-und Textil-Designer (VDMD) in Würzburg. Das Reisen ist auf dem globalisierten Markt ein wichtiger Teil der unterschiedlichen Berufsbilder. «Und dabei geht es nicht immer in die europäischen Metropolen - auch Trips nach Indien oder Vietnam stehen auf dem Programm.»

Sprachkenntnisse sind deshalb eine wichtige Voraussetzung füralle, die in dieser Branche arbeiten wollen. Weil viele Textilienheute in Asien gefertigt werden, ist nach Einschätzung der Expertinauch das Erlernen von asiatischen Sprachen wie Chinesisch nichtschlecht. «Englisch ist ein Muss, Italienisch und Französisch sind schön - aber mit Chinesisch hat man sicher viele Chancen», sagt sie.

Wer mit der Mode sein Geld verdienen will, muss einigeVoraussetzungen mitbringen: «Man muss eine Affinität zu den schönen Dingen des Lebens haben», sagt Peter Boveleth, Vizepräsident des Modeverbands GermanFashion und Geschäftsführer des Modelabels Ambiente in Mönchengladbach. Sensibilität für Farben, Formen und in Stilfragen sind nach seiner Ansicht notwendige Grundtalente. «DasAuge muss man haben», sagt er.

Designer sind die klassischen Kreativen in der Modebranche. «Esgibt rund 150 Ausbildungsstätten für Modedesign in Deutschland», sagtVDMD-Sprecherin Ollenhauer-Ries. Ebenso viele Stellen gibt esungefähr pro Jahr. «Allerdings haben wir jährlich rund 3000Absolventen, die alle Arbeit wollen», rechnet sie vor. Die Sprecherinrät, sich auch bei ausgewiesenem Talent nicht nur auf Design zukaprizieren. «Man steht sich besser, wenn man die Ausbildung breiteranlegt», sagt sie.

Boveleth ist hingegen der Meinung, dass gute Allrounder dünn gesätseien. «Designer ist ein ganz toller Beruf, aber man muss sehrkreativ sein», sagt er. Zudem liege die Messlatte für junge Designerim internationalen Vergleich sehr hoch. Dennoch sind die Unternehmeninteressiert an guten, jungen Leuten und versuchen, ihnen genügendkreativen Freiraum zu geben. «Die angestellte Situation gewinnt anBedeutung», sagt Boveleth.

Aber nicht jeder, der in der Mode- und Textilbranche arbeitet,muss Designer sein: «Es gibt gestalterische, technische undhandwerkliche Berufe», sagt Boveleth. Und nicht zuletzt braucht auchdie kreative Modebranche gut ausgebildete Kaufmänner und -frauen, dieden wirtschaftlichen Erfolg unter Kontrolle haben. «Es gibtAusbildungsberufe und Studiengänge, die den Einstieg in die Brancheermöglichen», sagt Ollenhauer-Ries.

«Zunächst sollten junge Leute in einem Praktikum in einen Betriebhineinschnuppern und sehen, ob das wirklich etwas für sie ist»,empfiehlt sie. Die Unternehmen bieten Praktika vor einer Ausbildungund während eines Studiums an. Einige der Fachhochschulen mit Mode-und Textilstudiengängen haben zudem Praxissemester in das Bachelor-oder Master-Studium integriert.

Bekannt für ihre Studiengänge sind unter anderem dieFachhochschule (FH) Niederrhein in Krefeld und Mönchengladbach, dieFH Reutlingen und die FH Albstadt-Sigmaringen. An diesen Hochschulengeht es nicht um Design, sondern um den Bereich Textil- undBekleidungstechnik. Darunter fallen etwa Schwerpunkte wie TextileTechnologien, Technische Textilien, Faden- und Flächenerzeugung sowieVeredlungstechnik. Die Bekleidungstechnik bringt Spezialisten für das Bekleidungsmanagement und die Produktentwicklung hervor.

Einige der Studiengänge verlangen ein Praktikum oder eine Lehre ineinem der zahlreichen Ausbildungsberufe. Dazu gehören Schneider,Näher, Textilstopfer, Produktionsmechaniker Textil, TechnischeKonfektionäre oder Textillaboranten. Zudem gibt es eine Reihe vonBerufen ohne einheitliche Ausbildung, die die Betriebe aber dringendbrauchen. «Das sind immer Berufe an den Schnittmengen - etwa zwischenIndustrie und Handel», sagt Boveleth. Dazu gehört etwa derMerchandiser, der im Einzelhandel dafür sorgt, dass Kollektionen nachden Vorstellungen der Unternehmen dargestellt werden.

Kontakte sind für Berufsanfänger unerlässlich. «Wer nachdem Studium im Mittelstand einsteigt, bekommt schnell viele Aufgabenund Verantwortung übertragen», sagt Ollenhauer-Ries. Steigt einHochschulabsolvent hingegen bei einem Großkonzern ein, muss er sichauf eine längere Wartezeit in Sachen Karriere einstellen: «Da gibt esviel mehr Hierarchien.» Auch wer selbstständig arbeiten will, solltevorher einige Jahre bei einer Firma angestellt gewesen sein: «Nur soweiß man, wie die Firmen arbeiten, kennt Abläufe und hat schon einigeKontakte geknüpft.»